Herr Irgendlink lässt und lässt nicht locker. Zwar schwächelte ich fast ein Jahr, was das Reisen und das darüber Berichten angeht, aber nun, seit erst drei Tagen unterwegs, spüre ich schon wieder die Faszination, die der stete Lebensstrom ausübt, wenn er über die Katarakte der Fremde rauscht. Aus der Reise Ums Meer habe ich ein immenses Wissen über diese, meine direkte Form der Reiseberichterstattung gewonnen und, by doing, eine gute Fingerfertigkeit entwickelt. Wenn ich heute Morgen noch fabuliere, ich zeige nienienie wieder Bilder in einer Ausstellung, es sei denn, ich erhalte ein Honorar, ich trotziger Kunstbub, so weiß ich nun, was ich garantiert immer wieder tun werde: live von unterwegs bloggen.
Es dauert ein zwei Tage, bis man drin ist in der Tour. Heute bin ich in dieser Tour drin. Also Punkt Eins: Gedulde Dich und lass Dich vom Unterwegssein weichklopfen so lange, bis die Worte fließen. Der nächste wichtige Punkt ist Disziplin. Ehrlich gesagt, just im Moment würde ich viel lieber nackt im Hotelbett liegen, die Glotze surren und den Abend ausklingen lassen.
Stattdessen vorm geistigen Auge den Tag revue passieren lassen, gleichzeitig auf dem winzigen Smartphonebildschirm diese Zeilen tippen. Ein Urban Artwalk morgens, um das einzig renovierte Haus in einer zerfallenden Häuserzeile zu fotografieren (abends war das Licht ungünstig).
Verirrt in der Zitadelle verpassen SoSo (auch sie schreibt live) und ich beinahe das Festbankett, müssen kilometerweit durch die Nordstadt irren. Boulogne ist verdammt hügelig. Das Bankett mit etlichen hundert Gästen in einer Turnhalle anlässlich des 54jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft Boulogne Zweibrücken.
In der Kunstschule EMA offeriert man mir, die Ausstellung noch einige Zeit im Kubus zu lassen und sie mir per Post zu schicken. Prima. Netzwerken. Das ist was Feines. Fünf Busse voller Netzwerker.
Stadtszenen von unseren Urban Artwalks. Boulognes Häuser haben einfach die schönsten Hausnummern. Diagnose: in dieser Stadt müsste ich mindestens eine Woche arbeiten. Südlich des Flusses Liane etwa, gibt es einen Stadtteil, den ich noch gar nicht kenne.
Urban Artwalk Boulogne am 19. Mai 2013.
Ein Jammer, dass die Reise Morgen endet. Ich merke, wie faszinierend dieses, mein Experiment am offenen Herzen der Literatur ist. Obschon noch immer unklar ist, ob es sich um Literatur oder Kunst oder Dokumentation oder dilletantisch redigierten Privatjounalismus mit larmoyanten Einlagen, oder um ein schlichtes Bad in der virtuellen Menge handelt. Manche nennen es einfach Appspressionismus.
Credo von Liveschreiben #13 – lass nienienie den Strom der Gegenwart enden.