Mal wieder ein bisschen drauf los plaudern. Die Zeit rennt mir davon. Die SoSo hat es kürzlich erwähnt: es gibt einfach zu wenig Leben für das, was noch alles erledigt werden müsste.
Um die Mittagszeit an diesem Freitag denke ich, hach, im Amt ohne Wiederkehr, hätte ich jetzt die Tür hinter mir zugeworfen und würde durch die Stadt driften auf dem Weg nach Hause. Stattdessen schufte ich palettenweise Loungemöbel im Lastenaufzug, die für eine echte römische Orgie vorgesehen sind, bei der die BesucherInnen Tunikas tragen werden und die in einer antiken Therme stattfindet. Einige hundert Möbel. Ein kleiner Großauftrag. Zwischen Tür und Angel bitte ich den Owner, er soll auf der Baustelle ein paar hochauflösende Bilder machen, zwecks Panorama, denn das würde mich schon interessieren, wie die Lounge aussieht, wenn Sklaven herumscharvenzeln und den Tunika tragenden Gästen Otterohren in Aspik servieren. Kurzerhand delegiert der Owner die Fotosache an mich – Mist – muss ich nächstens rausfahren zur Baustelle. Aber sicher wird es spannend. Ist auch besser, wenn ich die Rohdaten aufnehme.
Speed. Hochgeschwindigkeit. So ist das Leben zur Zeit. Alles muss schnell gehen. Auch das Feine. Zwischendurch rette ich seltsame Gedanken auf Papier. Wie die Sache mit der dicken Frau im Pelzmantel, die mir im Mercedes entgegen braust auf einer engen Dorfstraße auf dem Weg zur Arbeit, ich ein parkendes Fahrzeug passierend, sie hundert Meter entfernt auf das Recht der ersten Spur pochend, lichthupend, Platz genug für zwei wäre ja und im Radio melden sie etwas, was wie Vollbeschäftigung klingt, 41 Millionen Menschen in Deutschland haben eine Arbeit – 41 Millionen arme unglückliche Teufel. Die dicke Frau im Pelzmantel kommt mir bedenklich nahe, als wir uns an der Engstelle begegnen, aber es kracht nicht.
41 Millionen schwitzende Beschäftigte. Das Land brummt. Brummland ist erfunden. Und Vollbeschäftigung, sowie Rechthabmensch, dick im Pelzmantel, lichthupend. Irgendwie rette ich diese Gedankenfetzen ins iPhone, SMSe sie der SoSo, welche sie notiert und bloggt. So dass ich nun, halbdement, nachlesen kann.
Abends auf dem Rückweg, selbe Engstelle, selbe dicke Frau auf dem Rückweg vom Friseur. Diesmal ist sie auf der Engseite und ich im Recht. Ich kann mir die Lichthupe nicht leisten, kost‘ ja Strom, und weiß vom Morgen, dass die Straße breit genug ist für die dicke Frau im Pelzmantel und mich, dennoch kommen wir uns wieder sehr nahe.