Keine Computer vor 2001

War ziemlich windig vorhin. Ich spazierte im Garten, vertrat mir die Füße nach einem langen Tag vorm Monitor. Nieselregen, Wind und stockdunkle Nacht. Erinnerungen an früher und „draußen“ wurden wach. Vor 2001 gab es keine Computer für mich. Will sagen: die Zeit, die ich momentan vor dem Rechner verbringe – nicht unerheblich – habe ich damals draußen verbracht.
Nun, da ich dies schreibe, kann ich mich kaum erinnern. Aber vorhin fühlte sich die Welt an wie „Schlafsack unter Felsvorsprung“. Es gab Moos und der Fels war mit Flechten überwuchert. Schnelle Wolken zogen nachts. Wenn man sich im Halbschlaf umdrehte und ins All starrte, flimmerten Sterne hinter Schleiern. Die Träume waren gut. Das Land war weit. Wenn man morgens die Hände im Bach wusch und eine Kanne Kaffee auf dem Lagerfeuer kredenzte konnte man den Tag schmecken.
Nicht, dass ich mich darum reißen würde, die Nacht in einem Schlafsack unter einem Felsvorsprung zu verbringen, aber manchmal, ja, manchmal …

Die Krone der Schöpfung stopft Löcher

Weiß auch nicht, was mich geritten hat, den Dentist zu fragen: „Hey, wie siehts eigentlich mit Kunststoff aus? Wär das womöglich was? Über Amalgam hört man so Sachen.“ und so weiter und so fort. Die kurze Zeit im Wartezimmer hatte ich die finanzielle Schmerzgrenze auf 50 Euro, gesetzt. Der Arzt klärte auf, legte sich aber nicht fest, ob nun das billige Amalgam besser sei, oder ob der Kunststoff was taugen würde. Am Rande erwähnte er: „Keramik, drei- vierhundert Euro.“ Da schluckte ich kurz und weil der Kunststoff mit 39.99 Euro unter der Schmerzgrenze lag, gab ich mir einen Ruck: „Machense Kunststoff. Mal ausprobieren.“ Die Prodzedur ging ohne Betäubung von statten. Der Arzt bohrte, feilte, schmiergelte, stopfte, während ich wieder und wieder den Schriftzug Siemens auf der Leuchte las. Mantrisch dachte ich: Siemens Siemens Siemens, ouuh shalala Siemens, eine halbe Ewigkeit lang. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle meinem Zahnarzt, Dr. S. ein dickes Lob aussprechen. „Sanft und kompetent jederzeit wieder“, würde man bei E-Bay wohl sagen.

Der Weg ist nie langweilig wenn man spielt

Guten Abend. Nichts besonderes. Wenn man eine Weile nicht geschrieben hat, startet man grundsätzlich mit der Vorgabe „nichts Besonderes“. Schreiben ist Gewohnheitssache.

Ich würde sagen, ich fahre an dieser Stelle mit simpler Tagebuchschreiberei fort. Da weiß man was man hat.

Gestern Abend kamen Kokolores und ich vollkommen ermattet von einer 15 km langen Wanderung zurück und legten uns unweit des Dörfchens Frankweiler bei Glatteis tierisch auf den Hintern. Zuerst ich. Flatsch, lag ich der Länge nach auf dem Waldweg und weil es dunkel war, konnte ich nicht erkennen, ob Kokolores schadenfroh lachte. Tatsache ist jedoch – das hat sie selbst gesagt – dass sie gedacht hat: Wie kann man nur so blöd sein. Die dunklen Stellen auf dem Weg sind Eis und auf den hellen Stellen kann man gehen, weil es der nackte, ehrliche Waldweg ist. Ich rappelte mich auf und folgte bedröppelt der guten Kokolores, bis sie, flatsch, der Länge nach vor meinen Füßen lag. Schlagartig wurde uns bewusst, dass sowohl die dunklen, als auch die hellen Flecken auf dem Waldweg eisglatt waren. Sogar der Hund schlitterte, dass es nur so eine Art war.
Soweit das. Und nun die grandiose Nachricht: Wir haben Sus Scrofa! Eines der längsten und „gefährlichsten“ Geocaches in der Umgebung. Das Geocachen ist ein spannendes Hobby. Mittels kleiner Rätsel und diverser, ausfindig zu machender, Koordinaten gibt man dem Wandern einen Sinn. Es ist wie leben. Der Weg ist nicht langweilig, wenn man spielt.

Der Januar ist schwer, aber Letterboxing heilt

Guten Abend. So langsam etabliere ich den neuen Blog. Noch ist er ein bisschen ungewohnt. Ich mochte die familiäre Atmosphäre bei Myblog. Dieses Konglomerat aus Ritzern, Strickern, Spinnern und Menschen wie Du und ich.

Derzeit ist der Alltag technik- und verwaltungslastig. So dass man kaum zum Erzählen kommt. Zum Beispiel ziehe ich Morgen mit meinem Cousin in eine Server-WG. Der Homepagename wird vierstellig: jrjr.de. Das spricht sich nicht gerade gut aus, aber es sind die Anfangsbuchstaben unserer Namen. Das ist anständig. Der Homepagename wird sowieso überbewertet, finde ich. Der beste Name nützt nichts, wenn die Seite keinen Inhalt hat. Genauso ist es mit dem Bloggen. Was nützt das Design, wenn der Autor nichts zu bieten hat.

Es regnet. Die Glotze läuft. ich überlege, zusätzlich Musik zu dudeln. Reizüberflutung. Der Januar ist schwer.

Vielleicht sollte ich vom Wochenende erzählen? Kokolores und ich waren wieder draußen in der Natur. Auf der Suche nach der Münz-Letterbox stapften wir durch den Wald. Hinter einer Kuppe lugte die Burg Trifels. Plötzlich blieb Kokolores stehen und zeigte auf einen umgestürzten Kirschbaum: „Sieh mal, Rinde, die könnte man doch …“ – „Aber natürlich könnte man damit…“ Also hangelte ich mich den Hang hinab, um den Baum zu häuten, verstaute die Rindenstücke im Rucksack.. Derweil überholte uns ein Paar. Sie hielt einen Zettel in der Hand. Im Pfälzer Wald halten für gewöhnlich nur Letterboxer Zettel in der Hand. Zettel, die sie zuvor aus dem Internet ausgedruckt haben und auf denen die Clues, die Informationen stehen, wie man die Box findet. Es ist eine miese Sache, wenn zwei Teams gleichzeitig die selbe Box suchen. Das Erste verleidet dem Zweiten die Spannung. Auf Burg Anebos trafen wir die beiden wie sie just dabei waren, die Löcher im Fels zu zählen, ein wichtiger Hinweis auf das Versteck. Wir vereinbarten, dass wir ein wenig warten würden, um uns gegenseitig den Kitzel der Suche nicht zu verleiden.

Fakt war jedoch, dass die beiden die falsche Richtung einschlugen. Plötzlich lagen Kokolores und ich vorne. Genau wie Amundsen 1911, als er dem Südpol entgegen steuerte.

Wir lösten diverse Rätsel zwischen den Burgruinen Anebos und Münz und fanden schließlich die Box, loggten im Gästebuch und tanzten, ob unseres Triumphes den Berg hinunter bis zum Parkplatz

Das labyrinthische Türendilemma

Eisige Tage. Raureif auf den Bäumen. Hänge zwischen Blog und Geocache. Ein bisschen besorgt wegen der materiellen Dinge. Aber was wäre der Künstler, zumindest der Nonamekünstler, wenn er sich nicht ständig in der Krise befände? Und Geld, naja? Ach, man hat doch als Europäer sowieso alles was man sich wünscht.
Manchmal frage ich mich, wie ich arbeiten würde – mit Geld. Wie sähe dann meine Kunst aus? Geld ist ein bestimmender Faktor für das Aussehen der Dinge. Vermutlich besäße ich eine 100-Megapixelkamera mit 10.000 Gigabyte Speicher und permanenter GPS-Funktion ahahaha.
Das Problem ist: wenn ich von Anfang an unter guten materiellen Bedingungen gearbeitet hätte, wäre ich mit der Kunst nicht dort wo ich jetzt bin.
Das Künstlerleben wäre grundlegend anders verlaufen. Vielleicht wäre ich Maler, weil ich mir hätte Ölfarben und Leinwand leisten können. Oder Klavierspieler oder Geiger. Oder kein Künstler.
Letzte Woche, kam mir das in den Sinn und ich fabulierte einige Binsenweisheiten: Dinge, die teuer sind sehen aus wie Dinge, die teuer sind. Dinge, die billig sind sehen aus wie Dinge, die billig sind.
Nach einiger Zeit sehen Dinge, die teuer waren noch teurer aus und Dinge, die billig waren sehen aus wie Müll
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Wie auch immer. Ich gebe es nicht gerne zu, aber die materiellen Umstände bestimmen, wie man sich entwickelt und wohin der Lebensweg führt. Das ist eine neutrale Feststellung und heißt nicht, dass Menschen mit wenig Geld schlechtere Menschen sind. Es ist einfach nur das Märchen vom Mann, der durch einen Irrgarten läuft. Von Zeit zu Zeit gibt es Türen, die die Strecke des Labyrinths abkürzen. Aber der Mann hat für diese Türen keinen Schlüssel. Bei jeder Tür bleibt er stehen und probiert, ob sie vielleicht offen ist. Er klopft an, wartet, geht weiter. Auf seinem Weg durchs Labyrinth erlebt er Abenteuer, die er nie erlebt hätte, wenn er den Schlüssel zur ersten Tür gehabt hätte. Er lernt Dinge, die er nie gelernt hätte, wenn er eine Abkürzung genommen hätte.
Irgendwann kommt der Mann an eine unverschlossene Tür. Er öffnet sie und geht auf der anderen Seite weiter. Noch immer befindet er sich im Labyrinth. Noch immer findet er Türen, die verschlossen sind. Aber nun ist er nicht sicher, ob er diese Türen nicht schon von der anderen Seite gesehen hat. Was für ein Dilemma! Wenn ihm nun jemand begegnen würde, der einen Schlüssel besitzt und der ihm die Tür öffnen würde.