In León

Die heutige Etappe, das heißt ein Stück davon, seht ihr nachfolgend auf fernwege.de:

hier klicken: Tag 19 – 7. Dezember 2010

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León ist die zweite größere Stadt der letzten Tage. Und dazu eine ganz besondere. Noch sind es um die dreihundert Kilometer bis Santiago, doch immerhin besteht Aussicht auf wieder mehr landschaftliche Abwechslung. Ob dies allerdings für Pilgernde irgendwann gar nicht mehr so wichtig ist, wo es doch auf dem Camino mehr und mehr um die inneren Landschaften geht?

Ich kann Irgendlink nur immer wieder von Neuem „Buen Camino“ wünschen.

by Sofasophia

Den werten KommemtatorInnen

Meine Lieben,
in diesem Artikel möchte ich Eure Arbeit an diesem Blog würdigen. Viele von Euch sind StammleserInnen, viele haben sich insbesondere über diese Jakobsweg-Live-Begehung hier eingefunden. Ihr fiebert zu Hause mit, fühlt mit, wundert Euch, macht Euch Sorgen, lacht und leidet mit mir. Was Euch vielleicht nicht bewisst ist, ist dass Ihr mit Euren Kommentaren dieses direkt geschriebene, nur notdürftig recherchierte, unlektorierte, elektronische Buch ergänzt. Zur durchlaufenden Linie, dieser Kette von Blogtexten bildet Ihr in den Kommentarsträngen eigene Linien, auf die ich keinen Einfluss habe. Wie es das Schicksal eben diktiert. Oder der Zufall. So entsteht ein Gewebe aus Texten – Sofasopia spricht in ihrem Blog von Kettfäden und anderen Fäden, an deren Namen ich mich gerade nicht erinnere.
Ihr seid mir Redaktion, Lektorat, Lehrende, Mitfühlende und Seelwnbeistand, Stammtischwitzbrüder und -schwestern, LachkollegInnen, KreuzeschlepperInnen, Mitpilgerinnen der Herzen.
Dieser Beitrag ist Euch gewidmet und all den stillen Mitlesenden.
„Wo immer Ihr auch seid“ schließe ich mit den Worten des Blogkollegen Soulsnatcher.

EDIT von Sofasophia: Schussfäden heißen die Dinger …

Mansilla de las Mulas

Wie drastisch sich das Wetter ändert. Morgens Nebel, der in strömenden Regen übergeht, dicht gefolgt von strahlendem Sonnenschein. Ein Thermometer im wunderschönen Mansilla zeigt 11 Grad. Fast 20 Grad wärmer als vorgestern.

Eremita de la Virgen de Garcia in Mansilla de las Mulas
Hauptstraße Burgos- Valladolid in Mansilla. Blick Richtund Stadtmitte.
Camino etwa eine Dreiviertel Stunde vor Mansilla
Gestern auf dem Weg nach El Burgo Ranero

El Burgo Ranero

6:15 saukalte Albergue in El Burgo Ranero. Gestern war eigentlich eine lässige 22 km Etappe geplant. Immer noch dieses zermürbende weite Nichts aus braunen Feldern. Der Schnee schmilzt im Dauerregen. Seichte Plusgrade. Schon will ich die Mütze ins Gesicht ziehen, da laufen mir die beiden Rosen über den Weg. Pilgergequatsche. Aprendo Español mit der Andalusierin Rosa, die kaum ein Wort Englisch kann, es aber lernen will. So stoppeln wir kilometerweit Worte zusammen. Pietros zeigt sie auf den Weg, Stones, sag ich und deute auf einen Baum: Tree – Arbolo. Die Schreibweise ist uns egal, Silbe um Silbe ringen wir unseren fremden Sprachen ab. La lalluvia – rain über allem und some Blackbirds – pajaras negra auf den Feldern. Wenn wir gemeinsam ein spanisch-englisches Wörterbuch schreiben würden, würde es sicher die Qualität des ungarisch-englischen Phrasenbuchs in Monty Pythons ‚Sinn des Lebens‘ haben.
In Sahagun entern wir eine Bar, genauer die Cafeteria ROBLES. Schräg gegenüber der Kirche. Man kann sie eigentlich nicht verpassen, da es die erste ist, die der ausgehungerte Pilger aus Terradillo kommend erreicht.
Man sollte sie aber meiden! Denn der Barkeeper, der aussieht wie ein Fremdenlegionär, zockt grundsätzlich alle Touristen ab, auf die er als Stammkunden ja verzichten kann.
Betritt nie das Robles in Sahagun!
Unsere Rechnung weißt eine Flasche Wein für 25 € aus. Man könnte sagen, okay, ihr hättet ja vorher nach dem Preis fragen können. Das macht man aber nicht in einem Land, in dem der Wein das Standardgetränk ist und normalerweise zwischen 2 und schon wucherhaften 10 € zu haben ist. Weil ich weiß, dass man sich durch den simplen Akt des Bezahlens Frieden verschaffen kann, schlage ich vor, es zu tun und weiter zu laufen. Aber am Tresen murrt noch ein älteres Paar aus Bilbao über eine ungewöhnlich hohe Summe. Und der Wirt hat die Rechnung ohne die feurige Rosa gemacht, die die Guardia Civil ruft. Um andere Touristen zu schützen und dem Abzocker zu zeigen, dass wir nicht alles hinnehmen. Die Polizisten sind in fünf Minuten da und das Palaver geht los. Rosa schreibt den Anzeigetext, Name des Weins, der Bar, des Wirts usw. Bezahlen müssen wir dennoch. Aber ich glaube, es hat uns allen den verregneten Sonntag erhellt. Mir eine Story beschert, Rosas Ehre gerettet, den Polizisten den langweiligen Sonntagsdienst versüßt – der Bankraub des kleinen Mannes.

Die Herberge in Bercianos ist engegen den Angaben in diversen PilgerInnenführerInnen geschlossen. So dass die beiden Rosen und ich gegen 17 Uhr ziemlich dumm im Regen stehen.
Noch 7,8 km bis Burgo. Fast zwei Stunden. Und um sechs wirds dunkel. Wenn Frauen offenbar eines hassen, dann in der Dunkelheit im Regen in Burgo Ranero anzukommen. Weshalb die beiden zarten Rosen einen abartigen Stechschritt einlegen, ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen, der ich wegen Unterzuckerung erst einmal eine zweiminütige Pause mache (nicht dass der Eindruck entsteht, sie seien wortlos gegangen. Natürlich sagten wir Tschüss). Aber ab da war jedEr sich selbst der/die Nächste. Wir schaffens in gut einer Stunde, militäriisch gedrillt singend: San tia go ist ein fei ner Mann – ich die ne ihm so guut ich kann.
Gegen 18 Uhr in Burgo, Chaeuk hat das Feuer im Kaminofen angezündet. Abends sitzen wir dicht gedrängt davor. Mit m Boot Hospitalero Sergio aus San Sebastian, Martina und der klatschnasse Gitarrero Patick aus Tschechien . Der dicke schnarchende Spanier ist auch da. Er hat ein Einzelzimmer. Nützt aber nix, da die Zimmer nach oben offen sind unter dem unisolierten Scheunendach.