Die Bilder zum Text

Kunst am Radweg (Draufklick für groß)

Gruselkuh, die macht Muh, Gruselkühe machen Mühe …

Die Kathedrale von Lincoln …

Wildzelten-Romantik: einsames Gehöft in der Nähe …

Heute Morgen: Rundumblick mit Zelt …

Tag 28 – die Strecke

Schon wieder wild. Klein, nicht groß geschrieben. Wild zelten, meine ich. Drei volle B&B und 12 km Umweg zwingen Irgendlink heute Nacht, schon wieder wild zu zelten. Akku ist noch ein bisschen da. 70%, so schreibt er.

In der Nähe von Wootton hat er das Zelt in einem Park aufgebaut und verbringt dort nun die Nacht, bevor er morgen die Humber Bridge überradelt (geht das überhaupt, fragt sich Sofasophia).

>>> Scothem – Wootton: zum heutigen Kartenausschnitt bitte hier klicken!

Herzliches Dankeschön, lieber Engelbert, für den charmanten Bilderklau :-) Dein neues Headerbild, Jürgens letzter Zeltplatz im Panorama, macht sich super auf deinem Blog!

Regenliebeanalogie

Es fällt mir immer schwerer, mich zu erinnern, selbst an wenige Meilen zurück liegendes. Ein Phänomen, das sich nach mehreren Wochen unterwegs oft einstellt. Abenteuer legt sich auf Abenteuer und das Unterwegssein wird auf eine Weise zur Gewohnheit, dass man es getrost Alltag nennen kann. Auch wenn nie ein Tag dem anderen gleicht, schleichen sich Muster und Regelmäßigkeiten ein. Frühstück und Abendessen geraten zur Konstante. Morgens gibt es grundsätzlich Toast, den ich in der Pfanne auf dem Spirituskocher zubereite. Butter, gelbe Marmelade. Seit einigen Tagen habe ich die bittere Orange durch Aprikose ersetzt. Der Kocher dient auch als Zeltheizung. Ich erreiche damit zwar keine Schwitzhüttentemperaturen, aber mollig warm kann ich das Zelt innerhalb von einer Minute heizen. Ein Segen. Grundsätzlich beschlagen früh morgens Brille und iPhone, so dass ich die beiden erst einmal an den Tag aklimatisieren muss.

Vom gestrigen Wildzeltplatz an einem langsam fließenden Kanal folge ich weiter dem Nationalen Radweg Nummer 1, dessen Verlauf in Einzelstücken auf der Seite nationalcyclenetwork.org.uk zu finden ist. Von dort habe ich meine Tracks geladen, die ich zu Hilfe nehme, wenn ich die Schilder mal wieder verpasst habe und mich vor einer Hauptstraße wiederfinde. Die Strecke ist gut beschildert, so dass man theoretisch ohne Karte und Tracks radeln könnte, aber trotzdem verliere ich den Faden des öfteren.

Einmal parkt beispielsweise ein LKW direkt vor dem Abbiegeschild, so dass ich geradeaus fahre. Oder vorgestern verliere ich die Strecke, weil ich an der Abzweigung von Radweg 11 dem 11er folge, anstatt auf der 1 zu bleiben (ich berichtete). In Städten merkt man schnell, dass man falsch ist, weil eben plötzlich keine Hinweise mehr zu finden sind.

Gestern ist der Regen schuld, dass ich unaufmerksam etwa 6 km Umweg radele. Ich sehe es gelassen. Auch das Wetter. Es ist, wie es ist. Da hilft kein Hadern. Zudem ist der Regen glücklicherweise lang anhaltend (!). Das erspart das ständige An und Aus der Neoprengamaschen und der Regenhose. Auch für die gefühlt mindestens vier Zweibrücker Kreuzberge, die ich im Hügelland überquere, bin ich dankbar. Berghoch fahren ist das beste Mittel gegen die Kälte. Kurz hinter Market Rasen zwingt mich der Walesby Hill in den ersten Gang. Querab vom Flugplatz Bimbrook führt der Radweg über einen Feldweg gut vier Kilometer weit. Ein Stück, an dem man prima wild zelten könnte. Stainton le Val, kurz zuvor, wäre die letzte Einkaufsmöglichkeit von Süden kommend (nur für den Fall).

Gegen Abend Sonne. Mister Kunstbübchen hat sich den Floh ins Ohr gesetzt, ein Bed and Breakfast zu finden, quert somit vom N1 ab Richtung Wootton, wo das Fragespiel in Pubs beginnt: Bieten Sie B&B, nein, wo bitteschön ist der nächste, da und da, so hangele ich mich etwa 12 Kilometer weit von voll belegtem B&B zu voll belegtem B&B, um schließlich – endlich – meiner Seele treu zu bleiben. In einem parkähnlichen Areal, halb so groß wie ein Fußballplatz, von Parkbänken umsäumt, Bäumen und Hecken, Vögelchen, Pi, Pa und Po, baue ich mein Zelt auf. Das Schild, das vor dem Eingang stand, wurde abgerissen. Vermutlich eine Hinweistafel, da sie stehpultartig montiert ist. Ich bin nicht sicher, ob es sich nicht doch um Privatbesitz handelt, aber bisher bleibe ich unbehelligt.

Das mit der Liebe wolltste doch noch …? Ach ja. Wie ich so über den Regen nachdenke – die Europenner kennen tausend verschiedene Worte für Regen – kommt mir der Vergleich zur unerfüllten Liebe in den Sinn. Dieses Regenschauerwetter mit Klamotten an, Klamotten aus, fühlt sich ungefähr so an, wie wenn man jemanden liebt, der sich nicht so richtig für einen entscheiden kann. Dieses ewige, nervenzermürbende Hin und Her, manche Menschen ertragen das ein Leben lang.

Wegen Akkuknappheit jage ich diesen Beitrag nun ungefiltert an die Homebase.

(„sanft gefiltert“, mit Link bestückt und gepostet von Sofasophia, die froh ist, dass wir beide nicht ständig die Regenklamotten an- und ausziehen müssen)

Tag 29 – die Strecke

Ja, zugegeben, dass ich morgens um halb zwölft bereits die Tagesstrecke poste, ist nicht üblich. Auch nicht wirklich europenneresk. Doch zwei Gründe sprechen dafür: Das heutige Ziel ist (theoretisch) jetzt schon bekannt, denn Irgendlink will heute im von Engelbert recherchierten B&B namens Brentwood House in Bridlington absteigen. Sind 40 Meilen vom wilden Nachtcamp, das er heute recht früh verlassen hat.

Vierzig Meilen. Drum die Klammer. Drum der Vorbehalt „theoretisch“. Vierzig Meilen – mal einskommasechs gibt die entsprechenden Kilometer – sind manchmal ein Klacks für Irgendlink, manchmal eben nicht. Wer weiß, wie die heutige Strecke verläuft? Wie sich das Wetter entwickelt. Die Straße, der Verkehr, all die Hildas unterwegs. Wer weiß, was heute Abend ist … Der anschließende Kartenlink ist also nur ein vorläufiger. Ich poste ihn trotzdem, behalte mir aber natürlich nachträgliche Korrekturen vor.

Der zweite Grund ist mein zwei- bis dreitägiger Ausflug nach Bern und Umgebung. Ich werde, habe ich soeben beschlossen, den Laptop doch nicht mitnehmen. Nur das iPhone, doch damit kann ich nicht wirklich tolle Kartenlinks machen, resp. nur aus zwei Punkten bestehende. Dann lass ich es besser.

Gute Reise uns allen – im Alltag und auf der Straße!

>>> Wootton – Leven: zum Kartenausschnitt der Tagesstrecke: bitte hier klicken! (Das ist der nachträglich korrigierte Link, da die Strecke anders, als in diesem Artikel angedacht, verlaufen ist.)

End of Files

Mister Schussel-Link kann die gpx Files nicht mehr finden, die er auf der Seite nationalcyclenetwork.org.uk geladen hat. Nun endet der GPS Track in Hessle bei Hull bei Kingston.

Falls jemand Zeit hat, ich würd mich über Mail freuen mit gpx oder kmz Dateien im Anhang, die den weiteren Verlauf des N1-Radwegs grob Richtung Bridlington zeigen. Soweit ich mich erinnere, konnte man in einer Karte die blauen Linien mit den Radwegen anklicken und downloaden. Geht leider net aufm iPhone.

Nun in Hessle bei Hull, Humberbridge überquert. Wassen geniales Stück Radweg. 3 km im starken Ostwind. Aber ohne Regen, so dass ein paar Fotos möglich waren.

Nachtrag: irgendlink@t-online.de
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