Seid bloß froh, meine Lieben, dass es kein Geruchsinternet gibt. Wenn man das 12 Bett Zimmer in der Casa Austria in Los Arcos betritt schlägt einem ein abscheulicher, säuerlicher Geruch entgegen. Wenn man den Raum nicht verlässt, gewöhnt man sich daran. Ein seltsamer spanischer Kerl steht in der Mitte des Massenlagers und nestelt an seinem Kampfanzug, führt Selbstgespräche, zieht seinen Schuh aus, beschimpft ihn und sticht mit dem Messer auf ihn ein. Thomas, der Kufsteiner Café-Besitzer und Shijatsu-Spezialist erzählt mir, dass der Herbergswirt jemanden angerufen hat, einen Psychiarter oder die Ambulanz, die sich des armen Besessenen annehmen sollen. Thomas erklärt mir auch einen Druckpunkt an der Innenseite meines rechten Ellenbogens, den ich massieren soll, um das Stechen im linken Knie zu mildern. Es scheint zu funktionieren. Jan und Jost, die armen Slovenischen Teufeli sind auch hier im Zimmer. Thomas hat zehn Euro zum Übernachtungspreis (je 7 €) zugeschossen und ich habe das Frühstück für sie spendiert (je 3€). Die japanische Herbergsmutter drückt mir drei abgegriffene Spielkarten in die Hand als Bon fürs Frühstück. Jan und Jost gebe ich die beiden Joker und behalte für mich den Kreuzbuben. Sie sind voller Dankbarkeit und werden nachher für uns in der Herbergsküche kochen. Gerade füttert mich Jost mit Mandeln, die sie unterwegs gefunden haben :-)
Kurz vor der Stadt treffe ich einen Japaner, der kaum Gepäck mit sich hat. Ihr glaubt kaum, was das für ein Hallo war, als er seine Landsfrau und deren Freundin in seiner Muttersprache begrüßt. Die Herberge hier ist das Kultigste, was ich bisher erlebt habe. Im Hof sind alle Wände bemalt und mit Sprüchen bekritzelt. International. Das Aufenthaltszimmer ist ein gemütlicher holzbeheizter Wohnraum mit Internet und Telefon. Bunte Wände wo man hinsieht. Ein verwinkelter zweistöckiger Bau, in dessen Innenhof auch Thomas‘ Hund ein Plätzchen findet. Da mag ich mal verzeihen, dass, wie man mir erzählt, der Raum kurz vor meiner Ankunft mit Wanzengift geflutet wurde.
Los Arcos selbst sieht ein bisschen so aus, wie ich mir Mexico vorstelle. Durch weitläufiges, kahles Land, auf dem sich Olivenhaine und Wintergerstefelder befinden kommt man in die totenstille Stadt. Der Geschmack von Showdown liegt in der Luft. Was fehlt sind Kakteen, rollende Büsche und eine Mundharmonika. Staub fehlt auch. Und der Typ, der mit seinem schneeweißen BMW über den Acker fährt, um die Saat zu prüfen, passt auch nicht ins Bild. Just, als wir durch die Hauptstraße laufen, fängt es an zu regnen. Ich erzähle meinem japanischen Begleiter von Mexico und dass ich es nur als Klischee kenne.
Diese Stadt ist höchst unheimlich. In unregelmäßigen Abständen geht ein Rumoren durch den Raum, als befände sich unter uns ein Bergwerk. Hinter den Häusern der Hauptstraße ragen zerklüftete Felsen und eben höre ich etwas quietschen, als drehe sich ein Windrad im Wüstenwind.
Zieh Django!
wie lange der typ im kampfanzug wohl schon unterwegs ist und ob DAS allen jakobspilgerInnen über kurz oder lang bevorsteht? vielleicht solltest du deine messer irgendwie oder irgendwo … ich meine ja nur. wäre ja schade um die neuen schuhe.
ich kann mir alles total gut vorstellen, was du da schilderst und sehe es richtig farbig und rieche es richtig stinkig vor mir. und ich freue mich jetzt schon auf deine bilder!
wow. heiße bilder entstehen beim lesen!
und vorhin sah ich im swr-tv, dass es überall in der pfalz und im saarland geschneit hat, also dein hof und drum rum wird schön weiß und sauber aussehen…
gruß in die django-welt von sonja
Schnell du bist, junger Padavan.
Trotz der vielen Schreiberei :-)
Der Schuhschlitzer von Los Arcos – welch ein Romantitel.
Keep on walking
Axel