Spielen wir nicht alle … manchmal … GOTT?

Nun also wieder zu Hause. Ich lasse es ruhig angehen. Gestern Nachmittag habe ich ein paar Karren Sand ins neue Atelier gekippt, glattgezogen, mit der Absicht, die alten Pflastersteine zu legen, die der Heizungsbauer H. hier auf dem Hof gelagert hat. „Sind 60 Quadratmeter,“ hat er gesagt. Das könnte gerade so reichen.

Nuja. Mit dem Sand und Glattziehen wollte ich es erstmal gut sein lassen, aber dann fiel mir Katzter ein und dass das Tier sicher viel Spaß hätte, die schöne Fläche in Unordnung zu bringen. Juhu Katzenklo. Also habe ich die Steine auch noch gelegt, den Maltisch auf die neue Fläche gepackt und an dem GPL-Bild (siehe Beitrag unten) weiter gemalt bis spät in die Nacht. Dann kam Katzter mit einer Maus im Maul. Ließ sie fallen. Ich war gespannt, ob er das nun frisst. Katzen würden bekanntlich Mäuse kaufen. Aber das Tier lebte noch, lief weg, Katzter hinterher, ein garstiger Hieb mit der Pfote, die Maus blieb liegen, offenbar stellte sie sich tot, Katzter verlor das Interesse, spatzierte im Atelier umher, die Maus aus den Augenwinkeln beobachtend. Da bewegte sie sich wieder. Katzter jagte sie bis zu einem Loch, in dem das Mäuschen Schutz fand. Katzter lauerte und mir dämmerte, das Vieh spielt Gott. Es beobachtet die Maus wie ich Katze UND Maus, wie Gott, so es ihn gibt, mich, Katze UND Maus, sowie alles andere auch beobachtet. Wir alle sind Beobachter, behaftet in unseren jeweiligen Erfahrungssystemen. Je nach Sicht sehen wir mal mehr mal weniger. Katzter sieht die Maus. Ich sehe die Katze und die Maus, ihr, die Ihr dies lest, seht mich und die Katze und die Maus und wenn jemand Euch beim Lesen dieses Artikels über die Schulter schaut, so sieht er Euch, mich, die Katze und die Maus.

Natürlich gibt es keinen Gott, der alles sehen könnte. Das fein abgestufte System der Beobachtung dieser Welt funktioniert aber auch ohne ihn.

„Nuja, wenn Katzter auf seine einfache triebhafte Weise Gott spielt,“ dachte ich, „dann kann ich das doch auch tun.“ Mit einem langen Pinsel stocherte ich in dem Loch bis die Maus heraus kam. Statt wegzulaufen blieb sie stehen. Ich langte nach ihr, packte sie im Genick. „Was manche ich jetzt mit der Maus? Ich könnte sie dem Katzter geben? Ich könnte sie aber auch fotografieren.“ Das Vieh fiepte und versuchte sich zu befreien. Ja, fotografieren, dann sieht man Hand und Maus und nuja, was solls, kost ja nix. Nachdem ich das Bild gemacht hatte, ließ ich das Tier in der Dunkelheit des Gartens frei. Der Mond, ohnehin nur eine scharfe Sichel, war verschwunden. Es war spät. Ich hatte Gott gespielt, und die Katze beim Gottspielen beobachtet und an dem GPL-Bild habe ich den Bluefish, Wikipedia und den marvellösen Lynx Browser hinzugefügt.

GPL-Tafel

Hommage a GPL

Noch eine Malübung. Wieder in Zusammenarbeit mit QQlka. Wir haben uns die Logos von Software, die unter der General Public Licence stehen vorgeknöpft Das Bild ist nun schon ein bisschen weiter gediehen. Von Oben links nach Unten rechts: Vim, Bad Vista (das ist mehr ein Scherz), QQlkas Audacity (auch für Windowsnutzer verfügbar), QQlkas freie Interpretation von Apache in Verknüpfung mit Bluefish und Firefox, Drupal, QQlkas The Gimp, Ubuntulogo, Evolution Mail, Ubuntuschrift und QT (Scribus).

Hier habe ich gelernt, wie therapeutisch entspannend Malen sein kann. Ich werde mich weiter in dieser Disziplin üben.

Ach, und wers mag, kann sich Bad Vista, krude an die Atelierwand geschmiert hier als Desktopmotiv herunterladen.

Wege zum Paradies

Wege zum Paradies

Für die Ausstellung in Ostfriesland haben QQlka und ich kürzlich dieses Bild gemalt. Mein erstes Gemälde, an dem ich intensiv beteiligt bin. Die Traktorkatastrophe in der Wabe unter der Deutschlandfahne und die Fliege und der nackte Mann sind von QQlka. Ich habe die Verkehrsschilderabstraktionen gemalt und die anzüglichen Weibsbilder.

Das Schild wird zusammen mit anderen Schildern, gemalt von Mitgliedern des Mainzer Kunstvereins im Schlosspark Lütetsburg aufgehängt. Zu sehen ab heute bis 14. Juli.

Dies ist keine Toilette

Spätnachts lümmelte ich mit Journalist F. und den Mitarbeitern des Kulturamts der Mittelstadt S. in der Einsatzzentrale. Draußen tobte das Stadtfest. Da wurde mir klar, dass ich nun vollends die Seite gewechselt habe. Von vor der Bühne hinter die Bühne. Ich kann mit Menschenmassen nichts anfangen. Zudem mag ich die teils aggressive Athmosphäre auf Volksfesten nicht. Gegen drei Uhr war das Spektakel vorbei. Kehrmaschinen beseitigten Glas, Spucke und Blut, die Fußgängerzone kehrte in ihren ursprünglichen Zustand zurück. Das Elektrikerteam zog die Stecker aus den Verteilerkästen – manche derart verschmort, dass dies nur mit hohem Kraftaufwand möglich war. Die Damen vom Kulturamtsstand schütteten den restlichen Jägermeister in uns. Mann, das Zeug haut rein.Den frühen Abend über habe ich im feuerroten Spülmobil gearbeitet. Jaa, Mr. Irgendlink kann alles. Die Arbeit im Spülmobil gestaltete sich minimalistisch spannend. Es war in einer Seitengasse positioniert, unweit des Toilettenwagens. Die Betrunkenen torkelten im Minutentakt zur Tür herein und versuchten, ins Spülbecken zu pinkeln. Deshalb hatte der Kollege ein Schild aufgehängt: „Dies ist keine Toilette“ (Link entfernt 2016-11-26). Von da an hatten wir doppelt Spaß. Diejenigen, die lesen konnten, kommentierten das Schild mit „Das ist kein Klo“ oder „Ach, schau an, kein Klo“ oder „Wo ist das Klo“ oder „Ich muss pissen“ und so weiter und so fort. Die Doppelsichtigen und Analphabeten versuchten weiterhin, das Spülmobil zu stürmen. Weiter oben riskierten Tollkühne Kerle alles, pinkelten ohne jegliche Scham an den Stromverteiler. Vielleicht war das die Ursache, dass die Stecker verschmorten?

Wir führten Strichlisten mit Edding an der Resopalwand, schlossen Wetten ab und lungerten die meiste Zeit vor der Tür. Einmal kam eine Frau vorbei. Ihr exorbitant großer Busen bleckte rosa in die Nacht. Der Kollege suchte meinen Blick, schmunzelte und seine Augen weiteten sich wie nur Männeraugen im Anblick des Unfassbaren dies tun.

Ich bin froh, dem Toben durch den Wechsel auf die Veranstalterseite entkommen zu sein. Es ist wie Fernsehschauen. Manchmal stellte ich mir vor, es wäre wie Früher und ich gehörte dazu. Mit wieviel Hoffnung man solche Feste besuchte, ja, und in seltenen Fällen sogar beglückt früh nach Hause ging. Die Regel jedoch ist der Absturz.

Mal wieder etwas für den Zettelkasten:

„Kaltabreise“

und

„Wo die Elefanten toben hat das Gras den Schatten.“ (Indisches Sprichwort)

Beides aus Tatort, letzten Sonntag.