Eichhörnchensklaverei

QQlka wohnt seit dem Atelierefest Mitte September in seinem Zelt unten auf der Südterrasse. Er hat eine echte Matratze in seinem Domizil und fühlt sich pudelwohl. Tagein tagaus sitzt er unter dem Vordach und malt an seinen Traktorkatastrophen. Ich mag es, ihm zuzusehen, wie er Strich um Strich setzt und ganz langsam das Unsichtbare sichtbar macht.

Das Eichhörnchen balanciert im Nussbaum und beobachtet ihn. Ab und zu pflückt es eine Walnuss, schließlich muss man an den langen harten Winter denken, wenn man ein Eichhörnchen ist. Die Nüsse knallen auf den Boden. QQlka verlässt die Staffelei und hebt die Nüsse auf. Schließlich müssen auch wir an den Winter denken. Das Eichhörnchen findet das gar nicht gut und kommentiert den Nussraub mit fiesem Fauchen.

Die Lösung des Ü-Problems

Schon war ich versucht, mir die 540 Dateien händisch vorzuknöpfen, da fiel mir ein, der Phase5 Editor hat einen Automatismus, welcher sämtliche Umlaute beim Öfnnen einer Datei als lesbare Umlaute darstellt. Ein Ü ist also ein Ü und nicht wie in HTML üblich ein Ü.

Beim Schließen konvertiert er die Üs wieder in die HTML-Schreibweise.

Diesen Automatismus kann man gnädiger Weise abschalten und dann die Üs per Masseneditierer löschen.

Flap-Flap, fertig war die CD.

Nun noch schnell duschen und ab zu den Becks.

540 Üs löschen

Gut. Die Kunstverstecke sind ausbaldowert. Die drei letzten Bilder des Labyrinths hab ich gegen Abend vor der Galerie Beck geschossen. Die Länge des Labyrinths ist nun auch klar: 40,13 Kilometer.

Nachher Termin bei den Galeristen, dann muss ich die CD abliefern. Problem: 540 Üs stehen noch in den Dateien und der Phase5-Masseneditor schafft es nicht, die Dinger rauszulöschen. Entweder bleiben sie drin, oder ich muss es von Hand tun. Warum löscht dieser Editor keine Üs, respektive die HTML-Version des Üs, welches ü geschrieben wird?

Ich bin froh über meine Arbeit. Stelle fest, dass es ein Prinzip ist, die Dinge massenhaft vor sich herzuwälzen, ähnlich wie ein Gletscher dies mit seiner Endmoräne tut. Mein Material ist natürlich nicht klein geriebener Fels, sondern es sind Fotos und Texte. Wenn die Zeit reif ist, fegt man die Massen zusammen und gibt ihnen ein Gesicht. Aus vollkommen Chaotischem entsteht ein klares Bild. Die Kunst wird sichtbar.

So werde ich es auch mit dem Buch „Straße nach Gibraltar“ halten, welches ich noch dieses Jahr zu Ende schreiben will.

Was mache ich nun mit den hässlichen Üs?

Wenigstens über die Ufos sind wir uns einig.

Nun quillt der Kopf über, weil ich die 1500 Dateien, die auf die Bliestallabyrinth-CD müssen noch nicht vollständig ins Lot gebracht habe. Ein ähnlicher Zustand wie am Sonntag. Da war dann plötzlich schluss. Ich wusste, ich muss etwas zur Entspannung tun. Also mit QQlka hinaufspaziert zur weißen Triesch. Das ist nur eine viertel Stunde Fußweg. Man hat einen prima Blick ins Saarland. Es war schon dunkel. Im Norden schimmerte der Himmel grellgelb unter den Wolken. Ein warmer Abend. Wir setzten uns vor den großen Funkmast, den sie vor zwei Jahren gebaut haben und köpften ein Bier.

„Schau mal, die Silhouette sieht aus wie eine Katze,“ sagte ich.

„Nee, die sieht aus wie ein Omnibus,“ sagte QQlka, „und dort drüben das Funkeln ist ein pinkelnder Mann.“

„Nein, das ist eine Schere, die eine Hose schneidert,. Siehst du nicht die Hand, die sie führt?“

Wir schauten nach Norden, wo der Himmel über Ramstein mit 2 Millionen Watt zum Leuchten gebracht wurde und amerikanische Kampfpiloten in stetigem Takt, Soldaten, Material, Verletzte und Tote verfrachteten.

„Ein Ufo,“ sagte QQlka.

„Ja, ein Ufo,“ stimmte ich zu, „so können nur Ufos leuchten.“

So, nun will ich mich aber wieder reinknien. HTML zusammen nähen und den 1500 Dateien für die Ausstellungs-CD ein Gesicht geben.

… und die Glut glimmt

Wir sitzen am Feuer. QQlka fragt: „Was war das noch für ein Großwort, das wir gestern hatten?“

„Was denn für ein Großwort? Ich erinnere mich nicht an Gestern. War es nicht vorgestern?“

„Gestern war gestern und nicht vorgestern,“ sagt QQlka.

Die Flammen lodern. Die Glut ist gut.

„Ah, jetzt hab ichs,“ sagt QQlka, “ Bach wurde von seinen Mitschülern ge-Händelt.“

Gut Wort.

„Die Mitschüler, das waren alles Haydn,“ sag ich.

„Geh doch hääm unn mach dei Bach (hochdeutsch: gehe nach Hause und urinire) haben sie gesagt.“

Wir lachen.

Die Glut glimmt.