Weltweit und doch zu Hause.

Auch ein Slogan. Leider keine witzige Gleichung parat, mit der man ihn verwandeln könnte.

Der schnellste Firmenwagen ist nutzlos, wenn man im Stau steht. Spediteur M. kroch 40 Tonnen schwer mit 30 km pro Stunde Richtung Heimathafen. Fand ich bedrückend. Nur noch zwei Ausfahrten und er würde es geschafft haben. Die Luft roch nach Gummie und verbranntem Öl und ich stellte mir vor, ich hätte im Mai, als ich die Chance hatte, beim Spediteur angefangen. Vielleicht säße ich nun in dem Truck? Zitterpartie.

Derweil überlegte ich, beim örtlichen Elektrogiganten vorbei zu schaun und einen Hub zu kaufen für das geplante Netzwerk. Entschied mich für Stau und anschließendes Ebay. Weltweit und doch zu Hause.

Telepathische Schreibung mit Dr. Treznok

… saß ihm gegenüber, mechanische Schreibmaschine zwischen uns. „Unter welchem Namen veröffentlichst du?“ „Irgendlink,“ sagte ich. Mit zwei Fingern hackte er Irgendlink in das Formular. Er beobachtete mich. Ich fragte mich, ob er merkt, dass ich nichts denke? Bohrender Blick. Er legte los. Buchstabe um Buchstabe klackten auf den Zettel. „Ich denke doch gar nichts, was schreibt der denn?“ dachte ich … und: „Ups, jetzt habe ich ja doch etwas gedacht, ob er wohl gerade schreibt, ich denke doch gar nichts, was schreibt der denn?“

Er arbeitete konzentriert, hob den Blick von der Schreibmaschine und wieder zurück. Zeile um Zeile legte er auf das Blatt. Ich dachte darüber nach, ob es überhaupt möglich ist, gar nichts zu denken. Irgendwas gaukelt doch immer. Ich schloss die Augen. Das Klacken wurde lauter, zudem traten die Hintergrundgeräusche hervor. Menschen murmelten in der Kunsthalle. Aus der Küche floss Knoblauchduft in den Raum. Kürbis, dachte ich, Kürbis mit Knoblauch und Zwiebeln. Wie von ungefähr setzte ich ein Mjam-mjam-lecker-lecker hinzu. Wohlgemerkt nur gedacht. Weiß nicht, ob alberne Pilze in der Pfanne schmorten. Der Knoblauchgeruch übertünchte alles.

Hinter ihm an der Wand hing Kunst. Als ich die Augen wieder öffnete schaute ich auf eine Lehrtafel für Soldaten, welche den Plan einer Stolperfalle zeigte. Schöne Skizze mit Wald im Hintergrund und einem Netz aus Stacheldraht, das man genau soundso in einigen Zentimetern Höhe breitflächig ausbringen musste, um den Feind zu behindern. Fiese Sache. Dort wo der Wald war, stand groß Feind mit einem Pfeil daneben, wie er nichtsahnend auf die Stolperfalle losstürmt. Plötzlich assoziierte ich das Schreibmaschinenhacken mit Maschinengewehrfeuer.

He Mann, wolltest doch nichts denken, dachte ich.

Die Walze ratterte. Dr. Treznok zog das Papier aus der Schreibmaschine: „Hier, dein Gedicht. Das hast du geschrieben. Ich war nur das Medium. Du kannst es unter deinem Namen veröffentlichen. Alle Rechte Irgendlink.“

Ich nahm das Blatt und las Dinge aus tief in meiner Seele, alberne Pilze und Quallen, platt am Strand und wer Gott geschaffen hat.

Nur: Wenn du weder Telepathie, noch an sonst etwas glaubst und Dr. Treznok behauptet, er habe das Gedicht nicht geschrieben, sondern du; wer hat dann das Gedicht geschaffen? dachte ich.

(12. 11. 2006 Kunsthalle Schwaab, Ingelheim)

Ihm gegenüber, nichts denkend

vor vielenvielen Jahren
gabs mal kein Universum
nur Quallen im Meer
und alberne Pilze im Nirgendwo

da sprach ich: es werde
und es ward, Licht und so
und dann was alles so ist

das Werden ist auch im Sein
so geht es voran Schritt für Schritt
das ewige Bleiben, die Quallen
die gehn platt am Strand
und sehn alt aus

das kann ich auch!
und so schuf ich Gott

Kunst – exit – Job

Hab den Job. War vor dem Gespräch noch nicht klar, was es denn werden würde und ich hab mir die Haare gerauft, ich muss Xpress lernen und Freehand und Illustrator und die neuesten Photoshop-Schnick-Schnacks drauf haben – es kristallisierte sich aber ein Back to the Roots heraus.

Ein Fotoapparat ist ein Kasten mit einem Loch drin und ein paar Regelungsmechanismen, mit denen man die Lichtmenge kontrolliert. Sündhaft teures Großformatteil, auf das mich der Werbeagent ansetzt. Und was soll fotografiert werden? Alles, was auf einen Tisch passt, denn das Ding darf das Studio nicht verlassen. Wäre auch ein bisschen kompliziert, denn es hängt ein Mac dran, damit man die Bilder überhaupt speichern kann.

Eine alte Mamiya 6×6 gammelte in der Ecke, „Schrott,“ sagte der Werbeagent, „Schrott gegen das da“ und er zeigte auf das neue Gerät. „Mit der Mamiya können sie spielen, wenn sie möchten.“
Die Kunst ist abgewickelt. Donnerstag war das Bliestallabyrinth beendet
Journalist F. berichtete über die Gemeinschaftsausstellung mit dem Mainzer Kunstverein am Wochenende, auch schon rum. Gelungene Sache.

Anstrengendes Wochenende in Rheinmain.

Viel gelacht. Montag geburtstierte die Sängerin S, weshalb alle Vereinsmitglieder zusammen ein Bild gemalt haben. Hat sie sich riesig gefreut.

Nächte nie kürzer als ein Uhr. Kunst ist im Verein am Schönsten. Liebe ist im Verein am Schönsten. Sex ist im Verein am Schönsten. Und noch so Einiges wurde propagiert. Sport nicht.