Die Nacht ist der Tag. Der Tag ist die Nacht. Vorhin fragte Künstlerin B. nach der Bauesoterik. Ich war todmüde, nicht in der Lage, die Komplexität dieser Sache zu erläutern, weshalb ich kurzangebunden gähnte und das Beispiel vom Maurer brachte: „Maurer sind bekanntermaßen vertikale Wesen. Alles in ihnen strebt danach, Stein auf Stein auf Stein zu setzen und mit jedem Arbeitsschritt der Horizontalen etwas ferner zu kommen, sich vom Erdmittelpunkt zu distanzieren. Maurer halten beim Frühstück ihre Bildzeitung senkrecht vors Gesicht. Maurer werden verrückt, wenn sie wegen Krankheit wochenlang im Krankenhaus, in der Horizontalen, verharren müssen. Wie anders ist doch der Bodenleger,“ erklärte ich Künstlerin B., „er ist vollends auf die Horizontale fixiert, jene schneinbar schnurgerade Linie, welche sich aber bei näherem Hinsehen als Kreis um den Mittelpunkt der Erde entpuppt. Bodenleger legen ihre Bildzeitung beim Frühstück natürlich flach auf den Tisch,“ sagte ich.
Künstlerin B., du liest diesen Beitrag womöglich. Vorhin habe ich über das Wort nachgedacht, das Du morgens schon am Telefon gesagt hast und das Du abends wiederholt hast: „un …“ verflixt, ich komme nicht mehr drauf. Es klang wie Serendipität, etwas finden, wonach man nicht gesucht hat.
Ja, meine Lieben, so komisch ist Herr Irgendlink, dass er stundenlang nach einem Wort sucht.
Es ist gut, dass die Nacht der Tag und der Tag die Nacht ist, denn Morgennacht wird Herr Irgendlink wieder ordentlich knechten auf dem Jazzfestival im Nachbarstädtchen S.