Tag 77 – noch mehr Bilder

Ungefähr acht Kilometer hinter Göteborg in einer Wohnstadt (vergrößern durch Draufklick)

Am Ginsteleden, der streckenweise über eine ehemalige Bahntrasse direkt am Meer führt, Groß auf pixartix_dAS bilderblog

Am Ginsteleden, nahe Särö (ebenfalls auf pixartix_dAS bilderblog)

What shall we do with the drunken Artist?

Übersetzungsvorschläge sind auch diesmal herzlich willkommen :-) Gerne im Kommentarstrang!

Tag 78 – die Strecke und Bilder

Heute ist Irgendlink vom Ponyhof aus nach Varberg geradelt, wo er sich die Auf-die-Fähre-Wartezeit mit einem sommerlich-bunten Artwalk um die Ohren geschlagen. Die folgende Varberg-Collage widmet Irgendlink G., die von hier stammt und in seiner Heimatstadt lebt (aufs Bild klicken für groß).

Von heute Morgen die folgenden Bilder …
Auf dem Hof … (groß auf pixartix_dAS bilderblog)

Nach Kungsbacka gesehen. Zum ersten …

… zum zweiten …

… zum dritten … (groß auf pixartix_dAS bilderblog)

… und gleich noch eins oben drauf, das herrlich quietscht und quakt …

Während ich hier schreibe, sitzt Irgendlink auf der Fähre nach Grenaa in Mitteldänemark, wo er Punkt Mitternacht ankommt. Mein Idee ist, dass er sich einfach auf den dortigen Strand-Campingplatz begibt und ausnahmsweise erst morgen Vormittag die Formalitäten erledigt. Ob das klappt? Die skandinavischen Campingplätze, die ich bisher gesehen habe, sind kaum je eingezäunt gewesen.

>>> Ponyhof, Kungsbacka (Schweden) – Grenaa, Strandcamping (Dänemark): zur heutigen Karte bitte hier klicken!

Das graue Band, das niemals endet …

Und schon wieder zwei neue Kunststraßen-Collagen! Sechzehn Kunststraßenbilder, wie er sie immer im 10km-Takt fotografiert, hat Irgendlink hier zu Collagen montiert.

Draufklicken für groß und dann nochmals draufklicken für sehr groß, doch das wisst ihr längst?

Km 4160 – Km 4310
Km 4320 – Km 4470

Die Fünfzehnuhrfähre und andere Gespenster

Wie ausgestorben ist der Ponyhof. Nur ein Pferd, das ab und zu grummelt und mit den Hufen gegen die Stallwand trampelt. Seit halb sieben bin ich wach. Koche Kaffee auf dem Spirituskocher. Praktischerweise steht ein Stahltisch vor meinem Container. Eine junge Katze gesellt sich zu mir. Doch ein Lebewesen. Aber vom geschäftigen Treiben, das ich mir von einem Pferdestall erwarte, Viehtränke, Futter, ausmisten keine Spur.

So radele ich ohne Abschied weiter auf dem Ginsteleden bis nach Kungsbacka, formuliere in Gedanken eine Email an Nathalie, um auf diese Weise Tschüss zu sagen, irgendwann.

Das Fon ist bei moderaten fünfzig Prozent und die Mili fasst wieder Strom vom Nabendynamo. Für die nächste Livereise nehme ich mir vor, die Technik zu verbessern, den Ladeakku fest zu verlöten, wie im übrigen alles elektrische. Auch an der Liveblogtechnik doktore ich gedanklich herum. Letztlich müsste ich, oder jemand, der die Liveschreibe kommerziell gestalten möchte, die Jugend gewinnen. Kaufkräftige, willenlose KonsumentInnen zwischen 15 und 30. Und wie kriegt man die? Mit Onlinegames.

Schon 2001 habe ich mit Medienmanager Thilo, bei einigen Bieren zu viel, darüber gebrütet, wie man eine interaktive Livereise gestalten könnte. Die Sache ist simpel: Du musst zum lebenden Avatar werden, der von den lieben Kommentierenden ferngesteuert wird.

So phantasiere ich vor mich hin, verliere Höhe Åsa den Ginstleden und radele zwölf Kilometer Umweg. Hektik macht sich breit. Wann wohl die Fähre in Varberg ablegt? Ob es mehrere gibt pro Tag. Um nur „rechtzeitig“ zu kommen, trete ich ordentlich rein, habe ruckzuck fünfzig Kilometer auf dem Buckel. Schaue nicht so genau hin, weil ich ja in Gedanken schon die X-Uhr Fähre in Varberg besteige. Sowas hirnrissiges. Ich gehe von einem fiktiven Zeitplan aus, auf dem sich all meine Hektik, Anstrengung und Schweiß gründet. In Frilesås ziehe ich die Notbremse, nachdem ich den Zwölf-Kilometer-Unaufmerksamkeitsumweg gemacht habe. Welchem Gespenst jage ich hinterher? Das Denkmal der unbekannten Timetable. Ich meißele in Granit, baue einen Götzen aus Minuten. Ihm zu dienen trete ich mächtig rein.

Ich könnte auch einfach ins Netz gehen und nachschauen. Aber das würde meiner Schinderei jeglichen Zauber nehmen, mich gegebenenfalls noch mehr unter Druck setzen, wenn etwa die Fähre um 15 Uhr ablegt. Schon der Gedanke, dass sie vielleicht um 15 Uhr ablegen könnte, lässt mich ordentlich reintreten. Die Gegend ist flach. Nicht hässlich noch malerisch. Gegen Varberg dominieren mächtige Felsen in sanften Wiesen. Bei einem Dorf namens Li, gleich neben einem Weiler namens Tom, gibt es zig Hinkelsteine zwischen Koniferengewächsen, deren Name ich nicht kenne. Imposant. Nach fast achzig Kilometern erreiche ich Varberg. Gunillasberg nenne ich die Stadt nach meiner Freundin, Kunstsammlerin, Mäzenin Gunilla, die hier geboren ist. Von Anfang an war klar, dass ich eine Varberg-Bildtafel ihr zu Ehren gestalte. Selbst wenn ich deshalb die imaginäre 15 Uhr-Fähre verpasse.

15:00 endlich da. Der Grenaa-Kai ist verwaist. Nur ein Auto mit Wohnanhänger deutet darauf hin, dass heute vielleicht noch was geht. Die Timetable sagt, dass montags bis freitags täglich zwei Fähren fahren: eine um 8:50, utopisch pervers früh. Die andere um 19:45. Das Paar im Wohnwagen bestätigt das. Puuh, genug Zeit, Gunillaberg zu erkunden.

Zunächst lade ich in einem Café den iPhoneakku, trinke Kaffee und esse Riesenschokokuss. Kaffee darf ich nachschenken ohne zu zahlen. Das ist so in Schweden. In Norwegen gibts den zweiten nur billiger. Anyway.

Stunde später kreuz und quer durch die Stadt und auf der Hauptstraße scheint sich etwas anzubahnen. Männlein in Amischlitten flanieren. Auch erwachsene Kerle mit Asterixbart. Versteh einer diese Volk. An der Straße warten etliche hundert Menschen, vielleicht tausend? Worauf. Wummern. Am Ende der Straße ein Polizeiauto, gefolgt von einer Kolonne aus Trucks, Oldtimern und Traktoren mit Anhängern. Techno. Loveparade? Fasnacht?

Schulaus. Die örtliche Uni spuckt ihre AbsolventInnen aus. Jubelnd mit Schuluniformen und weißen Mützen auf ihren Trucks, die behängt sind mit selbstgeschriebenen Bannern, die ich nicht verstehe. Faszinierend wird das Spektakel, wenn man sich in den Stadtkern begibt. Der Korso fährt im Rechteck um die Quadraturen, so dass man an einem Punkt zwischen den akustischen Schneisen, die sich automatisch bilden, aus verschiedenen Richtungen von verschiedenen Musiken beschallt wird. Fast wie in diesen Vampirfilmen, in denen das dunkle Gemach der scheußlichen Kreatur von Kugeln zersiebt wird und plötzlich aus allen Richtungen Lichtstrahlen eindringen, das Böse verbrennt. Ich muss an Whitby denken, Bram Stoker Stadt, das ich just am Wochenende des Frühlingstreffens der europäischen Gothicszene durchradelt habe. Ich bin ein Vampir, zerschossen von den höchst wirksamen akustischen Strahlen der schwedisch zivilisierten Welt.

Gegen 18 Uhr legt sich der Spuk. Nur noch Amischlitten voller Schulabgänger kurven durch die Stadt. Und ein einzelner kleiner Polo, der die Bässe elend aufgedreht hat, erstaunlicherweise aber an der Bahnschranke, an der er neben mir wartet, für kurze Zeit die Musik ausstellt.

Ich buche die Fähre im Büro am Hafen, erschrecke beim Preis: 525 SEK. Durch 8 gleich Euro die Frau am Schalter sieht mein blasses Gesicht. Billiger wirds nur, wenn ich vorab im Netz buche, ähm, gebucht hätte. Aber, fügt sie hinzu, sie lasse mir die Gebühr nach von 150 SEK.

Ich setze sie unbekannterweise auf die Liste der SponsorInnen des Herzens.

Nun bin ich mit fast nur Truckern an Bord. Bärbeißige Typen mit Unterbiss, karikaturenhaft, Jogginghosen, Adiletten, Kulturbeutel und Handtuch, kehlige Witze, solche Bäuche. Habe beim Buffet die Softeismaschine entdeckt. Das ist das Paradies. Ich darf das Ding selbst bedienen, könnte mich mit offenem Mund darunter legen …

0:00 solls in Grenaa an Land gehen. Keine Ahnung, wo ich dann zelten werde.

(sanft redigiert und gepostet von Sofasophia)

Tag 79 – die Strecke

Außerhalb von Norup baue ich jetzt das Zelt auf. Recht kühl und kein Camping in Sicht. Schöner Platz. Hab wieder Langsamnetz, aber gut Akku, schreibt Irgendlink kurz vor acht.

Und als ich später skypte, war er schon fast eingeschlafen. :-) Kein Wunder, hat er doch schon vor dem Frühstück zwanzig Kilometer zurückgelegt … nach einer ziemlich kurzen Nacht am Grenaaer Hafen in einem kleinen Park unter freiem Himmel.

Wer sich über die Route wundert (nördlich statt westlich), sollte dazu wissen, dass Irgendlink auch in Dänemark der Nordseeküste entlang radeln will. Er fährt dazu zuerst nach Skagen und von da aus südwärts. :-)

Gute Nacht euch allen!

>>> Grenaa – Wildzeltplatz bei Norup: zur Tagesroute von heute: bitte hier klicken!

>>> die Strecke auf OpenStreetMap: bitte hier klicken!