In Cley next the Sea

Eben erreicht mich eine Mail von Irgendlink. Mit ein paar wunderbaren Bildern und dem lapidaren Satz: Ich komme vor lauter Kommunizieren gar nicht mehr zum Bloggen.

Klausbernds und Dinas Gastfreundschaft darf er auch heute noch genießen, da die beiden bereits einen Sighseeingtag für ihn – mit eingebauter Blogzeit-Pause, in der er schreiben „muss“ – eingeplant haben. Bei dem Wetter – allerdings ist es nicht mehr so stürmisch wie gestern – ist das wohl das Beste.

Morgen fährt Irgendlink dann weiter Richtung Norden. Das heißt zuerst mal Richtung Westen. Mit dem Rad übers Meer ist nämlich gar nicht so einfach. Richtung King’s Lynn.

Weil’s so schön ist …

Die Mühle von Cley next the Sea …

Blick zum Nordpol …

Noch mehr Meer …

Und noch mehr, denn von Meer gibt’s ja mehr als – und nie – genug …

Auf dem Rückweg vom Strand: Cley’s Pub …

Im Schaufenster gefunden …

Summa summarum: Cley hoch drei …

Tag 20 – Bilder

Ein paar Bilder vom gestrigen Wegabschnitt (Draufklick macht die Bilder groß)
Mailbox der etwas anderen Art :-)

In Norwich …

Grüne Tafel von unterwegs …

Von Bungay über Norwich nach Cley

Outney Meadow außerhalb Bungays ist der zweite „So-sollte-es-sein“-Campingplatz, den ich in England finde („So-sollte-es-sein“ ist das Triple A unter den Wertungen für die Reise, sage ich mal so, ich Standardpoor, ich). Ziemlich große Anlage, fast leer.

Vom Eingangsbereich, der eher an eine Firmeneinfahrt erinnert als an einen Wohlfühlcamping, darf man sich nicht beirren lassen. Im Inneren des labyrinthisch wirkenden Geländes findet sich feiner Rasen, verschiedene Bereiche, umzäunt von windschützenden Koniferenhecken. Auf den ersten Kilometern Richtung Norwich verirre ich mich wieder einmal. Trotz Karte, Radwegbeschilderung und GPS verirre ich mich ständig. Kumulierte Verirrungsdistanz auf den mittlerweile fast 1300 km ist geschätzt 50 km. Aber wer zählt schon, wer rechnet schon bei einer solch gigantischen Distanz, die ich mir vorgenommen habe. Rechnen und Zählen und sich dem Ziel entgegen zu sehnen, es „anzustreben“, sind der Tod der Reise. Mit rechnen, wollen, sich selbst antreiben, verstärkt man nur unnötig die Kräfte, die im eigenen Innern dafür sorgen, dass Körper und Geist in eine Verspannung geraten, was das Leben verunschönt. Ich glaube, am besten kommt man voran im Leben, wenn man alle auftretenden Kräfte so gut wie möglich durch sich hindurch leitet.

Geradezu esoterisch verwirrt biege ich hinter einem Dorf namens Surlingham rechts ab und wundere mich, warum der bisher fast ausschließlich auf geteerter Strecke verlaufende Fernradweg Nummer 1 nun über einen holprigen Fußpfad vorbei an einer Farm führt. Nach 5 Minuten passiere ich ein Gatter und stehe vor dem Friedhof, nur 100 Meter von der Straße entfernt, die ich eben enlang geradelt bin. Die beiden Surlinghams! Erneut komme ich am Wegweiser vorbei. Nun ist klar, dass er einfach nur dusselig angebracht ist. Hinter Surlingham folgt für viele Kilometer der erste „So-sollte-es-sein“-Radweg. Entlang am River Yare bis hinein in die Großstadt Norwich, die vor langer Zeit einmal die zweitgrößte Stadt Englands gewesen ist. Das Wohlfühlradeln setzt sich quer durch die Stadt fort. Von Großstadt eigentlich keine Spur. Ein Schild „International Airport“ und der auf der Karte eingezeichnete Autobahnring und die vielen Schnellstraßen, die sternförmig auf den Ort zu laufen, sind eindeutige Zeichen für Stress.
Stress negativ. Ohne Probleme durchquert man das, von Samen und Wikingern geprägte mittelalterstädtchen an den Flussradwegen. Studenten. Feierabendmenschen, zwei Jungs mit riesigen, leeren Leinwänden unterm Arm.

Nein, nicht das Irgendlink-Rad, sondern ein kreatives Namensschild bei einer Farm Nähe Holt

20120417-150135.jpgÖfter, als man glaubt, gibt es die alten Telefonzellen noch.

20120417-150151.jpgDer Railway-Trail ca 5 km nordwestlich von Norwich

20120417-150246.jpgPanorama der Dragon Hall, eine alte Markthalle in Norwich, die heute ein Museum beherbergt.

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Tag 20 – die Strecke

Heute Abend gibt es für Irgendlink nach einem sonnwettrigen, aber kalten Tag ein warmes Bett. Toll! In Cley next the Sea. Aus Norwich erfahre ich, mitten am Nachmittag, dass ihm diese Stadt sehr gefällt. Da wäre ich jetzt auch gerne, denn Norwich war ein paar Tage lang eins der Zentren meiner literarischen Welt. In Hiobs Brüder von Rebecca Gablé war ich immer mal wieder im dortigen Judenviertel. Oder auf der Burg. Und in den engen Sträßchen. Allerdings vor fast neunhundert Jahren. Wie es wohl heute dort aussieht? Ich hoffe, wie sehen bald ein paar Bilder.

>>> Outney Meadow Caravan Park – Cley next the Sea: zum heutigen Kartenausschnitt bitte hier klicken!

Nachrichten aus Boulogne-sur-Mer

Eben haben wir die Bilder aus Boulogne erhalten. Vom offiziellen Besuch Irgendlinks auf der Mairie der Partnerstadt seiner Heimatstadt, fotografiert vom Hoffotografen der Stadt.

Irgendlink an seinem neunten Tourtag

v.l.n.r. Madame Hingrez, l’Adjointe au Maire, Irgendlink, unser aller Europenner und Monsieur Quehen, le Directeur Général Adjoint

Dieser kleine Artikel ist, aufgrund meiner Pressemitteilung, neulich in der Stimme des Nordes („La Voix du Nord“) erschienen.

Sinngemäße Übersetzung, die keinen Anspruch auf perfekten Wortlaut erhebt:
Jürgen Rinck startet von Boulogne eine Fahrradtour durch Großbritannien, Norwegen, Schweden, Dänemark, Deutschland und die Niederlande. Das Abenteuer heißt „Mit dem Rad um die Nordsee“. Der Zweibrücker Künstler hat Boulogne, die Partnerstadt seiner Heimatstadt, zum Start und Ziel dieser gigantische Schleife gewählt. Seine Reise hat auch einen kulturellen Charakter, da er alle 10km eine Landschaftsfotografie aufnimmt. Er stellt die Bilder in seinem Blog vor (www.irgendlind.de) und sie werden später in einer Ausstellung präsentiert. Vielleicht wird das auch bei seiner Rückkehr nach Boulogne geschehen?

Quelle: „Voix de la Nord“, Zeitungsbericht vom 15. April 2012