Weiß auch nicht, was mich geritten hat, den Dentist zu fragen: „Hey, wie siehts eigentlich mit Kunststoff aus? Wär das womöglich was? Über Amalgam hört man so Sachen.“ und so weiter und so fort. Die kurze Zeit im Wartezimmer hatte ich die finanzielle Schmerzgrenze auf 50 Euro, gesetzt. Der Arzt klärte auf, legte sich aber nicht fest, ob nun das billige Amalgam besser sei, oder ob der Kunststoff was taugen würde. Am Rande erwähnte er: „Keramik, drei- vierhundert Euro.“ Da schluckte ich kurz und weil der Kunststoff mit 39.99 Euro unter der Schmerzgrenze lag, gab ich mir einen Ruck: „Machense Kunststoff. Mal ausprobieren.“ Die Prodzedur ging ohne Betäubung von statten. Der Arzt bohrte, feilte, schmiergelte, stopfte, während ich wieder und wieder den Schriftzug Siemens auf der Leuchte las. Mantrisch dachte ich: Siemens Siemens Siemens, ouuh shalala Siemens, eine halbe Ewigkeit lang. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle meinem Zahnarzt, Dr. S. ein dickes Lob aussprechen. „Sanft und kompetent jederzeit wieder“, würde man bei E-Bay wohl sagen.
Die Krone der Schöpfung
Muss schon ziemlich spät am sechsten Tag gewesen sein, als Gott nassgeschwitzt in seinen Sessel sank und die beiden Gestalten betrachtete, die er soeben geschaffen hatte. Er rieb sich das Kinn und runzelte die Stirn, bohrte in der Nase und kratzte sich am Hintern, dann seufzte er ein lautes unheimliches Hmmmmmmm: „Irgendwas fehlt.“
In seinen phantastischen Träumen erschien ihm eine Gestalt mit weißen Hosen und weißem Hemd. Da erleuchtete Gott und er sprach: „Du aber sollst fürderhin dafür sorgen, dass der Mensch das was ich ihm zu beißen gebe auch beißen kann.“ Und so kam es, dass Gott spät, als schon die Glocken läuteten den Zahnarzt schuf, die eigentliche Krone der Schöpfung.
PS: Ich habe einen Termin heute, bloß wo?
Spätnachts, nochwach
Vorhin hab ich irgendwas gefaselt von wegen: „endlich wieder ruhig schlafen können.“ Das war bei Journalist F. Wir hatten eine Ansammlung von Quittungen sortiert, wurden ihrer Herr, vereinten sie mittels moderner Software zu so etwas ähnlichem wie Steuererklärung.
Aber nun hocke ich hier vorm PC. Wie? Schlaflos. Weiß auch nicht warum. Das Feuer knistert. Wenn ich dieser tage die Künstlerbude für mehr als zwölf Stunden verlasse, ist sie eiskalt. Gibt ja nur den Holzofen. Und der füttert sich nicht von alleine. Das Thermometer zeigt mittlerweile 10 Grad plus. Mit zwei Pullovern und Mütze ziemlich okay. Alles eine Frage der Gewöhnung. Ein bisschen sorge ich mich um die Festplatten. Minus drei sollten sie packen. Überlege, ob ich nicht Festplattentester werden könnte. Die Künstlerbude bietet ideale Extrembedingungen.
Zurück zum Zettelkram. Der liegt fein verpackt im Aktenordner. Kann nur noch Tage dauern, bis alles schniegelfein bei den Behörden ist. Ich bin der Marathonläufer der spätkapitalistischen Körperschaftsverwaltung, oder so ähnlich. Überbringer der Botschaft: Hausse!
Spaß beiseite. Die momentane Schlaflosigkeit rührt daher, dass ich das Kunstding wohl nicht mehr los werde. Ich bin zu tief verstrickt in die eigenen verquickten Ideen und Projekte. Seit einiger Zeit denke ich darüber nach, anständig zu werden – ach was, ich unternehme ernsthafte Versuche, eine Arbeit zu finden. Festanstellung soll mein zweiter Vorname sein, Ehrbarkeit meine Adresse. Ist aber nicht einfach, nach zehn Jahren als Künstler, im normalen Leben Fuß zu fassen. Man gilt als nicht resozialisierbar.
In solchen Momenten denke ich manchmal, ob ich nicht der ideale Typ für die Straße bin. Ein Edelpenner, der der Gesellschaft entsagt. Nicht wirklich gescheitert, nicht am Ende, aber auch nicht in der Lage, dazu zu gehören. Ich habe etliche Berber getroffen, draußen unter den Bäumen Europas. Wahllos verteilt zwischen Industrie- und Neubaugebieten mahnten sie erhobenen Zeigefingers: „Achte auf deine Schuhe!“, doch das tut nichts zur Sache. Stolze Menschen, die sich eine Lebensgeschichte zurecht logen. In ihren phantastischen Träumen besaßen sie Geld und hatten es in Wirklichkeit gar nicht nötig, auf der Straße zu leben, aber …
Ja, ein Typ Edelpenner, der sich herumtreibt, das Land bereist und darüber berichtet, das würde ich gerne machen. Aber zunächst gibts noch ein paar Kunstausstellungen. Das Insolvenzverfahren der Europenner ist kompliziert.
Der Weg ist nie langweilig wenn man spielt
Guten Abend. Nichts besonderes. Wenn man eine Weile nicht geschrieben hat, startet man grundsätzlich mit der Vorgabe „nichts Besonderes“. Schreiben ist Gewohnheitssache.
Ich würde sagen, ich fahre an dieser Stelle mit simpler Tagebuchschreiberei fort. Da weiß man was man hat.
Gestern Abend kamen Kokolores und ich vollkommen ermattet von einer 15 km langen Wanderung zurück und legten uns unweit des Dörfchens Frankweiler bei Glatteis tierisch auf den Hintern. Zuerst ich. Flatsch, lag ich der Länge nach auf dem Waldweg und weil es dunkel war, konnte ich nicht erkennen, ob Kokolores schadenfroh lachte. Tatsache ist jedoch – das hat sie selbst gesagt – dass sie gedacht hat: Wie kann man nur so blöd sein. Die dunklen Stellen auf dem Weg sind Eis und auf den hellen Stellen kann man gehen, weil es der nackte, ehrliche Waldweg ist. Ich rappelte mich auf und folgte bedröppelt der guten Kokolores, bis sie, flatsch, der Länge nach vor meinen Füßen lag. Schlagartig wurde uns bewusst, dass sowohl die dunklen, als auch die hellen Flecken auf dem Waldweg eisglatt waren. Sogar der Hund schlitterte, dass es nur so eine Art war.
Soweit das. Und nun die grandiose Nachricht: Wir haben Sus Scrofa! Eines der längsten und „gefährlichsten“ Geocaches in der Umgebung. Das Geocachen ist ein spannendes Hobby. Mittels kleiner Rätsel und diverser, ausfindig zu machender, Koordinaten gibt man dem Wandern einen Sinn. Es ist wie leben. Der Weg ist nicht langweilig, wenn man spielt.
Der Januar ist schwer, aber Letterboxing heilt
Guten Abend. So langsam etabliere ich den neuen Blog. Noch ist er ein bisschen ungewohnt. Ich mochte die familiäre Atmosphäre bei Myblog. Dieses Konglomerat aus Ritzern, Strickern, Spinnern und Menschen wie Du und ich.
Derzeit ist der Alltag technik- und verwaltungslastig. So dass man kaum zum Erzählen kommt. Zum Beispiel ziehe ich Morgen mit meinem Cousin in eine Server-WG. Der Homepagename wird vierstellig: jrjr.de. Das spricht sich nicht gerade gut aus, aber es sind die Anfangsbuchstaben unserer Namen. Das ist anständig. Der Homepagename wird sowieso überbewertet, finde ich. Der beste Name nützt nichts, wenn die Seite keinen Inhalt hat. Genauso ist es mit dem Bloggen. Was nützt das Design, wenn der Autor nichts zu bieten hat.
Es regnet. Die Glotze läuft. ich überlege, zusätzlich Musik zu dudeln. Reizüberflutung. Der Januar ist schwer.
Vielleicht sollte ich vom Wochenende erzählen? Kokolores und ich waren wieder draußen in der Natur. Auf der Suche nach der Münz-Letterbox stapften wir durch den Wald. Hinter einer Kuppe lugte die Burg Trifels. Plötzlich blieb Kokolores stehen und zeigte auf einen umgestürzten Kirschbaum: „Sieh mal, Rinde, die könnte man doch …“ – „Aber natürlich könnte man damit…“ Also hangelte ich mich den Hang hinab, um den Baum zu häuten, verstaute die Rindenstücke im Rucksack.. Derweil überholte uns ein Paar. Sie hielt einen Zettel in der Hand. Im Pfälzer Wald halten für gewöhnlich nur Letterboxer Zettel in der Hand. Zettel, die sie zuvor aus dem Internet ausgedruckt haben und auf denen die Clues, die Informationen stehen, wie man die Box findet. Es ist eine miese Sache, wenn zwei Teams gleichzeitig die selbe Box suchen. Das Erste verleidet dem Zweiten die Spannung. Auf Burg Anebos trafen wir die beiden wie sie just dabei waren, die Löcher im Fels zu zählen, ein wichtiger Hinweis auf das Versteck. Wir vereinbarten, dass wir ein wenig warten würden, um uns gegenseitig den Kitzel der Suche nicht zu verleiden.
Fakt war jedoch, dass die beiden die falsche Richtung einschlugen. Plötzlich lagen Kokolores und ich vorne. Genau wie Amundsen 1911, als er dem Südpol entgegen steuerte.
Wir lösten diverse Rätsel zwischen den Burgruinen Anebos und Münz und fanden schließlich die Box, loggten im Gästebuch und tanzten, ob unseres Triumphes den Berg hinunter bis zum Parkplatz