Wassergezeichnete Zwittergalerie

Nie ohne mein Wasserzeichen! Ein Zwittergefühl ist das, als freischaffender Künstler auf den Verkauf seiner Produkte angewiesen zu sein, aber von Herzen ein Web-Pirat zu sein, ein Creative Commons Anhänger. Eine seltsam verklärte Utopie gaukelt: was wäre eigentlich, wenn von Heute auf Morgen keine Kopierrechte mehr existieren würden, wenn niemand mehr Geld verlangen würde, niemand mehr etwas bezahlen müsste, jeder wie gewohnt seiner Arbeit nachginge? Ich glaube, dazu müssten die Menschen in einem für sie unerträglichen Maß toleranzfähig sein. Und zwar alle.

13 Antworten auf „Wassergezeichnete Zwittergalerie“

  1. Hallo Irgendlink

    Also ich wäre dazu bereit.

    Kopierecht, Patent und Lohn sind schlimme Geisseln, der Menschheit.
    Ist man doch dadurch gezwungen jeden Tag die Kultur zu verleugnen.
    Die Kultur ist ein Gemeinschaftswerk von allen Menschen, die je gelebt hatten und leben, und natürlich von denen die gerade kommen wollen oder am kommen sind. Ihre grosse Vorfreude formt ebenfalls mit.
    Wenn ich unter Wölfen aufgewachsen wäre, könnte ich nur bellen und knurren und ginge auf allen Vieren. Alles was ich kann, hat mir irgendwann jemand gezeigt. Jetzt mache ich es einfach auf meine eigne Weise.

    Ich denke aber es werden andere Zeiten kommen.

    Liebe Grüsse
    patrick

    1. Lieber Patrick, am Schlimmsten finde ich diese von Kindsbeinen an eingeimpfte Zwiespältigkeit. Dass man versuchen sollte der Beste zu sein, schnellstmöglich am Trog, gelobt zu werden, etc. All das, was einen normalen Menschen wichtig ist, definiert sich dummerweise über den Austausch mittels Geld. Aber das Problem ist, dass das Geld zu träge ist, um als Austauschmittel zu dienen. Wenn es wie Blut die Aufgabe hätte, einen Organismus mit Sauerstoff zu versorgen und ihn zu entgiften, würde es kläglich versagen. Somit ist der „Organismus“ Gesellschaft auch dem Tod geweiht, wenn er weiterhin auf dieses Tauschmittel baut.
      Die düstere Wahrheit scheint mir, dass wir davon zum Teufel nicht wegkommen. In den langen Jahren, die ich nun auf der Erde bin, stelle ich seit zwanzig Jahren eine rasante verkapitalisierung der Gesellschaft fest. Das ist etwas, was man am eigenen Körper erfährt. Immer mehr Dinge, die früher frei waren, umsonst, nichts gekostet, kosten nun. Immer mehr Lebenszeit, die man früher frei gearbeitet hatte, unentlohnt, muss man nunmehr berechnen, weil andere das ja auch tun. Immer mehr einstmals frei scheinende Güter, wie etwa coole Plätze an schönen Stränden, in Naturregionen usw. kosten mittlerweile Eintritt, Parkgebühren etc., oder sie sind gar nicht mehr zugänglich, weil sie in Privatbesitz geraten sind. Ich frage mich, wann der Tag kommt, an dem man aus dem Haus geht, und erst einmal eine Eintrittskarte in die Welt kaufen muss. Tagespass für Zone A, B oder C …

  2. Bin ich sofort dabei – leben ohne bezahlen zu müssen. Auch: ohne bezahlt werden zu müssen.

    Erinnert mich an eine andere Utopie: an den Kommunismus in seiner vollendeten Form.

  3. Vielleicht halten sich viele gar nicht so fest an der Abrechnerei fest, weil sie Profit wollen. Viele merken doch, dass fast alles, was sie im Leben brauchen von der Kleidung, über das Essen bis zur Strassenbahn und der Strassenmusik andere für einem gemacht haben.
    Denn Teil, den man selber zum Ganzen beiträgt ist nur ein Bruchstück von dem, was man von anderen erhält von Morgen bis Abends.
    Das hat schon auch etwas Erschreckendes.
    Da ist man froh, wenn man all das von anderen Gemachte kaufen kann.
    So steht man wenigstens nicht so blöd da.
    Wenn die Handwerkerin nach längerer Arbeit in Deinem Haus plötzlich sagt;
    Nein, nein, das ist schon gut und sie einfach kein Lohn will, weil sie vielleicht im selben Quartier wohnt,
    muss man sie plötzlich schätzen.
    Schätzen kann vielleicht noch anstrengender sein, als ein paar Stunden Stundenlohn zahlen.

  4. Hallo Irgendlink

    Dank Deinem Artikel und Deinen Diskussionen mit Soso, bin ich im Zusammenhang mit Wirtschaft und Geld auf ein interessantes Wort gestossen.
    Schätzen.
    Schätzen hat, wenn man genau hin sieht zwei ganz verschiedene Bedeutungen.
    Einmal die materielle Bedeutung. Schätzen wie viel Mensch da sind zum Beispiel oder schätzen wie schwer etwas ist.
    Dann hat aber schätzen noch eine ganz andere Bedeutung, eine geistige Bedeutung. Jemanden schätzen.
    Jemanden schätzen ist etwas aktives und anstrengendes. Es setzt voraus, dass ich fähig bin zeitweise den Mittelpunkt der Welt aus mir hinaus in jemand anderen zu setzen. Es braucht eine Überwindung des Egoismus, um jemanden wirklich zu schätzen.
    Ja selbst wenn ich mich selber schätze, ist das nicht das gleiche wie Egoismus.
    Es ist dann wie wenn ich mich neutral von aussen betrachte.
    Egoismus kann zwar sehr berechnend sein, hat aber immer etwas Triebhaftes. Da ist ein Loch in mir, und ich trachte danach, mir in der Welt Vorteile zu verschaffen, um dieses Loch in mir nicht fühlen zu müssen. Dabei wird mir die Welt egal, Hauptsache mir geht es gut.
    Egoismus ist so zu sagen eine Kraft die implodiert.
    Schätzen ist eine Sonnenkraft die strahlt.
    Es ist sehr interessant, dass die Gesellschaftsform die wir heute haben, die alles auf Wirtschaftlichkeit und Egoismus abstellt, nicht einfach ein System ist, das auf Gedankenfehlern aufgebaut ist. Vielmehr steht dahinter eine Kraftfrage. Habe ich die Kraft mich von mir zu lösen und dadurch andere zu schätzen, oder geht es mir einfacher, wenn ich andere für ihre Dienste an mir bezahlen kann.
    So gesehen, brauchen wir keine neuen Theorien, um aus dieser Wirtschaftsdominanz heraus zu kommen, sondern innere Sonnenkraft, Vertrauen und…
    auch wenn es ein extrem verfängliches Wort ist; Liebe.
    Mann könnte soweit gehen und sagen, dass Geld und Lohn, nichts anderes sind als synthetische tote Zuwendung. Zuwendung zu der wir aus uns selbst heraus keine Kraft haben.

    Liebe Grüsse
    patrick

    1. spannende gedanken, die du da bewegst, lieber patrick.
      das wort wertschätzen, und auch das wort wert, haben für mich auch mehr und mehr eine umfassendere bedeutung bekommen. wertschätzung ist unfassbar, doch geld und lohn lassen sich begrenzen, definieren, messen.
      aus einer umfrage/untersuchung in bezug auf arbeitszufriedenheit weiss ich, dass regelmässige komplimente und support von vorgesetzten viel motivierender ist, als zum beispiel eine kleine lohnerhöhung (wobei wahrscheinlich beides zusammen am beliebtesten ist).
      der clinch ist, dass wir in unserer gesellschaft diese definierte zahlungsform geld haben, um milch und brot zu kaufen. und dass die ganze welt so eingerichtet ist, auch wenn viele damit nicht glücklich sind. leider kann ich an der kasse nicht mit wertschätzung zahlen, zumal die kassiererin am abend ja auch brot kaufen muss.
      [dieses ewige hamsterrad, für das ich noch immer in mir nach einem adäquaten umgang suche.]
      übrigens: ich schätze deine gedanken sehr. du bringst immer mal wieder eine perspektive rein, die ich so noch nicht überlegt habe.
      liebe grüsse
      soso

    2. Das Tun zu schätzen, also die Sache, an der man mit Inbrunst arbeitet, ist das A und O für die Sache selbst. Wenn man derart Eins wird – etwa beim Bildgestalten oder beim Homepagebauen, wird die Sache einfach gut. Wenn man die gleiche Aufgabe als Arbeit sieht, dafür bezahlt wird, laufen immer auch die Gedanken ans Geldverdienen mit. Und das verfälscht widerum die Sache. Das klingt abstrakt, nicht? Mir fallen aber keine anderen Worte ein und ich habe auch keine Erklärung dafür. Ich kenne nur den Fotoflow, der sich manchmal einstellt, und bei dem einfach alles gelingt und man das Bild bis ins letzte Detail perfektioniert. Dementgegen stehen diese Momente, in denen man gerne ein schönes Foto machen würde, es aber partout nicht gelingt, weil man nicht im Einklang ist … herjeh, ich kann mich in Worten winden … irgendwie bin ich nicht so ganz Eins mit dem Kommentar :-)

      1. Hallo Jürgen

        ich habe ja auch nur versucht einen andern Standpunkt ein zunehmen, an dem ich nicht mehr total Ohnmächtig bin.
        Dass ich das Geld nicht abschaffen kann steht fest.
        So kann ich wenigstens versuchen diejenigen Kräfte in mir zu stärken, die eines Tages Geld immer unwichtiger machen werden.
        Und ich sehe von diesem Standpunkt auch,
        dass nicht das Geld das Böse ist,
        sondern meine innere Kraftlosigkeit ein Teil vom Bösen ist.
        Das gibt mir einfach mehr Perspektive.

        Ich habe auch gut reden.
        Ich lebe von einer Rente.
        Doch gerade durch diese Rente merke ich,
        dass ich nicht gut damit umgehen kann,
        dass ich alles geschenkt bekomme.
        Dabei ist das Realität.
        Selbst wenn ich mein Geld selber verdienen müsste,
        würden fast alles was ich täglich brauche andere für mich bereit stellen.
        Wie gesagt, diese Einsicht kann einem beängstigen.
        Im hohen Alter könnte sich das sogar noch verschärfen.
        Vielleicht kann ich mich eines Tages nicht einmal mehr selber anziehen.
        So etwas kann hohes Alter mit sich bringen.
        Dann wird es wichtig sein, dass ich gelernt habe sowohl mich selber wie die anderen zu schätzen.
        Ich wollte keine Lösung finden, sondern einen mögliche Weg, der von der Dominanz des Geldes etwas wegführen könnte.
        Lösungen haben immer etwas Endgültiges.
        Endgültiges schliesst weiteres Leben aus.

        Ich finde das gut, wenn Du für Deine Fotos Geld verlangst.
        Mach Dir deswegen keine Sorgen.
        Schade ist auch, dass Du den Spenden Button weg gemacht hast.
        Das war doch eine Dienstleistung!
        So konnte ich und andere Dich etwas unterstützen.
        Das hat Freude gemacht.
        Und da ich selber nicht gerne reise,
        war das doch wundervoll,
        Dir dabei zu zuschauen.

        Manchmal kann man Probleme nicht lösen,
        indem man sich in sie verkrallt.
        Darum habe ich versucht meinen Standpunkt etwas zu verschieben.

        Liebe Grüsse
        patrick

        1. Ich glaube, das Problem ist der Zwiespalt zwischen geben und nehmen können. Beides ist gleich wichtig und sollte im Gleichgewicht bleiben. Wir leben ja in einer Kultur der Schuld und des schlechten Gewissens. Soll ich mal was sagen: der Spendenknopf im Blog war vom Gefühl her recht zweischneidig – ich hatte bisher immer das Gefühl, Kunst und damit die Projekte, die ich mache, sind grundsätzlich brotlos – von früh an gelernt – eben nichts wert. Somit ist auch die eigene Arbeit nur eine Liebhaberei, die nicht bezahlt werden darf …
          Das ist natürlich quatsch. Eigentlich bräuchte es ein Lebenszeitmodell einführen. Eine Stunde Lebenszeit eines LKW-Fahrers ist genauso viel wert wie die einer Kanzlerin. Über die KünstlerInnen können wir gerne weiter streiten, die machen ja sowieso, was sie wollen und sind glücklich :-)

  5. Aha.
    Von Kronkorken war einer meiner Schüler mal im Eimer. Aus dem Jugendherbergsstockbett war er mit der Stirn drauf geknallt. Es bleib ein hübscher Abdruck für alle Zeiten…

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