Von unscharfen Zukünften und präzisen Pfützenthermometern

Ein kleines Transportfahrzeug auf einem Bahnsteig verdeckt teilweise eine meterbreite Schrift, die zentriert an einer Wand geschrieben steht: "Ich bin ein Individuum. Weit mehr als jedes ausgedachte Figur aus irgendeiner Erzählung. Ich atme. Ich fühle. Ich lebe. Ich esse. Ich arbeite. Ich renne. Ich springe. Ich klettere. Ich erschaffe und zerstöre. Und das mein Leben lang. Teile der Schrift sind vom Transportfahrzeug verdeckt. Das Bild hat Panoramaformat und ist schwarz-weiß.

Im Zentrum der Künstlerbude liegen Klamotten, Kleinkram, Technik, der Reisepass, Fahrradpacktaschen, allmögliches Zeug. In der unscharfen Wolke, die meine Zukunft darstellt zeichnen sich zwei Möglichkeiten ab: kommenden Donnerstag mit der Bahn zur Liebsten in den Aargau, oder morgen, spätestens übermorgen per Radel inklusiv zwei oder drei Zeltübernachtungen bei Brrr Grad Celsius durch die Nordvogesen und das Oberrheintal.

Das Jahr neigt sich konfus dem Ende. Ich glaube, es war mein bisher schlimmstes – zumindest erinnere ich mich an kein übleres Jahr mit mehr Toten, mehr Welt-geht-vor-die-Hunde, mehr Elend und mehr Schmerz. Ein diffuses, hässliches Gemenge an Ereignissen. Großweltenläufig wie persönlich klein.

Seit Herbst stand sogar der Künstlerberuf auf dem Spiel und ich verbrachte viele Stunden mit Grübelei, ob ich 2024 nicht besser den Beruf wechseln sollte. Ein feiner warmer Job irgendwo; die Künstlerseele freikaufen. Auch das eine unscharfe Wolke möglicher Zukünfte.

Eine zarte Frostnacht. Der Garten liegt unter Raureif. Sonne streifte langsam über den östlichen Horizont heute früh. Als ich aus dem Hochbett kletterte runter in die spärlich beheizte Künstlerbude und nach draußen schaute, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, morgen früh aufs Reiseradel zu steigen und gen Süden zu radeln. Obschon es vermutlich genau das ist, was ich gerade brauche. Langsam im Wiegetritt auf dem heimischen Sattel das Jahr ausbaumeln lassen. Mein Blick streifte die „gepackten“ (wahllos dahin geworfenen) Klamotten, die Radelpacktaschen, den Teetisch mit kleinen Wichtigkeiten. Eine Explosionszeichnung des „geplanten“ Aufbruchs. Ich muss eigentlich nur noch zusammen packen.

Vor der Tür: Das Thermometer auf der Südterrasse zeigt ein zwei Grad. So genau kann ich das ohne Brille nicht ablesen. Der rote Strich rangiert aber sicher über null. Auf den mittlerweile geleerten Regenfässern neben der Tür liegen zur Abdeckung der Öffnungen alte Bratpfannen, in denen sich noch etwas Wasser befindet. Insgesamt vier Fässer (wir nennen sie scherzhaft Thinktanks) stehen in Reih und Glied und die Pfannen sind, je näher an der Haustür, teils noch offen, teils gefroren. Die Mittlere zeigt sich nur zur Hälfte mit dünnen Eis bedeckt. Ich habe ein präzises Pfützenthermometer vor der eigenen Haustür.

Tiefer Atemzug. Frische, kalte Luft. Ein herrlicher Morgen. Der Abend zuvor, fällt mir ein, war auch wunderbar. Still, kalt, klare Luft und ein ins Rötliche tendierender Sichelmond, der ungewöhnlich groß wirkte hinter den Pappeln am westlichen Horizont. Wie mit dem Stechbeitel geschnitzt.

Ich frage mich, warum ich aufgehört habe, solche alltäglichen Belanglosigkeiten zu notieren. Nein, das frage ich mich eigentlich nicht. Die Antwort kenne ich.

Persönliche Einschätzung, was die Zukunftswolke betrifft: Ich nehme Donnerstag den Zug (70 zu 30).

 

Surfen auf einer stets brechenden Welle aus Bimmelbahnen

Schiene im Vordergrund und dahinter ein Bahnhofsschild auf Bahnsteig mit Aufschrift Dahn Süd. Hinter dem Bahnhof erstreckt sich eine Wohnstraße, ein Haus mit Krüppelwalmdach im Zentrum, sowie ein orangener Kleintransporter.

„Reisen unter Realbedingungen“, so lautete meine Mission für die Radtour durchs Elsass in die Schweiz in der vorletzten Woche. Ich berichtete über die Reise teils „in echt“, also unterwegs schreibend (einige Artikel zuvor), teils im Nachhinein und nun noch in diesem Artikel, ein Nachzügler-Bericht vom allerletzten Reisetag auf dem Rückweg.

Noch etwa 70 Kilometer bis nach Hause. Regen und Sturm sind angesagt. Ich habe ein wunderbares Zeltplätzchen nahe der französischen Grenze im Pfälzer Wald gefunden. Eine Wiese direkt neben dem Radweg. Eine Sitzbankgarnitur mit Tisch. Moosweicher Untergrund. Abends das Zelt trocken aufgebaut. Direkt daneben murmelt ein Bach. Die Straße nahe Hirschthal ist weit weg. Kaum Verkehr. Das Scheinwerferlicht dringt nicht zum Zelt durch. Wenn man mich fragt, hast du einen Tipp fürs Wildzelten, sage ich oft als erstes, baue das Zelt nie in der Außenseite von Kurven auf, denn dort beleuchten vorbeifahrende Autos die ganze Nacht über deine Zeltwände. Das ist wie Leuchtturm, nur mit unregelmäßiger Signatur und einhergehend mit einem schneidenden Geräusch, jenem Mischmasch aus Motorenlärm und Autoreifen auf Asphalt.

Realbedingungen wollte ich simulieren, wozu, wozu, wozu? Realbedingungen beim Langstreckenreisen bedeutet doch ohnehin: alles kann immer passieren. Dauerregen, keine Nahrung mehr in den Packtaschen, Hitze, Durst, eine Panne, all das Negative. Aber auch Positives wie zwei günstig zueinander gerichtete Bäume bei Windstille an einem warmen Tag, zwischen denen man die Hängematte aufspannen kann.

Das neue Zelt zu testen war mein Ansinnen während der Tour. Die frisch verbauten Fahrradkomponenten prüfen. Knackt etwas, rüttelt es, lösen sich Schrauben? Tja. Es soll Regen geben und der ist für meinen Zelttest nun einmal unabdingbar. Wie baut sich das Zelt bei Regen ab? Kannste haben. Es regnet an diesem Morgen des letzten Radeltags in Strömen, so dass ich in der Früh den Plan fasse, nur noch die 25 Kilometer bis zum Bahnhof Hinterweidenthal zu radeln. Das Zelt ist nass und schwer. Unter „Realbedingungen“ würde ich an diesem Tag so lange radeln, bis der Regen aufhört, Sonne durchsticht (tut sie fast immer, auch wenn Dauerregen angesagt sein sollte). Regen, auf dem Fahrrad unterwegs, ist selten so schlimm, wie er in der Vorhersage klingt oder wie man ihn wahrnimmt, wenn man den ganzen Tag am PC schuftet und durchs Fenster nach draußen schaut. So ist es auch an diesem Morgen. Ich lausche dem Plätschern aufs Zelt, das das Murmeln des Bächleins direkt daneben übertönt. Ich will nicht da raus. Nach etlichen Minuten habe ich ein Gefühl dafür, wie der Regen tickt. Es gibt viel mehr nieselige Momente als man vermutet, die sich draußen mit halber Regenkleidung (nur die Jacke, nicht das volle Programm mit Regenhose und Gamaschen) ganz gut anfühlen. Als Radler habe ich ein Gespür dafür, was ein guter Radelregen ist, also ein Regen, bei dem man noch halbwegs angenehm fahren kann, ohne zu durchnässen. Indizien sind etwa Scheibenwischer der Autos auf Intervall.

Radeln bei Regen ist wie das Radeln generell reine Gefühlssache.

Das Zelt ist sauschwer. Klatschnass. Das Innere verstaue ich halbwegs trocken im Packsack. Das Äußere wickele ich zusammen und klemme es auf den Gepäckträger. Unter Realbedingungen würde ich es tagsüber irgendwo zum Trocknen aufhängen. Radele gemütlich auf den Radwegen durch den Pfälzer Wald, liebäugele beim Abzweig in Fischbach bei Dahn, ob ich die Südvariante fern der Bahnlinie entlang der französischen Grenze nehme und die gesamte letzte Etappe per Radel bewältige. Ich Hasardeur, ich. Oder doch lieber diesen einen kleinen Pass rüber nach Bundenthal, von wo es nicht mehr weit ist zur Pfälzer Wald Bahnlinie zwischen Karlsruhe und Saarbrücken? Entscheide mich für Zweiteres. Ich bin ja so klug. Ich bin ja so müde. Ich bin ja so unmotiviert. Erst einmal einen Kaffee in einem Wasgau-Supermarktcafé nahe Dahn. Dazu Fischbrötchen. Unter Realbedingungen würde ich in dem Café mein Ladeequipment an eine Steckdose hängen und Akkus und Telefon wieder aufladen, während ich auf der mobilen Tastatur etwas schreibe. Diesen Artikel zum Beispiel hätte ich können verfassen. Er sähe bestimmt anders aus, wenn ich ihn am Donnerstag vorletzte Woche geschrieben hätte.

Lasse mir Kaffee und Fischbrötchen schmecken, beobachte das Lebensmittelmarktgeschehen, beneide die Menschen um ihr Alltagsleben, weiß aber auch mein Vagabundendasein zu schätzen. Eine lange Radtour ist auch immer eine Schulung in Selbstliebe. Schaue in der Bahnapp, wann die Züge in Hinterweidenthal abfahren. Immer um 22 nach. Könnte klappen, wenn ich mich beeile. Wieder im Sattel kommen die Kräfte zurück, kommt Radellust auf, schimmert plötzlich wo ein Streifen Sonne, frischt der Wind auf, direkt mir entgegen. Ich habe keine Eile. Wenn ich den Zug verpasse, nehme ich den nächsten um 22 nach.

Verpasse den Zug knapp. Keine Lust, am Bahnhof zu warten. Es gibt ja alle fünf Kilometer einen Bahnhof und der Radweg ist super. Führt auf schmalen Wegen schön durch Wald, stets geteert. Rüber nach Münchweiler. Blick zur Uhr, könnte sogar reichen, bis Rodalben zum Bahnhof oder gleich nach Pirmasens Nord. Dort eingestiegen müsste ich dann nicht mehr umsteigen. In Rodalben führt der Radweg direkt am Bahnhof vorbei. Noch sechs Minuten bis der Zug kommt. Ich buche per App ein Ticket, doch die hängt sich in einer Endlosschleife auf, unmöglich, den Kauf abzuschließen. Also Automat. Zieleingabe usw., schon kommt der Zug und ich breche ab. Das stresst mich. Fahrrad und Zug ist nie schön. Adieu schnelle Heimfahrt.

Ich schaffe es in der Stunde zwischen den Zügen sicher bis Thaleischweiler-Fröschen, vielleicht bis Höhmühlbach. Beide Bahnhöfe direkt am Radweg. Höhmühlbach ist sehr verlockend, sympathischer Minibahnsteig. Da will ich hin. Derweil überholt mich schon kurz hinter Thaleischweiler mein Zug. Mist. Drei Mal habe ich den Zug nun verpasst. Irgendwie schön, dieses Surfen auf einer stets brechenden Welle aus Bimmelbahnen. Kein Regen mehr. Dauersonne stattdessen und Gegenwind, bzw. Gegensturm. Trotzdem klappt es mit dem Vorankommen. Ist nun eh klar, dass ich die letzten zwanzig Kilometer nach Hause per Radel zurück lege. Bei einem Bouleplatz neben einem Tennisplatz lege ich das Zelt zum Trocknen aus. Realbedingungen at it’s best.

Ja, doch, als Fazit mag gelten, dass die insgesamt 700 Kilometer auf dem Rad mit Reisegepäck und insgesamt vier Zeltübernachtungen der Realität recht nahe kommen. Was fehlte, war die zeitliche Unbestimmtheit, das offene Ende, das einen die Langstrecke innert mehrerer Wochen simuliert. Die Leichtigkeit des Nicht voran kommen müssens, garniert mit ein bisschen Ungewissheit.

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Von schwarzen Rittern, weißen Schwänen und schnurstracksen fünfzig Kilometern

Mensch mit Regenkleidung und Fahrradhelm auf dem Fahrrad von der Seite sich selbst fotografierend. Im Hintergrund ein lichtes Wäldchen, das noch kaum Laub trägt.

Das Kap hat längst einen riesigen Raum eingenommen. Ständig muss ich ans Radfahren denken. An hügelige Landschaften zwischen Seen und Schären, durchwirkt von Mückenschwärmen. An Zeltplätze auf vollgesogenem, nassem Moos. An Mittsommer feiernde Menschen, die keine Nacht kennen. An ewiges Licht und Zeitgefühlsverlust.

Die Taubheit der Sekunden, Minuten und Stunden kriecht langsam im streng getakteten Körper, der unterm Joch von Öffnungs-, Abfahrts-, Arbeits- und Sonstwelchenzeiten gar nicht mehr weiß wie das geht; die vollständige Losgelöstheit von von außen aufdiktierten Lebens- und Bemessenstakten.

Eigentlich ein schöner Anblick wie das Zelt so da steht direkt am Kanalradweg im Abzweig des Rhein-Rhone-Kanals zum Colmarer Stichkanal. Ein Reiseradler fährt vorbei. Es ist noch früh. Er klingelt und winkt und ich rufe „Moin“, was man mitunter nicht versteht, wenn man zum Beispiel Franzose ist. Das Zelt ist schnell abgebaut. Unmittelbar bevor steht auf den nächsten drei vier, vielleicht sieben Kilometern das Nest der Killerschwäne. Das ist eine bizarre Sache. Wandrer, Wandrerin, kommst du nach Marckolsheim auf dem schnurgeraden Kanalradweg, sei gewarnt vor den Killerschwänen. Riesige Viecher mit giftig zischenden langen Hälsen, die vom Körper bis fast auf die andere Seite des vielleicht einen Meter breiten Radwegs reichen. Die nach dir schnappen, dich anfauchen.

Erstmals begegnet bin ich den Killerschwänen im letzten Jahr auf einer Tour mit dem Rad zur Liebsten natürlich. Es war schon etwas später im Jahr. Etwa hundert Meter vor dem Nest der beiden war eine Barriere aufgebaut und ein Zettel hing daran, Achtung Schwanennest. Schon von weitem war der ruhig brütende riesige Vogel zu erkennen. Das Nest lag zwischen einem Zaun und dem Weg und es ragte bis zur Hälfte des Wegs. Als ich mich näherte tauchte wie aus dem Nichts ein zweiter Vogel auf. Zeternd, zischend, Flügel ausbreitend. Wie der Schwarze Ritter in Monty Pythons „Ritter der Kokosnuss“. Nur in weiß und ohne Schwert. Und ohne Arme. Und fast ohne Beine. „Ich mach Dich fertig.“ Fauchend. In sicherer Distanz beobachtete ich die Szene, sehe von gegenüber einen anderen Radler sich nähern. Sehe wie er sieht und wie er plötzlich ordentlich in die Pedale tritt. Er gibt was er kann. Mit dreißig Sachen rast er auf dem schmalen verbliebenen freien Stück Radweg an den beiden zischenden Vöglen vorbei. Ein Profi, der öfter hier vorbei muss? Der weiße Ritter schnappt und verfehlt ihn. So also, denke ich, genauso muss ich das machen. Mit meinem superträgen, superschweren Radel voller Gepäck und den müden Beinen und dem gehörigen Respekt vor der Kreatur.

Im Jahr 2022 war ich später dran mit meiner Radeltour. Ich meine, es war Ende April. Das Nest war schon fertig, die Brut aber noch nicht geschlüpft. Auf der diesjährigen Tour hatte ich die Schwäne genau an der Stelle wieder gesehen. Noch keine Spur von Nest, aber die Barrieren von Menschenhand und der Zettel, auf dem gewarnt wurde, standen schon bereit, als ich in der Woche zuvor die Stelle passierte. Nicht so eng, nicht so bedrohlich wie im Jahr zuvor, aber eben. Noch ist das Ei nicht gelegt.

Mein Kopf ist an diesem Morgen voller Gedanken vom Kap, von den Schwänen von fünfzig Kilometer geradeaus nach Straßburg radeln, von Vorankommen wollen, überall hin, nur nicht hier sein. Welch bizarrer Gedanke, dass man sich wohin wünscht, statt im Jetzt zu sein. Sei es nur zur Ecke da vorne am Kanal oder bis zu der kleinen Brücke, ab er der Wind wieder im Rücken liegt. Man vergisst so schnell, dass man immer hier und jetzt ist. Wenn man –  nein, wenn ich bloß nicht stetig unkonzentriert rumdenken würde und mir in dieser Welt künstlich Sorgen erschaffen würde, seien sie auch noch so klein. Schon sehe ich mich radelnd in pechschwarzen Mückenschwärmen in frühem Finnlandfrühling, gepeinigt, nicht anhalten könnend. Im Hintergund läuft Jethro Tulls Locomotive Breath, „no way to slow down“. Achwas, es wäre geradezu dumm, anzuhalten bei den unzähligen Plagegeistern.

Aber ich bin nicht in Finnland. Ich bin nicht auf dem Weg ans Kap. Es gibt hier keine Stechmücken. Ich bin hier und da vorne lauern die Schwäne. Das weiß ich. Nur noch fünf Kilometer. Achje und plötzlich wird mir das Dilemma bewusst. Es ist doch einerlei, ob ich an Schwäne in fünf Kilometern voraus denke und mich ums Gebissen werden sorge, oder an Stechmücken in zwei Monaten zweitausend Kilometer von hier entfernt. Das ist alles so fremd. Ich bin mir so fremd in meinem selbst gebastelten Sorgenkorsett. Ich bin mir unheimlich. Das müsste nicht sein. Denn unsere Nachdenklichkeiten, klein und groß, sind doch die Meilensteine unserer nahen Zukunft, unsere kleinen selbst geschusterten Alltagssorgen. Diese „was wäre wenn wie wos“, die uns immerzu begleiten. Versöhne dich endlich. Das muss so. Du bist immer im Hier und Jetzt, auch wenn du dich darüber hinweg denkst. Nur der Grad, es zu fühlen, das Hier, das Jetzt, ist nicht so hoch, wenn du zu viel grübelst. Das ist alles.

Der Rückenwind steht gut. Könnte besser sein. Schleppend komme ich voran. Die Monsteretappe des Tags zuvor sitzt noch tief. Artzenheim passée. Nun die Schwäne. Sind gar nicht da. Dort wo das Nest ist, sieht man Spuren, ja, und das Warnschild und die Barriere aus Stahl, rotgelb gestrichen, steht auch schon bereit. Komm in einem Monat wieder, Herr Irgendlink, wenn du den Schwarzen Ritter im Schwanenkostüm besiegen willst. Brauchst ihm nichtmal Arme und Beine … das nächste Mal macht er mich fertig. Ganz bestimmt.

Vorbei an Marckolsheim bis Sundhouse, wo ich in einem Supermarkt einkaufe. Es gibt beim Eingang eine kleine Selbstbedienungskaffee-Ecke. Zwei Stehtische, vier Barhocker, ein Kaffeeautomat. Ein Euro pro Getränk. Ich nehme zwei Café au Lait, lümmele herum, werde langsam wach. Es mag zehn Uhr sein. Der Paketdienst fährt vor. Offenbar ist der Supermarkt auch gleichzeitig eine Paketfiliale. Die Paketerin liefert einen ganzen Schwung Pakete und nimmt ein Häufchen mit, das neben der Kaffeemaschine steht. Ohne Hast scannt sie die Päckchen, plaudert ein wenig mit der Frau von der Information. Ich beneide sie. Um ihren Job, um ihren gefügten Alltag. Die Sicherheit. Das warme Auto. Ihre kleine Wohnung, die sie bestimmt irgendwo hat in einem der Dörfer zwischen hier und da. Um ihr ganz normales, kleines gemütliches Leben. Und die Supermarktfrau beneide ich auch und den jungen Kassier, der mir erklärte wie man Bananen wiegt und wie man den Preiszettel an der Selbstbedienung ausdruckt. Ich beneide alle in diesem kurzen Moment. Ich bin ja so alleine. So weit weg von daheim. Das Reiserad ist eine elende Last. Der Wind mein einziger Freund. Der Kanalradweg so langweilig. So geradeaus. Fünfzig Kilometer nur geradeaus per Fahrrad ohne auch nur einem Auto zu begegnen. Mitten in Europa. Das glaubt mir doch niemand. Die ab und zuen Angler am Kanal beneide ich, weil sie einfach in ihr Auto steigen können, wenn sie den Fisch gefangen haben. Damoklesk schwebt das Schwert der bevorstehenden Kapreise über mir. Nein nein, ich werde das nicht tun, sage ich in diesem Moment nach zwei Kaffee in einem kleinen Supermarkt im Südelsass. Was werde ich mich erst alleine fühlen in Finnland. Kann ja noch nicht mal die Sprache und achje, die Finnen haben doch alle „solche“ Messer. Erzählte mir einst ein alter Schwede in Pajala im Jahr 1995. Hüte Dich vor den Finnen! Klar war das ein Scherz, ein übler, aber der sitzt. Ich kann Realität, Vergangenheit, Zukunft, Mögliches und Unmögliches gar nicht mehr auseinander halten in diesem kleinen französischen Supermarkt, in dem man die Bananen noch selber wiegen muss und mit Preisschild beklebt zur Kasse mitnehmen muss.

Gegen nicht Vorankommen hilf nur Weiterkurbeln. D’accord? D’accord. Ich trete also ordentlich rein. Noch etwa zwei Stunden bis Straßburg. Es läuft besser. Der Kaffee wirkt. Das Rund des Tritts beruhigt mich. Ich schicke das Hirn in einen stoischen Schlaf ohne viel zu denken außer wo ich die nächste Pause mache. Das hilft immer. Sich Abschnitte setzen. Gerade Linien brechen. Abwechslung in die Geschichte bringen. Ich denke an die Schären im Süden Finnlands. Da gibts doch einen Radweg jenseits von Turku. Muss ich gleich mal recherchieren wenn ich daheim bin. Schären bieten bestimmt Abwechslung. Schären sind gnädig. Nicht allzu steil. Schären haben Wasser und Fels und kleine Buchten. Es gibt in den Schären keine Stechmücken. Schären sind schön. Schären sind lieb. Schären sind Antiseen. Wenn man eine Schäre und einen See übereinander tut …

… schon baue ich mir ein Bild von Finnland, das eine Art Negativ-Positiv-Abdruck ist und im Grunde ist alles eins. Das Land addiert sich zu Null, wenn man die Schären über die Inseln legt. Dann bleibt nichts mehr übrig. 2000 Kilometer geradeaus bis ans Kap. Um Himmels Willen, Hirn, was tust du mir an! Das wäre ja der Horror. Vierzig mal von Marckolsheim nach Straßburg radeln immer geradeaus. Da wäre es dann egal, ob der Wind von hinten kommt, es bergab geht. Das wäre ein Langweiligkeitsoverkill.

An diesem zweiten Tag auf dem Rückweg aus der Schweiz, testtourend für die kommende Tour ans Nordkap kann ich keine konkrete Aussage machen, ob ich mir das zutraue. Etwas in mir sagt, lass es einfach sein. Bleibe daheim auf dem Sofa. Gibt so viele schöne Dinge, die man von da aus erledigen kann. Der Funke Abenteurer in mir hält halbherzig Widerrede. Gleichzeitig versucht er Ausflüchte (zu alt, es zwickt hier, es tut da weh, es könnte dies passieren und jenes nicht und überhaupt, kannst die Liebste doch nicht so lange alleine lassen und und) und – ganz ehrlich, es wäre ein Leichtes, sich aus der Sache zu befreien; ich weiß gar nicht, wieso ich trotzdem darauf zu laufe und wieso es vermutlich trotzdem wahr werden wird. Es ist nur ein kleiner Schritt über die Kante …

… zack anderes Leben. Ähnlich wie nach Straßburg radeln, beim Beginn der Agglomeration auf den Tacho schauen, mit sich selbst wetten wie weit es bis zum Europaparlament ist, das in etwa das andere Ende der Agglomeration markiert. Sechs Kilometer. Und raus nach Vendenheim, vorbei fliegt der Lagerplatz der ersten Nacht, ich durchquere Brumath, schufte mich über Kriegsheim nach Haguenau und darüber hinaus ins Tal der Sauer, wo ich in einem Supermarkt Lebensmittel einkaufe, man meine Tasche an der Kasse durchsucht auf Diebsgut, derweil an einer anderen Kasse die unendlich laute Diebsalarmsirene heult, alle lachen, mit den Schultern zucken, die Stimmung ist gut an dem Abend. Ich freue mich über Bananen, Käse, Wurst und Baguette zur Nacht und zwei Dosen Bier. In Lembach, fast schon im Pfälzer Wald fülle ich an einem Brunnen die Trinkflaschen. Es steht nicht daran, dass es kein Trinkwasser ist (Eau non potable) und ein alter Mann schlurft daher und wir schwätzen ein bisschen, ja ja, „des Wasser kannsche trinke, des kommt aus der Quell do owwe“. Er zeigt zum Wald. Die Quelle muss stark sein. Sie speist drei Brunnen im Dorf. Köstliches Wasser, nicht ganz so populär wohl wie das Wasser der Quelle bei Moutherhouse, von der ich auf dem Hinweg zapfte.

Ich quere die Grenze. Müde, so müde. Zum Bahnhof Hinterweidenthal schaffe ich das heute nicht mehr. Ein Wiesschen an einem kleinen Bach jenseits von Hirschthal breitet sich aus. Lockt. Es gibt eine Sitzbank. Einen Tisch. Der Bach rauscht. Es sieht nach Regen aus.

Ich baue das Zelt auf Moos.

Hast Du bis hierher gelesen? Hab tausend Dank. Das freut mich sehr. Ich habe etwa zwei bis drei Stunden an dem Artikel gearbeitet.

Ich liebäugele stets auch damit, ein alternatives Leben zu leben. Zum Beispiel Pakete auszuliefern, was mir vor vielen Jahren einmal viel Freude und ein regelmäßiges Einkommen bescherte. Das Problem ist, die Kunst schafft sich nicht von alleine und Blogs verkauft man nicht.

In einer Jammerstunde rings um Bitche bloß nicht die einfühlerige Schnecke zertreten #mdrzl

Landstraßengedonner. Nieselregen. Grau hebt sich der Tag. Mein Übernachtungsplatz unter einem Betonpavillon etwas außerhalb von Niederbronn-les-Bains ist zweifellos einer der seltsameren. Die Landstraße ist gerade einmal  dreißig Meter entfernt. Dank Ohrstöpseln und weil nachts kaum ein Auto oder LKW fährt, habe ich gut geschlafen, aber um sieben Uhr perversfrüh rollt der Verkehr wie eh und je. Auf vier Betonsäulen ruht ein rundes Dach aus Beton. Beim Einschlafen im fahlen Streulicht der Stadt stellte ich mir vor, ich liege unter einem UFO. Grotesker weise kongruiert das Rund des UFO-Dachs mit dem bewaldeten Berg jenseits der Landstraße. Zwischen den beiden Rundungen ein Streifen bleiern bewölkten Himmels.

Habe ich gut geschlafen? Ich glaube ja. Ich fühle mich ausgeruht. Die Oberschenkel fühlen sich nur mäßig maträtiert an durch die 125 Tageskilometer. Es ist kalt. Saukalt. Niesel kitzelt mich an der Nase. Ich habe unter der Hängematte geschlafen, die zwischen den Betonsäulen hängt. Es war mir zu mühsam, in die insgesamt drei Schlafsäcke zu kriechen und dann auch noch in die schaukelnde Matte. Der eigentliche Schlafsack wird ergänzt durch ein Inlay, das verspricht, drei Grad kälter zu ermöglichen, sowie einen Biwacksack, der den Nieselregen abhält. Ja, ich schlief gut.

Vor meinen Augen kriecht eine Schnecke die Treppe hinab in die Mitte des Pavillons. Vermutlich war das mal ein Brunnen. Anders kann ich mir die vielen Löcher und Öffnungen und Befestigungen und die Scheinwerfer, die in den Boden eingelassen sind, um etwas was einst Bedeutung hatte, nun aber nicht mehr existiert, ins rechte Licht zu rücken – anders kann ich mir die vielen Überbleibsel nicht erklären.

Die Schnecke hat nur einen Fühler und ein zartgraues Haus. Schlankes Vieh. Eine Weile beobachte ich, wie sie die Stufen hinab kriecht zum Mosaikfußboden, einen Bogen auf mich zu macht, sich aber dann wieder Richtung Zentrum des Areals wendet. Derweil frühstücke ich, schreibe klammen Fingers einen Blogartikel und als ich auf ‚Veröffentlichen‘ geklickt habe, packe ich alles zusammen, stets bedacht, die Schnecke nicht zu zertreten. Das wäre schlimm, hatte ich mir zuvor eingeschärft, pass auf die Schnecke auf. Doch die ist längst verschwunden. Verflixt schnell die Viecher, oder eben beharrlich. Ausdauernd. Wie wir Langstreckenradler.

Ich könnte die Landstraße nehmen und in drei Kilometern zur parallel verlaufenden kleinen Ortsstraße wechseln, das würde mir drei Kilometer Strecke sparen, die ich zurück radeln müsste, um Landstraße, Bach und ehemalige Bahnlinie zu über oder unterqueren. Verlockend. Aber aufs Dichtgeüberhole auf dem Schreiasphalt bin ich gar nicht scharf und überhaupt, L’Escargot, c’est moi. Beharrlichkeit und ein gut Stück Leidensfähigkeit. Kein eitel Lullifulliradeln wird das heute. Disziplin ist angesagt und Durchhalten. Erstaunlich, wie so ein Hirn mit Willen so etwas schmerzempfindliches, von seiner Natur her Träges wie einen Körper antreiben kann. Auf ins nächste Dorf namens Phillipsbourg, wo ich in einer Boulangerie einen Kaffee nehme. Bemaskt rein, drinnen alle ohne Maske, egal, Kaffee bestellt. Jemand hustet. Apnoe-Kaffeetrinken, derweil weitere Leute reinkommen und ich ziehe mir die Brühe elend schnell rein, weil ich mit so vielen Atmenden und plaudernden Leuten nicht so lange in einem Raum sein will. Noch einer kommt rein. Mit Maske, schaut sich unsicher um in der Runde und nimmt dann die Maske ab. Welch bizarre Logik, als ob der Freiherr von Knigge empfohlen hätte, aus Höflichkeit die Maske abzulegen wider die eigene Vernunft.

In Phillipsbourg endet der kleine Bypass an ruhigen Sträßchen und Waldwegen, die parallel zur Straße führen und man muss entweder im Vielverkehr auf der Landstraße die etwa zwanzig Kilometer nach Bitche radeln, oder links oder rechts Nebenstraßen durch Täler und über Hügel. Ich entscheide mich für rechts (westlich), denn die Strecke kenne ich noch nicht. Via Sturzelbronn und später vorbei am Camp Militaire de Bitche, einer riesigen, unheimlichen Truppenübungsanlage mitten im Wald. Die Strecke ist wunderschön bis das Camp beginnt. In Sturzelbronn eine Kompanie Soldaten, die Rucksäcke neben ein Wegkreuz gestellt, wartend, ich sage Bon Jour. Arme Teufel. Die müssen schwitzen und den Körper knechten. Ich darf schwitzen und den Körper knechten.

Kein gutes Wetter an diesem Tag. Ich friere. Hände und Füße schlafen ein. Ich verfluche das Radfahren. Ich gebe das Radfahren auf, schwöre ich mir, stoisch kurbelnd in den fraktalartigen mit zahlreichen Aufs und Abs gespickten Windungen rings um das Militärcamp. Wie soll ich derart jämmerlich je noch einmal ans Nordkap radeln, heule ich vor mich hin. Selbst das Projekt /Bayern fortzusetzen, scheint mir in dieser Jammerstunde rings um Bitche fast unmöglich. Sofa, das ist es was ich will. Sofa und Ofen und an die Decke starren und mir vorstellen, ich schlafe unter einem Ufo und wenn ich von meinem imaginären Sofa aufstehe, muss ich darauf achten, die einfühlerige Schnecke nicht zu zertreten. Vorbei am Etang de Haspelschied, der zur Hälfte im militärischen Sperrgebiet liegt. Alles tut weh. Ich habe Hunger. Sobald ich anhalte, friere ich. Hab den dummen Anfängerfehler gemacht, morgens nicht das feuchte Fahr-T-Shirt anzuziehen, sondern das einzige verbliebene trockene. Somit kann ich mich zum Pausieren nicht trocken umziehen.

Herrje. Ein Paradetag ist dieser gestrige letzte Reisetag, eine Blaupause für spätere Gutrederei nach dem Sprech, siehste, haste ja doch gut überstanden. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob das zum Beispiel in einem norwegischen Fjord so ähnlich glimpflich ist. Bin ich so lange nicht gereist, dass ich es erst wieder lernen muss?

Letzter Anstieg nach Hause eine zwanzig Prozent Steigung. Ich erlaube mir, zu schieben, oft stehen zu bleiben, durchzuatmen und als die Steigung wieder flacher ist sitze ich wieder im Sattel und feixe, ich könnte ja einfach am heimischen Sofa vorbei fahren. Nordkap nur noch 3600 Kilometer entfernt …

(Dritter und letzter Tag der Rückreise ‚Mit dem Rad zur Liebsten‘ Aargau-Pfalz).

Tourhistory: Seit 2016 lege ich die etwa 350 Kilometer einmal im Jahr mit dem Rad zurück, statt per Zug oder per Auto. 2021 fiel die Tour aus. Die vergangene Tour 2022 radelte ich auf dem Hinweg nur das Stück Zweibrücken-Offenburg und Basel-Frick (190 Kilometer) und bewältigte etwa 150 Kilometer per Zug. Für die Akten: Zugticket Offenburg Basel kostete 13,90. Fahrradticket wird nach neun Uhr früh nicht benötigt. Die Regionalbahn fährt sich prima per Rad, da man am Beginn der Linie einsteigt und am Endhaltepunkt aussteigt (spart Gerangel beim Fahrradstellplatz). In der Schweiz durchquerte ich den Bözbergtunnel von Frick nach Brugg per Zug. 14 Franken – Fahrradticket wäre wohl nötig gewesen, wurde aber nicht kontrolliert.

Statistik: Rückweg etwa 21 Stunden im Sattel. Mein innerer Selbstüberschätzer unkt, das könnte man auch mal in einem Rutsch fahren, wie so ein Transcontinentalracer.

Bloggen von unterwegs – ein Ringen mit dem Workflow #mdrzl

Kaum ist man mal ein paar Wochen oder Monate weg, ändern sich die Bedingungen in der digitalen Welt. Wie lange ist das jetzt her, dass ich von unterwegs über das Radreisen oder das Reisen schlechthin bloggte? Ernsthaft und über mehrere Tage? 2021 tat ich nichts. 2020 umradelte ich (ich erinnere mich kaum) Rheinland-Pfalz. 2019 gabs den zweiten Abschnitt von /Bayern. Dazwischen gingen die Softwareversionen und kamen und WordPress, mein bevorzugtes Blog-System entwickelte sich rasant, was auch zu massiven Veränderungen im Backend führte und letztlich stehe ich nun da wie ein Anfänger, muss mich neu einfinden in die Technik. Zudem bin ich kürzlich von Twitter als Kurznachrichtendienst, (das kleine Futter zwischendurch für die verehrten Gepäckträgerreisenden), umgestiegen zu Mastodon. Dort fand ich bei Freund Hagen ein nettes Plätzchen auf einem netten kleinen Server irgendwo in einem der vielen Spiralarme des sogenannten Fediverse: @irgendlink@fimidi.com heißt der Account. Ist wie Twitter, nur anders :-). Und weil fimidi sich so schön macht als Name, habe ich kurzerhand vorgestern den Namen als bescheidenen kleinen Unterteil des sogenannten Fedi- oder Metaverse geprägt. Alles klar? Vermutlich nicht, und das ist auch nicht so schlimm.
Denn im Grunde sind die Abläufe wie eh und je gleich geblieben, wie schon seit Anbeginn der Zeit, in der Menschen begannen, über das zu plaudern, was sie antreibt, darüber zu schreiben und andere daran teilnehmen zu lassen. Nur die dahinter stehenden Accounts, die Technik und die ‚Nennt-das-Kind-doch-beim-Namens‘, die haben sich ein bisschen verändert.
Momentan sitze ich im Schneidersitz auf Frau SoSos Sofa und tippe diesen Text, der vor allem die Funktion hat, mal wieder auszutesten, ob ich auf dem Handy noch tippen kann. Bzw. auf dieser gakeligen, faltbaren Minitastatur, die per Bluetooth gekoppelt ist, und eben, wie die Kanäle funktionieren mit dem Veröffentlichen. Also vom Prinzip her: Text ins Blog hochladen und veröffentlichen und in der Blogsoftware auf dem Server laufen magische Mechanismen, die man nicht verstehen muss, die aber dafür sorgen, dass sofort auf Twitter und in Facebook und im eine Notiz hinterlassen wird, der Herr Irgendlink hat wieder einen Artikel geschrieben …
Zudem befinde ich mich in einer Reisesituation (wir haben eine REISESITUATION). Radelte kürzlich von Zweibrücken in den Aargau, verbrachte eine eiskalte Nacht zusammengekauert in einem Bücherschrank am Rhein-Marne-Kanal nahe Strasbourg und ja, ich fuhr auch ein bisschen Zug. Das Ganze als erstes kleines Reisekunstprojekt im unter dem Hashtag (mit dem Rad zur Liebsten), doch das nur als Geplänkel und ich befinde mich ja gerade noch in einer Phase des Technik wieder Erlernens und auch des Radreisen wieder Erlernens und des Schreiben von unterwegs wieder Erlernens.
Ich glaube, es geht um den Workflow. So wichtig beim reisend Schreiben.
Morgen gehts zurück in die Pfalz. Noch sagt mein Mut, diesmal radelste die 300 Kilometer komplett. Es soll nicht mehr so kalt werden. Ich erinnere mich an einige Kaschemmen und Hütten und Schlupflöcher unterwegs, wo ich übernachten könnte. Mal schauen. Zur Not habe ich keine Scham, in den Zug zu steigen (obschon das mit Reiserad nicht spaßig ist).
Im Fimidiverse werde ich den Workflow ‚Kurznachrichten von unterwegs‘ austesten (also während der Pausen ab und zu eine kleine Statusmeldung zum Fortschreiten der Reise posten): @irgendlink@fimidi.com heißt der Account. Ich glaube, man muss da selbst keinen Account haben). Gepäckträgermitreisende der Vergangenheit kennen das ja von Twitter. Blogtexte wie dieser sollten übrigens auf https://fimidi.com/@irgendlink im Fediverse zu finden sein. Auf Facebook (Atelier Rinck) und Twitter (@irgendlink) bleibt alles beim Alten. Hoffentlich.