All die Pläne, eine Filmpremiere und wie ich lernte, das schwer zu reitende Pferd Kdenlive zu reiten.

Tausend Worte am Tag schreiben. Den Shop aufräumen. Videos bearbeiten. Gesund leben. Rad fahren. Das Haus ansonsten nicht verlassen. Jeden Tag jede Woche ein altes, unbeendetes Projekt fertig machen. Jeden Monat einen ehrenamtlichen Artikel für den ADFC schreiben. Und noch so einiges.

Filmpremiere Radtour durchs Elsass am 17. Januar

Was hatte ich nicht alles vor in diesem Jahr und nun ist der Januar halb rum. Heute ist der 1 Million 61ste Geburtstag der Kunst und mein Film „Durchs Elsass per Rad“ geht um 18 Uhr online. Schaut gerne zur Premiere heute (Mittwoch 17. Januar 2024) vorbei. Natürlich ist der gut einstündige Youtubefilm danach dauerhaft im Netz. Bei der Premiere gibts eine Chatfunktion und ich werde versuchen, sie zu managen. Sprich, ich bin ab 18 Uhr da, schaue den Film zum gefühlt hundertsten Mal, aber mit Euch gemeinsam und beantworte allfällige Fragen.

Tja, da wären wir womöglich beim Hauptthema. Nachdem ich letzten Herbst schon begonnen hatte, mit Filmschnitt zu arbeiten (Elsässer Weinstraßenvideo), bin ich mit meinem zweiten Radreisevideo etwas tiefer in die Materie gegangen. Ich kann mittlerweile das Open Source Schnittprogramm Kdenlive bedienen und kenne seine Tücken. Hat mich etwa einen Tag Arbeit gekostet, Fehler zu machen, die ich nie wieder machen werde. Die gute alte Lernkurve eben, bzw. die Fehler lagen eigentlich in der Soft- und Hardware. Mit den digitalen Techniken ist es wie mit einem neuen Ledersattel. Dauert eine Weile, bis sie sich dem Körper anpassen.

Kdenlive (in meinem Fall Version 23.08 als Appimage auf Xubuntu) sicher nutzen:

Das A und O sind regelmäßige Sicherheitskopien Deines Projekts (echte Kopien, nicht nur regelmäßiges Speichern der Arbeitsdatei, denn das macht Kdenlive zuverlässig selbst). Falls das Programm abstürzt, oder wie in meinem Fall einen Schnitt-Salat produziert, kannst Du zu einer der Kopien zurück.

Es gibt nur zwei weitere Dinge, die in Kdenlive „gefährlich“ sind:

  • Das Werkzeug „Abstand entfernen“ produziert bei vielen Clips und mehreren Spuren und ggf. einer Untertitelspur einen nahezu irreparablen Schnitt-Salat, das heißt, es verschusselt alle Zeitstempel und zerstört den Film, löscht die Untertitel.
  • Die „Bearbeiten > rückgängig“ Funktion kann das Programm zu einem massiven Absturz bringen, so dass es sich gar nicht mehr starten lässt (davon las ich einige Berichte; in meinem Fall konnte ich das Programm nach dem Restart des Rechners wieder zum Laufen bringen).

Lösung für beide Macken: Die Sicherheitskopien, die Du am Besten immer vor größeren Eingriffen in die Schnittstruktur anlegen solltest. Die Kdenlive-Dateien sind im Vergleich zum eigentlichen Video mit nur einigen Megabyte Größe verschwindend klein.

Youtube

Ich weiß, ich weiß. Der Gigant. Daten abgreifen, die Arbeit kreativer Leute ausnutzen, um bezahlte Werbung unters Volk zu streuen. So widerlich, so gut, ich lasse mich trotzdem ein aus purer Neugier und bin ebenso angetan wie abgestoßen von der Plattform. Die Entscheidung ist gefallen, dass ich mich ein Jahr lang ausprobiere auf der Plattform. Spezialgebiet Radreisen und Outdoor. Ich lerne viel. Staune. Staunen ist wichtig. Es hat etwas Naives, finde ich, und das tut machmal ganz gut.

Art Birthday

Zum Geburtstag der Kunst gibts hier einen Wikipediaartikel. Happy Birthday, altes Künstchen.

Typischer Youtube-Thmunail. Vor der Kulisse eines Unwetters, das man aus einem kleinen Unterstand beobachtet, zerzauste Bäume, Starkregen, schaut weiß umrandet grob ausgeschnitten der Oberkörper eines behelmten Ralders, der verbissen in die Kamera schaut. Rechts über dem Radler ist eine sengende Sonne mit starken Strahlen künstlich animiert und überdeckt einen Teil der Unwetterszene. Die linke Hälfte des Videothumbnails ist in Youtube typischer Clickbait-Manier beschriftet mit weißen Lettern und schwarzem Rand: "Orkan vs. Hitze".
Radtour Elsass – August 2023 Youtube Thumbnail

Zu guter Letzt das Thumbnail meines Films. Bissel Clickbait, ich weiß, aber das gehört zu meinen Youtube-Exerzitien, wie auch die Premiere heute Abend (getreu dem Motto, Du hast das Werkzeug (Software, Feature, was auch immer), probiere es aus.

 

Von unscharfen Zukünften und präzisen Pfützenthermometern

Ein kleines Transportfahrzeug auf einem Bahnsteig verdeckt teilweise eine meterbreite Schrift, die zentriert an einer Wand geschrieben steht: "Ich bin ein Individuum. Weit mehr als jedes ausgedachte Figur aus irgendeiner Erzählung. Ich atme. Ich fühle. Ich lebe. Ich esse. Ich arbeite. Ich renne. Ich springe. Ich klettere. Ich erschaffe und zerstöre. Und das mein Leben lang. Teile der Schrift sind vom Transportfahrzeug verdeckt. Das Bild hat Panoramaformat und ist schwarz-weiß.

Im Zentrum der Künstlerbude liegen Klamotten, Kleinkram, Technik, der Reisepass, Fahrradpacktaschen, allmögliches Zeug. In der unscharfen Wolke, die meine Zukunft darstellt zeichnen sich zwei Möglichkeiten ab: kommenden Donnerstag mit der Bahn zur Liebsten in den Aargau, oder morgen, spätestens übermorgen per Radel inklusiv zwei oder drei Zeltübernachtungen bei Brrr Grad Celsius durch die Nordvogesen und das Oberrheintal.

Das Jahr neigt sich konfus dem Ende. Ich glaube, es war mein bisher schlimmstes – zumindest erinnere ich mich an kein übleres Jahr mit mehr Toten, mehr Welt-geht-vor-die-Hunde, mehr Elend und mehr Schmerz. Ein diffuses, hässliches Gemenge an Ereignissen. Großweltenläufig wie persönlich klein.

Seit Herbst stand sogar der Künstlerberuf auf dem Spiel und ich verbrachte viele Stunden mit Grübelei, ob ich 2024 nicht besser den Beruf wechseln sollte. Ein feiner warmer Job irgendwo; die Künstlerseele freikaufen. Auch das eine unscharfe Wolke möglicher Zukünfte.

Eine zarte Frostnacht. Der Garten liegt unter Raureif. Sonne streifte langsam über den östlichen Horizont heute früh. Als ich aus dem Hochbett kletterte runter in die spärlich beheizte Künstlerbude und nach draußen schaute, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, morgen früh aufs Reiseradel zu steigen und gen Süden zu radeln. Obschon es vermutlich genau das ist, was ich gerade brauche. Langsam im Wiegetritt auf dem heimischen Sattel das Jahr ausbaumeln lassen. Mein Blick streifte die „gepackten“ (wahllos dahin geworfenen) Klamotten, die Radelpacktaschen, den Teetisch mit kleinen Wichtigkeiten. Eine Explosionszeichnung des „geplanten“ Aufbruchs. Ich muss eigentlich nur noch zusammen packen.

Vor der Tür: Das Thermometer auf der Südterrasse zeigt ein zwei Grad. So genau kann ich das ohne Brille nicht ablesen. Der rote Strich rangiert aber sicher über null. Auf den mittlerweile geleerten Regenfässern neben der Tür liegen zur Abdeckung der Öffnungen alte Bratpfannen, in denen sich noch etwas Wasser befindet. Insgesamt vier Fässer (wir nennen sie scherzhaft Thinktanks) stehen in Reih und Glied und die Pfannen sind, je näher an der Haustür, teils noch offen, teils gefroren. Die Mittlere zeigt sich nur zur Hälfte mit dünnen Eis bedeckt. Ich habe ein präzises Pfützenthermometer vor der eigenen Haustür.

Tiefer Atemzug. Frische, kalte Luft. Ein herrlicher Morgen. Der Abend zuvor, fällt mir ein, war auch wunderbar. Still, kalt, klare Luft und ein ins Rötliche tendierender Sichelmond, der ungewöhnlich groß wirkte hinter den Pappeln am westlichen Horizont. Wie mit dem Stechbeitel geschnitzt.

Ich frage mich, warum ich aufgehört habe, solche alltäglichen Belanglosigkeiten zu notieren. Nein, das frage ich mich eigentlich nicht. Die Antwort kenne ich.

Persönliche Einschätzung, was die Zukunftswolke betrifft: Ich nehme Donnerstag den Zug (70 zu 30).

 

Alltagsfetzen, nicht von Belang feat. ich baue eine Zwischendecke

Wohnung in Transition. Technodudel. Zehn Uhr früh. Trister Morgen. Kälte ante Portas sagt der Wetterbericht. Ich habe alle Bilder von der Wand gehängt, Kleinkram weggeräumt. Nur noch der PC steht auf dem Tisch, eine Lampe, eine Maus, eine Tasse und ein Brillenetui. Noch ziere ich mich vor der Arbeit.

Im Oktober schon hatte ich prepperesk propagiert, ein paar Winterbaumaßnahmen in der zugigen Bude durchzuführen, damit die Wärme sich nicht im vier Meter hohen Dach kuschelt, während die Künstlerfüßchen zu Eisklumpen geraten. Eine schlichte Zwischendecke täte not, sagte ich mir. Balken liegen irgendwo auf dem Gehöft. Es fehlten Bretter, Schrauben, und der Mut aufzubrechen. Okay, dann kam Covid und verhagelte all meine Pläne. Statt eitel Bau- und Holzfällerbübchen-Winterfürsorge war Bettruhe angesagt. Auch gut. Wenn man das Verharren durchhält. Noch immer danke ich meinem hochsommerlichen Vorcovid-Ich, dass es bei vierzig Grad im Schatten genug Brennholz vor der Haustür geschichtet hatte, um die „große Schlappe“ zu überstehen.

Der November kam und der Dezember kam und nun ist schon mitte Januar. Nach kurzem Kälteintermezzo vor Weihnachten herrschte absolut mildes aber sudeliges Klima in der Saarpfalz; zudem war ich kaum zu Hause. Eine Woche nahe Avignon zum unheimlich entspannten Jahreswechsel, dann Nürnberg, Mainz, beheizte Buden oder auch nicht, schon bald zweitausend Bahnkilometer im Hintern.

Soll nochmal kalt werden. Die Materialien für die Zwischendecke sind da. Gestern und vorgestern hobelte ich die Balken, tränkte sie in Leinöl. Im Prinzip sollte die Sache in zwei drei Stunden erledigt sein. Dann würde die Hitze nicht mehr abhauen, ich weniger Holz verbrauchen, so mein Plan.

Tja, ein Blogartikel wäre auch noch zu schreiben. Einer, der fürs bezahlte Bloggen taugt – die Vorlage im Reallife lieferte die Rückfahrt per Bahn aus Mainz.

Dieser Artikel läuft unter der Rubrik Alltagsfetzen, nicht von Belang, aber doch da.

Schicke TOLLPATSCH an die 1279

Zweilinkhandtag

Zweilinkhandtag. Ganz bestimmt. Heute ist Zweilinkhandtag. Wenn ich ein Handwerker wäre, den ich beauftragen müsste, um etwas zu reparieren, die Klospülung oder kaputte Glühbirnen oder eine Wand zu tapezieren, ich würde mich nie und nimmer beauftragen. Nicht heute am Zweilinkhandtag. SoSo und ich scherzen seit unserer Gotthardwanderung immer über diese gewissen Tage, an denen Dinge schief gehen, dass wir morgens versehentlich eine SMS mit der Nachricht TOLLPATSCH an irgendeine Nummer geschickt haben und, ohne es zu wollen, eine Tollpatschflatrate gebucht haben. Was will man auch tun, wenn alles schief geht? Nichtstun geht in solchen Momenten nämlich auch schief. Also ist es am besten, so weiterzuleben wie bisher und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Mit der Handkreissäge länge ich ein Wandelement für das neue Kunstwerkelager ab, schleppe es zur halbfertigen Wand, versuche die Klickstelle des Klicklaminats mit dem schon festgeschraubten Element zu verbinden und scheitere. Zwischen den Elementen klafft ein halbzentimeter breiter Spalt. Es ist wie Russisch Roulette, an einem Zweilinkhandtag mit der Handkreissäge zu arbeiten. Zwei drei Stunden schufte ich so vor mich hin, verwurstele Ekeldämmstoff mit Hustgarantie und überlege dabei, ob ich nicht besser „Irgendwas mit Computer“ machen sollte, da würde ich weniger Schaden anrichten. Aber dann wird mir plötzlich klar, dass man mit tollpatschig ausgeführtem „Irgendwas mit Computer“ weitaus größeren Schaden anrichten kann, als mit einer Handkreissäge oder einem Hammer.

Besuch vom Burgenblogger 1/10

Letzten Samstag kommt @hagengraf alias @burgenbot, so seine Twitternamen, zu Besuch. Vierzehn Stunden kurvte er über französische Nationalstraßen von Fastspanien bis hier herauf zum einsamen Gehöft. Wir hatten uns über die Bewerbung zum Burgenblogger kennengelernt. Er ist einer der letzten zehn aus 750 BewerberInnen, die zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurden. Ich hatte ihn eingeladen, hier, nur zwei Tagesritte von Burg Sooneck entfernt :-), zu übernachten. Wir Reisenden müssen ja zusammenhalten. Es passiert mir selten, dass ich fremde Leute treffe und es mir sogleich vorkommt, als würden wir uns schon Ewigkeiten kennen. Bei Hagen war es so (und eigentlich kenne ich ihn virtuell ja schon seit fast zehn Jahren). Webexistenzen sind wir, Engel in globaler Avatarwolke. Wir grillen. Samstag ist der letzte schöne Tag. Über den Bewerbungsmarathon am darauffolgenden Montag auf Burg Sooneck, berichtet Monsieur Burgenbot hier. Die Entscheidung, wer im Sommer 2015 für ein halbes Jahr auf der Burg bloggen darf, fällt am 10. November.

Künstleralltag und Nanowrimo

Der Künstleralltag plätschert so dahin. Tagelang krank gewesen. Husten, Schnupfen, bettlägrig. Dennoch immer irgendwas gewurstelt. Mit dem Nanowrimo, dem National Novel Writing Month, habe ich begonnen. Ziel dieser konzentrierten Schreibaktion, die über ein Internetportal socialmediaesk hunderttausende von Schreibenden weltweit begeistert, ist es, im Monat November 50.000 Worte für eine Novel, also einen Roman zu schreiben. Täglich kann man seinen „Wordcount“ aktualisieren und schauen, wie gut man im Rennen ist. Es gibt Tiere, wahre Schreibmonster, die haben schon über 20.000 Worte geschrieben. Monsieur Irgendlink kränkelt irgendwo knapp unter der Mittelkurve. Wie beim Golf gibt es das Par, den Durchschnittswert pro Tag, an dem man sich orientieren kann. Was lerne ich aus der Sache? Eigentlich eine klasse Idee, um sich selbst zu disziplinieren. Für gemeinhin verschieße ich mein Wortpulver in Blogbeiträgen (wie diesem, 754 Worte) und Tweets, statt mich auf die eine oder andere Geschichte zu konzentrieren, die ich gerne schreiben würde. Ich vermute, der Nanowrimo ist tatsächlich ein wirksames Instrument, ein Schreibprojekt aufzugleisen. Eine Großoffensive gegen den inneren Schweinehund. Ich konzentriere mich auf den „Europenner“ mit Abstechern zu meinen bauesoterischen Krimiskizzen Circulum Verticalis und Verticulum Circularis. Bewege mich derzeit auf der Plot-Ebene und habe noch kaum eine Szene geschrieben, die auch in eines der Bücher kommt.  Immerhin ist gestern eine erstklassige Kurzgeschichte dabei herausgekommen, auf die ich richtig stolz bin. Ich schreibe meine Nanowrimo-Skizzen natürlich im Blog meist als nicht öffentliche Privateinträge (da verpasst man nichts, ich arbeite zur Zeit ja fast ausschließlich der Metaebene, dies sich mit der Geschichte selbst befasst). Wenn es Öffentliches gibt, gebe ich es hier im Blog bekannt.

Das USA Liveblog Projekt?

Um wievieles einfacher, als ein Buch zu erfinden, ist es doch, es live zu schreiben! Als Nachfolger für die Reise um die Nordsee hatte ich letzte Woche etwas verfrüht  das Projekt Liveblog USA skizziert, um eventuell beim Contest einer Versicherung Geld zu gewinnen. Es gab da gewisse Ähnlichkeiten in den Zielen, dachte sich Monsieur le Künstbüb, moi même. Aber: Die Interessen der Versicherung sind nicht die Interessen von Monsieur Irgendlink! (Um es mit René Polleschs ‚Heidi Hoh‘ zu sagen: Die Interessen der Versicherung sind nicht die Interessen, die Herr Irgendlink hat.) Ich erfuhr es gestern per Mail. Das Projekt wurde nicht unter die ersten Zwanzig gewählt. Die dürfen sich ab Mitte November für eine Woche um Klickzahlen prügeln und wer die meisten Klickzahlen für sein Projekt erhält, der kriegt den Hauptpreis von 5.000 Euro. Ich hasse Klickschlachten. Insofern bin ich froh, nicht mithündeln zu müssen.

Jahr ohne Termin

Ein Jahr ohne Termin!, schießt es mir kürzlich in den Sinn. Ich stehe auf der Treppe zur Künstlerbude, umlullt von Herbstluft und phantasiere, wie es wäre, wenn sich Zeitempfinden in Luft auflösen würde. Eine nicht enden wollende Kette von Ewigkeiten wäre die Folge. Ich öffne die Wohnungstür, greife zum Telefon und vereinbare einen Arzttermin um Punkt acht Uhr im Februar. Kurze Zeit später liebäugele ich mit Winter in der Provence, greife zum Internet und buche eine Ferienwohnung von dannunddann 2013 bis dannunddann 2014. Das wars dann endgültig mit der phantastischen Idee vom Jahr ohne Termin. Wir müssen dannunddann um Punkt elf den Ferienwohnungsvermieter treffen und die Bude sauber geputzt zurück geben. Auch Silvester ist nicht gerade terminfrei. Um vier Minuten vor vierundzwanzig Uhr stehen SoSo und ich auf der Burgruine von Saint Viktor. SoSos Handywecker klingelt, damit wir rechtzeitig in Position sind, um über das knapp 2000 Seelendorf und die Rhône-Ebene zu schauen und uns ein schönes neues Jahr zu wünschen. Wir sind alleine. Vom Dorf hören wir zwei Silvesterparties, nervöse Hunde, durchsetzt von Stille und dem leisen Säuseln der weitwegen Autobahn. Der Tumult mit Rauch und Tamtam um Punkt null Uhr zeigt sich sehr verhalten. Ein zehntausend-Watt-Strahler streicht weißes Licht über die erste Burgmauer und erhellt das dahinter stehende einstige Burggebäude. Mit den Armen rudernd werfen wir Schatten an die Wand, scharfe, winzige Menschenschatten, die man von unten aus dem Dorf vielleicht gar nicht wahrnimmt, so weit oben sind wir. Flaggenanalphabetismus … was wir wohl gerade ausdrücken mit unseren ungelenken Flaggenarmbewegungen?
Nordöstlich über Orange zuckt Feuerwerk. Avignon, fast zwanzig Kilometer entfernt und ohne Wolkendecke, ist nicht zu erkennen.
Bild: Urban Artwalk Avignon, im letzten Jahr. Einige Stunden erforschten wir die als Welterbe anerkannte Stadt. Die Hipstamatic-App wurde auf Zufallsmodus gestellt. Die Fotos später in appspressionistischer Manier per TurboCollage zu einer sieben mal sieben Bildertafel arrangiert. Auch auf erdversteck.de gibt es eine Szene aus Avignon. MudArt Künstler Moorlander hat in seinem skandalumwitterten Werk Sur le gâchis d’Avignon eine bizarre Kulisse im Vordergrund der berühmten Pont d’Avignon geschaffen.

Bildcollage mit 49 Hipstamatic Fotos aus Avignon quadratisch
Urban Artwalk Avignon 30. Dezember 2013