Eine Wolke der Ungewissheit

Das Leben ist eine Kombination verschiedener Stimmungen, nicht von Erkenntnissen. Das heißt: was ich tue, fußt nicht auf in sich schlüssigen Tatsachen, sondern auf einem bröckeligen Konglomerat aus Vermutungen. Kaum etwas von dem, was meine Entscheidungen beeinflusst ist tatsächlich messbar. Das meiste, was meine Erkenntniswelt ausmacht ist nicht prüfbar. Fast 100 Prozent meiner Informationen beziehe ich aus zweiter Hand. Aus den Medien, aus dem Internet; selbst wenn mir ein Freund über eine Sache erzählt, habe ich sie nicht selbst erlebt. Tatsachenfälschung ist das einfachste Geschäft der Welt. Es ist eine Frage des Vertrauens und des gesunden Menschenverstands, so etwas ähnliches, wie Wahrheit zu finden. Sogar Selbsterlebtes verschwimmt im Lauf der Zeit zu einer amorphen Masse, in der nicht mehr mit 100 prozentiger Sicherheit ausmachbar ist, was wirklich wahr ist. Etwa erzählte an Silvester mein alter Freund eine Geschichte, die wir gemeinsam erlebt haben, bald 20 Jahre ist das her. Wenn ich die Geschichte erzählt hätte, wäre sie eine andere. Die selbe Geschichte, exakt die selben Ereignisse, aber zwei verschiedene Versionen.

Wie viel von dem, was alltäglich auf uns einprasselt können wir selbst überprüfen? Kaum etwas. Somit verschwimmt unser Leben in einer schimmernden Wolke der Ungewissheit.

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