Wie wir unsere Spuren hinterlassen in dieser Welt. Mein alter Freund Janax aus Paris, bilingual, hat vor etlichen Jahren einmal ein Feuerzeug, welches mit Werbung für Welter Reisebedarf bedruckt war so zurecht gekratzt, dass nun der Schriftzug weiter reise darf zu lesen war. Für einen Franzosen macht so ein Wort durchaus Sinn. Für mich übrigens auch. Was habe ich gelacht, als er mir das Ding schenkte. Ein Feuerzeug hat in der Regel eine Lebenszeit von etwa einem Monat. Dann ist es leer, oder der Feuerstein abgewetzt und man wirft es auf den Müll. Feuerzeuge sind sowieso stark fluktuierende Gegenstände. Umso verwunderter war ich, als das Feuerzeug nach all den Jahren wieder aufgetaucht ist. Sofort erinnerte ich mich an meinen alten Freund und wunderte mich, wie einfach es ist, uns in den Köpfen unserer Mitmenschen zu verankern. Zu dem Thema habe ich übrigens schonmal etwas geschrieben über Künstler Meierk.
Ich bin ein Kenner des Straßengrabens. Insbesondere bin ich ein sensibles Wesen im öffentlichen Raum. Alltäglich prasseln im öffentlichen Raum ja hunderte von Botschaften auf einen ein. Gewollt oder nicht. Zum Beispiel Werbeplakate oder große Schriftzüge auf den Dächern von Firmengebäuden oder bunt bedruckte Autos. So verankern sich die Unternehmen unterschwellig in den Köpfen von den Konsumenten. Nicht zu unterschätzen ist hierbei die Wirksamkeit von Abfallwerbung. Da die meisten Firmen ihren Namen auf die Verpackung ihrer Produkte drucken und viele Menschen ihren Müll im Straßengraben entsorgen, sind die Unternehmen auch dort präsent. So kaufe ich, einem geheimen Impuls gehorchend, neuerdings Bier einer gewissen Sorte, wohl weil in dem Straßengraben auf meinem Heimweg ein Trinker dieser Sorte seine Dosen entsorgt (die ich manchmal aufhebe und in bares Geld verwandele). Einst bildete ich mir sogar ein, auch wenn ich eine Gegend nicht kenne, den Standort eines bestimmten US-Schnellrestaurants auf Grad und Minute genau bestimmen zu können, allein anhand der Funde von Papiertüten, die die Kunden dieser üblen Firma aus dem Autofenster werfen (seltsamer Weise findet man fast nur Tüten dieser Firma; die ebenso präsenten Mitbewerber sieht man nur selten, was daruf schließen lässt, dass diese Firma ein besonders rohes, Klientel im unteren IQ-Bereich anspricht). Um ein Restaurant dieses Konzerns zu finden, muss man nur ein hinreichend großes Arreal beobachten, die Fundstellen der Tüten markieren und Verbindungslinien ziehen. An der Stelle, an der sich die Linien schneiden, befindet sich das Schnellrestaurant.
Für uns Künstler bedeutet dieses Phänomen, sich in den Köpfen der Menschen zu verankern automatisch, dass wir unsere eigene Marke profilieren müssen und die Information, wer wir sind und was wir machen im öffentlichen Raum streuen. Der öffentliche Raum ist die Straße, die Stadt, der Wald, das Dorf, überall wo Menschen unterwegs sind. Und er ist das Internet, Radio, Fernsehen, der menschliche Körper mit Kleidung, ja sogar die Haut der Mitmenschen, wenn man sie tätowiert.
gern wüsste ich, was „kenner des straßengrabens“ auf englisch heißt- daraus könnte man eine super aktuelle berufsbezeichnung machen….master of…was heißt bloß straßengraben?
So etwas weiß Leo.
http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed§Hdr=on&spellToler=on&chinese=both&pinyin=diacritic&search=stra%DFengraben&relink=on
Straßengraben heißt (roadside) ditch. Beim Master of Ditch sollte man dann aufpassen, das D nicht mit einem B oder W zu vertauschen.
Grüße
Y
Hehe, ja, das sollte man nicht verwechseln. Peinlich genug war jene Begegnung mit zwei Neuseeländischen Radlern auf dem Weg Nach Bitche in Frankreich: „Where do You go?“ fragten sie und ich antwortete: „To Bitche“.
Sowie: Hier in Z. ist mal folgendes passiert: Die Hinweisschilder Richtung Bitche kennen entweder die französische Schreibweise Bitche oder die deutsche, Bitsch. Ein Schildermaler hat versehentlich einmal die englische ausprobiert.