Raus zum Hahn

Auf der A 62 bei Kusel sagte J., ein Freund meines Vaters: „Das ist das Land der Musikanten.“ Er scherzte mit der Polin E., welche wir zum Flugplatz Hahn brachten. „Die Leute hatten keine Arbeit, deshalb musizierten sie. Dann wurden sie gut. Brillant sogar. Und sie zogen hinaus in die Welt, wo sie fürderhin gute Laune verbreiteten.“ Eine pfälzische Erfolgsstory. E. war schweigsam. Sie hatte für zwei Wochen bei ihrem Mann gastiert, welcher ebenfalls gastierte, und zwar als Pfleger bei J.s schwerkrankem Schwager. In den zwei Wochen hat E. viel gearbeitet als Holzfällerin, Autoputzerin und so weiter.

Ich dachte: „Das Leben ist hart, und es ist gut, dass es Menschen gibt wie J. und E. und mich.“ Kurz vor der Abfahrt Birkenfeld war klar, das Leben ist immer die Mitte. Für den kurzen Zeitraum von 60, 80 Jahren hat es keinen Anfang und kein Ende. Unterwegs stand eine uralte Eiche am Straßenrand. J. sagte: „Die ist tausend Jahre alt.“ Ich ergänzte: „Sie steht irgendwo zwischen Zweibrücken und Hahn.“
E. nahm den 18 Uhr Flieger nach Danzig. Das kostet nur 30 Euro. Die Fahrt von Hahn nach Zweibrücken dauert länger als der Flug nach Danzig.

Labyrinth fertig fotografiert

Heute Morgen das Bliestallabyrinth fertig fotografiert. Das macht mich froh. Von nun an muss ich nur noch im Computer arbeiten. Alle Welt ist digitalisiert.

Das Labyrinth besteht aus 500 Bildern. Die nächsten Nächte werde ich versuchen, es in die Google-Map einzupassen.

Nach vollbrachter Tat kurbelte ich um die Mittagszeit den Berg hinauf zum weißen Driesch. Lauer Wind aus Nordost. Bis zu einer Parkbank. Ich setzte mich. Blickte nach Westen hinüber zu den saarländischen Kraftwerken. Stellte mir vor, ich radele quer durch Spanien und knipse jeden Kilometer ein Foto. Man müsste eine Firma für Kunststraßenbau gründen oder einen Mobilblog-Konzern.

Paprika, auf “Töten” gestellt.

Vorhin Tomaten gepflanzt und eine Paprikapflanze, von der behauptet wird, der Genuss einer Frucht dieser Sorte könne einen ausgewachsenen Mann innerhalb weniger Sekunden töten. Gebückt über den Schößlingen, noch ein paar Passagen des Lebenslaufes im Kopf, den ich vor ein paar Tagen verfasst habe, kam mir in den Sinn, wie brüchig und unkalkulierbar das Leben ist. Es gab eine Zeit, lange lange her, in der die Wahrscheinlichkeit fast 100 Prozent gewesen ist, dass ich einmal Bauer werde. Dies ist wohl auch die Ursache dafür, dass ich nett zu Tomaten bin.

Es gab andere Zeiten, in denen das Leben andere Läufe genommen hätte. Erstaunlich finde ich dass es  immer wieder Momente gibt, in denen Unwahrscheinliches eintritt. Ich rieb mir das Kinn, düngte die Dinger und gab ihnen Wasser und war plötzlich vollkommen perplex, dass ich der bin, der ich bin.

Begegnungen im Labyrinth

Ein gut Stück an der Autobahn entlang geradelt, jenem spektakulären Abschnitt der A 8, auf dem Tempo 80 herrscht. Der Radweg ist fein geteert. Stoppte an jeder Ecke und knipste ein Bild. Da die Kontraste recht hoch waren, schaltete sich der Blitz automatisch ein. Es muss der Horror sein für die Autofahrer, im Augenwinkel den Blitz zu vernehmen. Ein Mercedes bremste scharf und zog nach rechts. Aus einem Waldweg rollten lässig zwei glatzköpfige Luden in ihrem superteuren Auto, kurbelten die Scheibe herunter und fragten: „Haben sie einen braunen Hund gesehen?“ Ich sagte nein.

Er sei weggelaufen, gastiere bei einem Bauern. Aber nur abends. Ich empfahl: „Kommen sie abends wieder.“  Dann wurde mir klar, dass die Luden abends arbeiten müssen.