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Verrückt: ich arbeite nebenbei an einem komplizierten Projekt und muss mich mit Äon, Chronos und Kairos auseinandersetzen, sowie zaghafte Erkenntnisse auf dem Gebiet der Realität erarbeiten. Vorhin spazierte ich im Wald und habe ein paar triste Bilder gemacht.

Zettelkastennews

  • „… hier wohnen Menschen. Diese Gegend ist ihr zu Hause. Sie sehen das Land mit ganz anderen Augen als der Reisende. Nein, du siehst das Land mit ganz anderen Augen. Deine Augen sind die anderen Augen.“ (Aus El Camino Frances, ungelaufen, ungeschrieben, unveröffentlicht.)
  • Die Stechuhr der Lemminge (tickt heute ohne Irgendlink)

Der Wert des Straßengrabens

Sind etwa 100 Höhenmeter zwischen dem Dörfchen K. und dem einsamen Gehöft, die ich täglich mit dem Fahrrad überwinde. Im Bergfahren wirst du Eins mit dem Straßengraben, kurbelst langsam Meter für Meter und dein unschuldiger Blick klammert sich verzweifelt an Grashalme, Bierdosen, Papierfetzen und die Radkappen gescheiterter Möchtegernralleyfahrer.

Wieviel ist eigentlich der Straßengraben Wert, dachte ich heute auf halber Strecke.

25 Cent. Eine leere Bierdose lag querab im braunen Acker. Ein paar Meter weiter lag eine Glasflasche.

8 Cent, addierte ich und fügte hinzu: plus 25 Cent, für eine weitere Bierdose hinter der nächsten Kurve.

Morgen werde ich mal eine Tüte mitholen und den Schatz einsammeln, dachte ich bei mir. Das habe ich schon lange vor. Mittlerweile kenne ich sämtliches Pfandgut auf der drei Kilometer langen Strecke. Interessant dürfte die Stelle auf Höhe der Wanderhütte sein, wo täglich eine neue Dose hinzu kommt. Immer die gleiche Biermarke. Das ist frappierend. Ich bin einem Serientäter auf der Spur. Wer ist ER?

Wie auch immer. Obwohl ab und zu einige meiner Pfanddosen im Straßengraben abhanden kommen (jemand stiehlt sie), verfüge ich mittlerweile über ein kleines Vermögen.

Ich bin reich.

Den Wert des Straßengrabens kann man so nicht ermitteln.

Skurriler Weise lag neben all dem Pfandzeugs auch noch der Inhalt eines Briefkastens, Kontoauszüge und Werbung im Straßengraben dort oben im grünen Nichts am Rande der Sickinger Höhe, sowie, und das erstaunte mich doch sehr, ein Exemplar von Kants Metaphysik der Sitten.

Was ich nie so recht verstehen konnte: wie kommt jemand dazu, eine Bierdose aus dem Autofenster zu werfen? Das ist ein bewusster Akt.

Der Straßengraben kann nichts wert sein, wenn man ihn wie Dreck behandelt.

Fahrrad der Superlative

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Es hat mich drei viermal nach Spanien, 1992 nach Island, sowie nach Schweden, Finnland und Norwegen bis fast zum Nordkap gebracht; unzählige Male nach Frankreich und in die Schweiz. Ich überquerte damit die Alpen, Pyrenäen, den Harz, Cevennen, Schwarzwald, Vogesen und das Zentralmassiv. Der höchste Pass lag in Andorra, dicht gefolgt vom San Bernhardino. Letztes Jahr diente es für etwa 4000 km auf dem Weg zur Arbeit. Sein Nachfolger kam am Samstag und hat erst 35 km auf dem Buckel.

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