Gesellschaftliche Existenz auf dem Roulettetisch der Kunst

Besessenheit: ausgeprägter Erregungszustand, der als „Inbesitznahme“ der betroffenen Person durch einen Gott, Dämon oder Geist gedeutet wird. Die Verhaltensänderung der Person wird somit auf das Eindringen eines fremden Geistwesens zurückgeführt.

Dies entschuldigt, dass ich mich nachmittags um drei für abends um sieben verabredet habe, mich abends um fünf nach Sieben ein Anruf erreichte: „Wo bleibst du?“ Oups, glatt vergessen. Das ist schändlich. Und als Entschuldigung kann ich einzig äußern: ich war wie besessen.

Leider war es nicht Gott, Dämon oder Geist, welche die Verhaltensänderung herbei geführt haben, sondern schlicht eine 30 MB große Datei, die auf den Server des Fotobelichters übertragen werden wollte.

Die Kunst ist ein schwer zu tragendes Kreuz. Manchmal hasse ich mich dafür. Alle Liebe in der Luft genügt dann nicht, den Hass, den man sich selbst gegenüber entwickelt, zu neutralisieren.

Außenstehende mögen vielleicht sagen, gerade in diesem Spannungsbogen der totalen Selbstzersetzung liege das Geheimnis, große Dinge zu vollbringen.

Im Selbstversuch an der eigenen Person jedoch ist nichts als Schmerz.

Nun sind die Kunstwerke auf einem guten Weg. Ich hoffe, nächste Woche kommt ein Päckchen mit hochglänzenden Bildern. Dann wird Freude einkehren und man kann die Ellbogen verrenken zu einem Ringelreihen.

Die Zeit ist reif, das Land zu verlassen. Runterkommen vom täglichen Einerlei, der Schluderei nur um der lieben Kreativität willen – dieser unkonzentrierte Zustand ist einfach kein Zustand.

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