Ich frage mich, woran mein Freund, der Pariser Elfenbeinküster, so gezielt erkannt hat, was für ein Typ ich bin. Im Nachhinein glaube ich, er hat geahnt, dass ich aus Boulognes Partnerstadt Zweibrücken bin. Dass ich Deutscher bin. Schon beim Sprachcheck, den er durchgeführt hat: „Excusez moi, English? Deutsch? Hollandais?“, hat er das unmerkliche Weiten meiner Pupille gesehen, als er Deutsch sagte. Die schwarze, relativ saubere Radlerkluft, mein vom Fahrtwind gerötetes Gesicht und die verquollenen Augen tun ihr Übriges. Der Typ ist ein deutscher Radler, der bis hierher fast 700 km geradelt ist und mit Taschen voller Geld rund um die Nordsee reist. Den krall ich mir.
Andreas Borutta kommt mir in den Sinn, der auf seiner Webseite (siehe Blogroll Diebstahlschutz) erklärt, wie man ein Fahrrad äußerst wirkungsvoll gegen Diebstahl schützt, nämlich, indem man es systematisch borumatisiert. Man braucht dazu Teer, Federn, eine Feile, und das Prinzip ist denkbar einfach: kein Teil am Fahrrad darf nach der Prozedur auf dem Flohmarkt mehr als 5 € wert sein. Eine Tretkurbel, in die mit Vergoldung der Firmenname eingeprägt ist, muss so zerstört werden, dass sie zwar ihren Dienst noch erfüllt, aber aussieht wie Müll. Man könnte mit dieser Methode einen Goldbarren wirkungsvoll schützen, indem man in etwa in Kuhmist taucht und ihn statt im Safe im Haus, in den Vorgarten legt. Jeder Einbrecher wird den Safe knacken, anstatt den Kuhfladen mitzunehmen.
Und sich selbst könnte man in den Fußgängerzonen dieser Erde natürlich auch dergestalt borumatisieren, dass man aussieht wie ein Bettler und somit nicht wahrgenommen wird von Trickbetrügern und Taschendieben. Das Problem ist: hätte ich in der borumatisierten Version auch im Rathaus vorsprechen können? :-)
Den überaus unterhaltsamen Artikel von AB, wie man sein Rad gegen Diebstahl schützt, findet Ihr hier. Besonders gut find ich die Idee mit den Hühnerfedern.
(entfipptehlert, mit Links bestückt und gepostet von sofasophia)
Eine Antwort auf „Nachts um 4:11 oder Selbst-Borumatisierung“