Beuron, Sigmaringen, Mengen, Riedlingen – nun doch noch!

[Nun also doch noch jener Artikel, der heute aus unerfindlichen Gründen nicht gebloggt werden konnte. Irgendlink hat ihn mir in die Homebase gemailt, damit ich ihn via PC hochladen kann. Chronologisch korrekt wäre er heute Vormittag erschienen.]

Korrigiert: Beuron. Klosterdorf, oder eher Dorf, das ums Kloster herum gebaut wurde? Gegen zehn Uhr erreiche ich am gestrigen Tag den großen Parkplatz unterhalb der Klostermauern, der sich unter Glockengebimmel schnell zu füllen beginnt. Eine lebensgroße Pilgerstatue aus Stahl steht auf dem Fußweg. Seine Tasche wurde von Passanten mit Müll gefüllt. Dennoch erstarrt er stolz im Wandern auf das Kloster zu. Am Radweg steht ein Hinweisschild auf die Klostermetzgerei. Das ganze Dorf riecht nach gesalzenem Fleischkäsweck und Schnitzelbrötchen. Gegenüber der Pforte zum Museum sitzt ein Paar mit drei Kindern und entsprechenden Fahrradgespannen. Das kleinste Kind hängt an der Mutterbrust. Das bringt mich auf die Idee, Bilder von Radelnden zu machen, eine ganze Serie, oder wenigstens von ihren Gefährten, Liegeräder, alte Räder, neue Räder, Fähnchen aller Nationen am Gepäckträger. Und schon stelle ich mir eine Sechzehnertafel mit Radreisenden fürs Memory of Mankind-Archiv vor. Vollstreckermentalität. Das zeichnet vielleicht den Künstler aus, dass er eine Idee, sobald sie keimt, auch schon umzusetzen beginnt?

Manche Ideen wachsen langsam, andere Ideen gehen gar nicht erst auf. Kaum zu glauben, dass ich erst vor einem Monat die Idee zu dieser Livereise ins Memory of Mankind hatte. Nun gut. Mal sehen, wie sich die Radlerporträts entwickeln. Eigentlich ist es mir zu stressig, die Leute anzuquatschen und sie zu überreden, sich für eine Tafel porträtieren zu lassen. Sechzehn Leute, sechzehn Lebensgeschichten, die es sicher Wert sind, angehört zu werden, sechzehnmal erklären, he, du kommst auf eine Kachel in einem Salzberg in Österreich. Habe ich dafür die Zeit?

Bis Sigmaringen folgt der Donauradweg meist auf gut geschotterten Waldwegen durch ein uriges Tal mit schneeweißen Felsen, Burgen obendrauf. Am Fluss findet man immer wieder Kunst von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern – ich habe gestern schon das sehr fragile Werk meines Freundes Hundefänger gezeigt. In Sigmaringen frage ich mich zum alten Schlachthof durch, an dessen Frontwand weitere seiner vergänglichen, schönen Werke prangen. Im Schlachthof sind die Ateliers offen und werden die Arbeiten verschiedener Künstlerinnen und Künstler gezeigt. Beeindruckend eine Installation von Torfballen im Innenhof, die sich mit der Vergänglichkeit des menschlichen Körpers beschäftigt.

Unter herannahenden Gewittern fotografiere ich die Stadt im Lomostyle, einfach draufhalten mit dem Smartphone, die App Hipstamatic dabei auf Zufall gestellt, so dass nach dem kleinen Schütteln vor jeder Aufnahme eine andere Filter-Linse-Kombination zum Einsatz kommt. Nachdem sich die Gewitter verzogen haben, geht es weiter rüber nach Mengen. Die Stadt ist zwar wunderschön, nervt aber wegen des Lärms. Das Schneiden schlecht gewarteter Bremsen an einem weißen Kombi gepaart mit dem Röhren des Auspuffs eines Zweitaktmotorrads, garniert mit einem pechschwarzen BMW voller Ellenbogen, die allesamt aus den offenen Fenstern ragen und Checkermusik mit wuchtigen Bässen.

Heilfroh, die Stadt schnell verlassen zu können, radele ich bis kurz vor Riedlingen, wo mir ein seltsamer Mann den Weg erklärt (obwohl das am Donauradweg nicht nötig ist). Er war einst Lehrer, gibt mir noch gute Tipps für Lagerplätze an einem ‚Seele‘, also einem kleinen See. Zu guter Letzt sagt er, jenseits der Iller beginnt der Balkan, damit habe er früher immer seine Schüler ein bisschen gefoppt und nun weiß ich auch, dass Ulm an der Iller liegt. Abends am Telefon klärt mich SoSo auf, dass ich laut Zeitplan eigentlich schon in Donauwörth wäre, und dass ich meinem Plan um hundert Kilometer hinterher hinke. Dabei habe ich noch nichtmal so richtig das Hochgebirge zu schmecken gekriegt.

Kurz vor Riedlingen baue ich das Zelt auf einer frisch gemähten Wiese auf.

4 Antworten auf „Beuron, Sigmaringen, Mengen, Riedlingen – nun doch noch!“

    1. Danke, Ute. Zwei Tage später kann ich mir erlauben. Zur Not nehme ich den Zug. Heute wurde mir der Alpenradweg angedroht :-). Alpen, ein Wort, das vierfünftel seiner Buchstaben mit dem Wörtchen Qualen teilt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert