Die Löcher im Dach, der Bogenbau, das Dies und das Jenes

Die Merkwürden des Klimawandels lassen eine Wildkirsche zu liegen kommen neben drei vier Robinien. Oder unter drei vier Robinien. Oder mit ihnen verflochten wie ein Rattanmuster eines japanischen Samuraischwertgriffs, nur in groß. Sieht kompliziert aus, denke ich eines Sonntags, als wir einen Spaziergang entlang des Waldes machen und das Ensemble vor uns liegt. Ohne Spezialwerkzeug kann man das wohl nicht wegräumen.

Ein Problem mehr manifestiert sich im Kopf und wie um es zu untermalen, ruft ein paar Tage später der Nachbar an und macht mich auf das Problem aufmerksam, denn sein Wieschen am Waldrand ist dank des Baummassakers um ein paar Quadratmeter kleiner. Das Problem gesellt sich zu weiteren tragenden Langzeitproblemen in und ums einsame Gehöft. Marodes Dach an Mutters Häuschen, der bröcklnde Kamin und überall in den Scheunen und Hallen liegen Gegenstände, die anderen Menschen gehören. Menschen, die nur mal eben etwas abstellen wollten, das Abgestellte vergaßen oder starben und es hinterließen. Heizungsbauer H., der etwa in der gleichen Zeit wie mein Vater starb, hat ein riesiges Archiv hinterlassen. Uralte, stromfressende Pumpen, die einmal richtig teuer waren, noch unbenutzt. Armaturen und Rohrwerk, Werkzeug, metallisches und hölzernes Rohmaterial, für das man hin und wieder dankbar ist, um eines der vielen Löcher am sterbenden Gehöft zu flicken und den Abriss eine Zeitspanne lang zu verschieben.

Zudem der Nachlass von Journalist F., den ich nur ungern sichten mag. Zwar ist der Freund schon über ein Jahr tot. Dennoch, Gegenstände sind oft ein billiger Erinnerer an Katastrophen, die man einst miterlebte. Journalist F. hatte stets die Hoffnung, das Pflegeheim noch einmal zu verlassen und in einem betreuten Wohnen unterzukommen, weshalb ein Teil seines Hausstands nun in meinem Atelier liegt.

Längst schon wollte ich Journalist F.s Geschichte in diesem Blog aufgeschrieben haben. Seine letzten Jahre der Verelendung. Aber ich traue mich nicht ran. Überhaupt bin ich ziemlich blockiert seit ein zwei Jahren. Ist die Pandemie daran schuld? Das eigene kleine Älterwerden? Die Zipperlein, die damit einhergehen? Der Schmerz über die vielen Toten in der nahen Verwandtschaft? Seit zehn Jahren stirbt im Hause Irgendlink mindestens ein sehr nahe stehender Mensch pro Jahr.

Oder alles zusammen ein Bisschen? Konzentrieren wir uns aufs Älterwerden. Jedes Thema hat seine Zeit und dies ist vielleicht das Thema der zweiten Umwandlung. Die erste ist die Pubertät und es gibt eine zweite, die des von der Mitte des Lebens ins letzte Stückchen. Jene Zeit, in der liegen Gebliebenes aus Jahrzehnten kumuliert und sich zu einem unübersichtlichen Berg aufschichtet.

Multiple Probleme machen mich nachts um drei vier Uhr aufwachen und dann rattert die Gedankenmühle und ich räume rein gedanklich das Atelier auf, flicke Löcher im Dach, beschneide den Windschutz der Frau Mama, hole die Rattangeflechtsbäume von Nachbars Acker. Immerhin dafür gibt es einen guten Nebennutzen: Brennholz ohne Ende.

Ich wäre nicht Künstler, wenn in dem rattanähnlichen Problemgeflecht im eigenen Kopf nicht auch Fäden in die Kreativität führten. So schaue ich mir die Hölzer an und prüfe sie darauf, ob man zum Beispiel Bogen daraus bauen könnte oder andere schöne Dinge. Die Robinie ist zwar giftig, aber sehr gut geeignet als Bogenholz. In den letzten zwei Wochen konnte ich mit dem uralten Traktor, der sogenannten Hölle auf Rädern, etliche Touren zur Holzbaustelle machen und einiges der gefährlichen Situation mit Hilfe der Seilwinde und des 60 Meter langen Seils entschärfen. Mittlerweile liegt alles. Nun regnet es wieder und man kann mit dem Traktor, einem sechzig Jahre alten Porsche Super, nicht mehr auf des Nachbars Wiese, ohne sich tief in die Grasoberfläche einzugraben.

Einige liegende Stämme führen den Blick auf einen roten, uralten Traktor mit kleinem Anhänger zu. Im Hintergrund eine Baumreihe am Rad eines kahlen Achers.
Der Traktor namens ‚Hölle auf Rädern‘ im Einsatz bei der Pappelbaustelle.

Nachts wach. Nachtwachen. So kommt es, dass ich heute bis zehn Uhr schlafe. Das Wetter ist mies, zuvor habe ich vier fünf Stunden Probleme im Kopf gewälzt und mich im Bett. Ein paar Nächte zuvor, in ähnlicher Situation, bin ich um drei Uhr nachts aufgestanden, spülte Geschirr, bereitete Essen vor, sortierte Akten, schickte die Steuererklärung weg, räumte hie und da und bezahlte den Tag mit einen Gefühl unendlicher Müdigkeit. Gesund ist das nicht und über allem bricht auch der Rücken zusammen, merke ich. Das Innere wendet sich unweigerlich gegen den eigenen Körper und verschafft sich Gehör. Ich sollte einen Schnitt setzen … raus aufs Rad oder zu Fuß auf den Jakobsweg … aber erst will ich dies und das erledigt, die Löcher im Dach, der Bogenbau, das Dies und das Jenes erledigt … manchmal gerate ich in Flow, tagsüber, wenn ich arbeite und das ist gut so, denn dann laufen die Zutuns einfach ohne Widerstand und es macht richtig Spaß. Unendlich langsam komme ich voran und wenn ich nachts nicht so sinnlos darüber nachdenken würde, was noch alles zu erledigen ist, mich dabei in einen unangenehmen, verkrampften Wachzustand versetzen würde, könnte es richtig gut sein und gegen Weihnachten wäre ich mit allem zu Erledigenden fertig.

Wenn mir nicht neue Probleme einfielen, sie zu wälzen in der Nächte Sinn.

Das einsame Gehöft ist ein Fass ohne Boden.

Mein Kind-Ich fällt mir manchmal ein, wie es hie und da Arbeiten tätigte, die Scheune ausfegte, andere Kinder animierte, mitzumachen und die Welt in Ordnung zu bringen. Ich glaube, da wurde der Grundstein zum Kümmerer gelegt, der sich vorwiegend die Problemschuhe seiner Nächsten anzieht und hilft, einfach nur hilft.

Aber es gibt auch Positives. Ich denke auch an mich selbst hin und wieder. Schaffe derzeit wieder Kunstwerke. Bin mir jedoch nicht sicher, ob es sich um notgeborene Kunstwerke handelt, die ich aus dem Reich der Gegenstände, die mir nicht gehören, kreiere. Vergessene Gegenstände und Nachlässe. Gegenstände aus dem unendlichen Fundus auf dem einsamen Gehöft. Zinkrohr vom toten Heizungsbauer, das eine seltsame Plastik wurde. Dias, die keine Ahnung woher hierher kamen; schöne Schwarz-Weiß-Lehrdias aus dem Archiv Marburg, die einst zu Schulzwecken dienten, nun aber ein Lampenschirm wurden für eine nackte Stehlampe. Diese Stehlampe hatte Freund QQlka vor dreißig Jahren in einem verlassenen Haus mitgehen lassen.

Ein altes Kalenderblatt eines Holzschnitts von Martin Thönen kam mir gestern unter die Finger. Es lag lange Jahre hier, ich denke zehn, und es war für ein Col-Art Projekt gedacht, bei dem die Teilnehmenden solch ein Blatt neu übermalen oder was-auch-immern sollten. Nur hatte ich nie eine Idee. Gestern dann schon. Das zieselige Muster, das Martin aufs Oktoberblatt gedruckt hatte, hatte mich ganz schön herausgefordert, aber schließlich war klar, jede Art Kunst ist idealerweise auch eine Art Tanz, den die gemeinsam sich beflügelnden Kreativen tanzen und nun, nach all den Jahren ist mir ein ziemlich gutes Kunstwerk gelungen, das ich in die Sammlung meines Freundes Marc Kuhn geben würde.

Kurz nach zehn war ich vorhin wach, nachdem ich die halbe Nacht in Gedanken Dinge repariert hatte und Ausstellungen vorbereitet, Filme geschnitten, das Geschirr gespült, ich sollte reisen, denke ich. Das darf so nicht weitergehen. Diese Art Nachtschlaf ist Gift. Aporpos Gift: Ob man einen Sud aus Robinienholzspänen dafür verwenden kann, um den Holzwurm aus dem Gebälk der Atelierscheune zu vergrämen? Schaue Wetterbericht. Regen ohne Ende. Nächste Woche jedoch: brilliantes Herbstwetter mit Dauersonne und Temperaturen um 20 Grad.

Ich könnte das Saarland umradeln.

Und danach die restlichen Stämme vom Acker des Nachbarn ziehen.

 

All die Pläne, eine Filmpremiere und wie ich lernte, das schwer zu reitende Pferd Kdenlive zu reiten.

Tausend Worte am Tag schreiben. Den Shop aufräumen. Videos bearbeiten. Gesund leben. Rad fahren. Das Haus ansonsten nicht verlassen. Jeden Tag jede Woche ein altes, unbeendetes Projekt fertig machen. Jeden Monat einen ehrenamtlichen Artikel für den ADFC schreiben. Und noch so einiges.

Filmpremiere Radtour durchs Elsass am 17. Januar

Was hatte ich nicht alles vor in diesem Jahr und nun ist der Januar halb rum. Heute ist der 1 Million 61ste Geburtstag der Kunst und mein Film „Durchs Elsass per Rad“ geht um 18 Uhr online. Schaut gerne zur Premiere heute (Mittwoch 17. Januar 2024) vorbei. Natürlich ist der gut einstündige Youtubefilm danach dauerhaft im Netz. Bei der Premiere gibts eine Chatfunktion und ich werde versuchen, sie zu managen. Sprich, ich bin ab 18 Uhr da, schaue den Film zum gefühlt hundertsten Mal, aber mit Euch gemeinsam und beantworte allfällige Fragen.

Tja, da wären wir womöglich beim Hauptthema. Nachdem ich letzten Herbst schon begonnen hatte, mit Filmschnitt zu arbeiten (Elsässer Weinstraßenvideo), bin ich mit meinem zweiten Radreisevideo etwas tiefer in die Materie gegangen. Ich kann mittlerweile das Open Source Schnittprogramm Kdenlive bedienen und kenne seine Tücken. Hat mich etwa einen Tag Arbeit gekostet, Fehler zu machen, die ich nie wieder machen werde. Die gute alte Lernkurve eben, bzw. die Fehler lagen eigentlich in der Soft- und Hardware. Mit den digitalen Techniken ist es wie mit einem neuen Ledersattel. Dauert eine Weile, bis sie sich dem Körper anpassen.

Kdenlive (in meinem Fall Version 23.08 als Appimage auf Xubuntu) sicher nutzen:

Das A und O sind regelmäßige Sicherheitskopien Deines Projekts (echte Kopien, nicht nur regelmäßiges Speichern der Arbeitsdatei, denn das macht Kdenlive zuverlässig selbst). Falls das Programm abstürzt, oder wie in meinem Fall einen Schnitt-Salat produziert, kannst Du zu einer der Kopien zurück.

Es gibt nur zwei weitere Dinge, die in Kdenlive „gefährlich“ sind:

  • Das Werkzeug „Abstand entfernen“ produziert bei vielen Clips und mehreren Spuren und ggf. einer Untertitelspur einen nahezu irreparablen Schnitt-Salat, das heißt, es verschusselt alle Zeitstempel und zerstört den Film, löscht die Untertitel.
  • Die „Bearbeiten > rückgängig“ Funktion kann das Programm zu einem massiven Absturz bringen, so dass es sich gar nicht mehr starten lässt (davon las ich einige Berichte; in meinem Fall konnte ich das Programm nach dem Restart des Rechners wieder zum Laufen bringen).

Lösung für beide Macken: Die Sicherheitskopien, die Du am Besten immer vor größeren Eingriffen in die Schnittstruktur anlegen solltest. Die Kdenlive-Dateien sind im Vergleich zum eigentlichen Video mit nur einigen Megabyte Größe verschwindend klein.

Youtube

Ich weiß, ich weiß. Der Gigant. Daten abgreifen, die Arbeit kreativer Leute ausnutzen, um bezahlte Werbung unters Volk zu streuen. So widerlich, so gut, ich lasse mich trotzdem ein aus purer Neugier und bin ebenso angetan wie abgestoßen von der Plattform. Die Entscheidung ist gefallen, dass ich mich ein Jahr lang ausprobiere auf der Plattform. Spezialgebiet Radreisen und Outdoor. Ich lerne viel. Staune. Staunen ist wichtig. Es hat etwas Naives, finde ich, und das tut machmal ganz gut.

Art Birthday

Zum Geburtstag der Kunst gibts hier einen Wikipediaartikel. Happy Birthday, altes Künstchen.

Typischer Youtube-Thmunail. Vor der Kulisse eines Unwetters, das man aus einem kleinen Unterstand beobachtet, zerzauste Bäume, Starkregen, schaut weiß umrandet grob ausgeschnitten der Oberkörper eines behelmten Ralders, der verbissen in die Kamera schaut. Rechts über dem Radler ist eine sengende Sonne mit starken Strahlen künstlich animiert und überdeckt einen Teil der Unwetterszene. Die linke Hälfte des Videothumbnails ist in Youtube typischer Clickbait-Manier beschriftet mit weißen Lettern und schwarzem Rand: "Orkan vs. Hitze".
Radtour Elsass – August 2023 Youtube Thumbnail

Zu guter Letzt das Thumbnail meines Films. Bissel Clickbait, ich weiß, aber das gehört zu meinen Youtube-Exerzitien, wie auch die Premiere heute Abend (getreu dem Motto, Du hast das Werkzeug (Software, Feature, was auch immer), probiere es aus.

 

Von unscharfen Zukünften und präzisen Pfützenthermometern

Ein kleines Transportfahrzeug auf einem Bahnsteig verdeckt teilweise eine meterbreite Schrift, die zentriert an einer Wand geschrieben steht: "Ich bin ein Individuum. Weit mehr als jedes ausgedachte Figur aus irgendeiner Erzählung. Ich atme. Ich fühle. Ich lebe. Ich esse. Ich arbeite. Ich renne. Ich springe. Ich klettere. Ich erschaffe und zerstöre. Und das mein Leben lang. Teile der Schrift sind vom Transportfahrzeug verdeckt. Das Bild hat Panoramaformat und ist schwarz-weiß.

Im Zentrum der Künstlerbude liegen Klamotten, Kleinkram, Technik, der Reisepass, Fahrradpacktaschen, allmögliches Zeug. In der unscharfen Wolke, die meine Zukunft darstellt zeichnen sich zwei Möglichkeiten ab: kommenden Donnerstag mit der Bahn zur Liebsten in den Aargau, oder morgen, spätestens übermorgen per Radel inklusiv zwei oder drei Zeltübernachtungen bei Brrr Grad Celsius durch die Nordvogesen und das Oberrheintal.

Das Jahr neigt sich konfus dem Ende. Ich glaube, es war mein bisher schlimmstes – zumindest erinnere ich mich an kein übleres Jahr mit mehr Toten, mehr Welt-geht-vor-die-Hunde, mehr Elend und mehr Schmerz. Ein diffuses, hässliches Gemenge an Ereignissen. Großweltenläufig wie persönlich klein.

Seit Herbst stand sogar der Künstlerberuf auf dem Spiel und ich verbrachte viele Stunden mit Grübelei, ob ich 2024 nicht besser den Beruf wechseln sollte. Ein feiner warmer Job irgendwo; die Künstlerseele freikaufen. Auch das eine unscharfe Wolke möglicher Zukünfte.

Eine zarte Frostnacht. Der Garten liegt unter Raureif. Sonne streifte langsam über den östlichen Horizont heute früh. Als ich aus dem Hochbett kletterte runter in die spärlich beheizte Künstlerbude und nach draußen schaute, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, morgen früh aufs Reiseradel zu steigen und gen Süden zu radeln. Obschon es vermutlich genau das ist, was ich gerade brauche. Langsam im Wiegetritt auf dem heimischen Sattel das Jahr ausbaumeln lassen. Mein Blick streifte die „gepackten“ (wahllos dahin geworfenen) Klamotten, die Radelpacktaschen, den Teetisch mit kleinen Wichtigkeiten. Eine Explosionszeichnung des „geplanten“ Aufbruchs. Ich muss eigentlich nur noch zusammen packen.

Vor der Tür: Das Thermometer auf der Südterrasse zeigt ein zwei Grad. So genau kann ich das ohne Brille nicht ablesen. Der rote Strich rangiert aber sicher über null. Auf den mittlerweile geleerten Regenfässern neben der Tür liegen zur Abdeckung der Öffnungen alte Bratpfannen, in denen sich noch etwas Wasser befindet. Insgesamt vier Fässer (wir nennen sie scherzhaft Thinktanks) stehen in Reih und Glied und die Pfannen sind, je näher an der Haustür, teils noch offen, teils gefroren. Die Mittlere zeigt sich nur zur Hälfte mit dünnen Eis bedeckt. Ich habe ein präzises Pfützenthermometer vor der eigenen Haustür.

Tiefer Atemzug. Frische, kalte Luft. Ein herrlicher Morgen. Der Abend zuvor, fällt mir ein, war auch wunderbar. Still, kalt, klare Luft und ein ins Rötliche tendierender Sichelmond, der ungewöhnlich groß wirkte hinter den Pappeln am westlichen Horizont. Wie mit dem Stechbeitel geschnitzt.

Ich frage mich, warum ich aufgehört habe, solche alltäglichen Belanglosigkeiten zu notieren. Nein, das frage ich mich eigentlich nicht. Die Antwort kenne ich.

Persönliche Einschätzung, was die Zukunftswolke betrifft: Ich nehme Donnerstag den Zug (70 zu 30).

 

Alltagsfetzen, nicht von Belang feat. ich baue eine Zwischendecke

Wohnung in Transition. Technodudel. Zehn Uhr früh. Trister Morgen. Kälte ante Portas sagt der Wetterbericht. Ich habe alle Bilder von der Wand gehängt, Kleinkram weggeräumt. Nur noch der PC steht auf dem Tisch, eine Lampe, eine Maus, eine Tasse und ein Brillenetui. Noch ziere ich mich vor der Arbeit.

Im Oktober schon hatte ich prepperesk propagiert, ein paar Winterbaumaßnahmen in der zugigen Bude durchzuführen, damit die Wärme sich nicht im vier Meter hohen Dach kuschelt, während die Künstlerfüßchen zu Eisklumpen geraten. Eine schlichte Zwischendecke täte not, sagte ich mir. Balken liegen irgendwo auf dem Gehöft. Es fehlten Bretter, Schrauben, und der Mut aufzubrechen. Okay, dann kam Covid und verhagelte all meine Pläne. Statt eitel Bau- und Holzfällerbübchen-Winterfürsorge war Bettruhe angesagt. Auch gut. Wenn man das Verharren durchhält. Noch immer danke ich meinem hochsommerlichen Vorcovid-Ich, dass es bei vierzig Grad im Schatten genug Brennholz vor der Haustür geschichtet hatte, um die „große Schlappe“ zu überstehen.

Der November kam und der Dezember kam und nun ist schon mitte Januar. Nach kurzem Kälteintermezzo vor Weihnachten herrschte absolut mildes aber sudeliges Klima in der Saarpfalz; zudem war ich kaum zu Hause. Eine Woche nahe Avignon zum unheimlich entspannten Jahreswechsel, dann Nürnberg, Mainz, beheizte Buden oder auch nicht, schon bald zweitausend Bahnkilometer im Hintern.

Soll nochmal kalt werden. Die Materialien für die Zwischendecke sind da. Gestern und vorgestern hobelte ich die Balken, tränkte sie in Leinöl. Im Prinzip sollte die Sache in zwei drei Stunden erledigt sein. Dann würde die Hitze nicht mehr abhauen, ich weniger Holz verbrauchen, so mein Plan.

Tja, ein Blogartikel wäre auch noch zu schreiben. Einer, der fürs bezahlte Bloggen taugt – die Vorlage im Reallife lieferte die Rückfahrt per Bahn aus Mainz.

Dieser Artikel läuft unter der Rubrik Alltagsfetzen, nicht von Belang, aber doch da.

Schicke TOLLPATSCH an die 1279

Zweilinkhandtag

Zweilinkhandtag. Ganz bestimmt. Heute ist Zweilinkhandtag. Wenn ich ein Handwerker wäre, den ich beauftragen müsste, um etwas zu reparieren, die Klospülung oder kaputte Glühbirnen oder eine Wand zu tapezieren, ich würde mich nie und nimmer beauftragen. Nicht heute am Zweilinkhandtag. SoSo und ich scherzen seit unserer Gotthardwanderung immer über diese gewissen Tage, an denen Dinge schief gehen, dass wir morgens versehentlich eine SMS mit der Nachricht TOLLPATSCH an irgendeine Nummer geschickt haben und, ohne es zu wollen, eine Tollpatschflatrate gebucht haben. Was will man auch tun, wenn alles schief geht? Nichtstun geht in solchen Momenten nämlich auch schief. Also ist es am besten, so weiterzuleben wie bisher und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Mit der Handkreissäge länge ich ein Wandelement für das neue Kunstwerkelager ab, schleppe es zur halbfertigen Wand, versuche die Klickstelle des Klicklaminats mit dem schon festgeschraubten Element zu verbinden und scheitere. Zwischen den Elementen klafft ein halbzentimeter breiter Spalt. Es ist wie Russisch Roulette, an einem Zweilinkhandtag mit der Handkreissäge zu arbeiten. Zwei drei Stunden schufte ich so vor mich hin, verwurstele Ekeldämmstoff mit Hustgarantie und überlege dabei, ob ich nicht besser „Irgendwas mit Computer“ machen sollte, da würde ich weniger Schaden anrichten. Aber dann wird mir plötzlich klar, dass man mit tollpatschig ausgeführtem „Irgendwas mit Computer“ weitaus größeren Schaden anrichten kann, als mit einer Handkreissäge oder einem Hammer.

Besuch vom Burgenblogger 1/10

Letzten Samstag kommt @hagengraf alias @burgenbot, so seine Twitternamen, zu Besuch. Vierzehn Stunden kurvte er über französische Nationalstraßen von Fastspanien bis hier herauf zum einsamen Gehöft. Wir hatten uns über die Bewerbung zum Burgenblogger kennengelernt. Er ist einer der letzten zehn aus 750 BewerberInnen, die zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurden. Ich hatte ihn eingeladen, hier, nur zwei Tagesritte von Burg Sooneck entfernt :-), zu übernachten. Wir Reisenden müssen ja zusammenhalten. Es passiert mir selten, dass ich fremde Leute treffe und es mir sogleich vorkommt, als würden wir uns schon Ewigkeiten kennen. Bei Hagen war es so (und eigentlich kenne ich ihn virtuell ja schon seit fast zehn Jahren). Webexistenzen sind wir, Engel in globaler Avatarwolke. Wir grillen. Samstag ist der letzte schöne Tag. Über den Bewerbungsmarathon am darauffolgenden Montag auf Burg Sooneck, berichtet Monsieur Burgenbot hier. Die Entscheidung, wer im Sommer 2015 für ein halbes Jahr auf der Burg bloggen darf, fällt am 10. November.

Künstleralltag und Nanowrimo

Der Künstleralltag plätschert so dahin. Tagelang krank gewesen. Husten, Schnupfen, bettlägrig. Dennoch immer irgendwas gewurstelt. Mit dem Nanowrimo, dem National Novel Writing Month, habe ich begonnen. Ziel dieser konzentrierten Schreibaktion, die über ein Internetportal socialmediaesk hunderttausende von Schreibenden weltweit begeistert, ist es, im Monat November 50.000 Worte für eine Novel, also einen Roman zu schreiben. Täglich kann man seinen „Wordcount“ aktualisieren und schauen, wie gut man im Rennen ist. Es gibt Tiere, wahre Schreibmonster, die haben schon über 20.000 Worte geschrieben. Monsieur Irgendlink kränkelt irgendwo knapp unter der Mittelkurve. Wie beim Golf gibt es das Par, den Durchschnittswert pro Tag, an dem man sich orientieren kann. Was lerne ich aus der Sache? Eigentlich eine klasse Idee, um sich selbst zu disziplinieren. Für gemeinhin verschieße ich mein Wortpulver in Blogbeiträgen (wie diesem, 754 Worte) und Tweets, statt mich auf die eine oder andere Geschichte zu konzentrieren, die ich gerne schreiben würde. Ich vermute, der Nanowrimo ist tatsächlich ein wirksames Instrument, ein Schreibprojekt aufzugleisen. Eine Großoffensive gegen den inneren Schweinehund. Ich konzentriere mich auf den „Europenner“ mit Abstechern zu meinen bauesoterischen Krimiskizzen Circulum Verticalis und Verticulum Circularis. Bewege mich derzeit auf der Plot-Ebene und habe noch kaum eine Szene geschrieben, die auch in eines der Bücher kommt.  Immerhin ist gestern eine erstklassige Kurzgeschichte dabei herausgekommen, auf die ich richtig stolz bin. Ich schreibe meine Nanowrimo-Skizzen natürlich im Blog meist als nicht öffentliche Privateinträge (da verpasst man nichts, ich arbeite zur Zeit ja fast ausschließlich der Metaebene, dies sich mit der Geschichte selbst befasst). Wenn es Öffentliches gibt, gebe ich es hier im Blog bekannt.

Das USA Liveblog Projekt?

Um wievieles einfacher, als ein Buch zu erfinden, ist es doch, es live zu schreiben! Als Nachfolger für die Reise um die Nordsee hatte ich letzte Woche etwas verfrüht  das Projekt Liveblog USA skizziert, um eventuell beim Contest einer Versicherung Geld zu gewinnen. Es gab da gewisse Ähnlichkeiten in den Zielen, dachte sich Monsieur le Künstbüb, moi même. Aber: Die Interessen der Versicherung sind nicht die Interessen von Monsieur Irgendlink! (Um es mit René Polleschs ‚Heidi Hoh‘ zu sagen: Die Interessen der Versicherung sind nicht die Interessen, die Herr Irgendlink hat.) Ich erfuhr es gestern per Mail. Das Projekt wurde nicht unter die ersten Zwanzig gewählt. Die dürfen sich ab Mitte November für eine Woche um Klickzahlen prügeln und wer die meisten Klickzahlen für sein Projekt erhält, der kriegt den Hauptpreis von 5.000 Euro. Ich hasse Klickschlachten. Insofern bin ich froh, nicht mithündeln zu müssen.