Labyrinth fertig fotografiert

Heute Morgen das Bliestallabyrinth fertig fotografiert. Das macht mich froh. Von nun an muss ich nur noch im Computer arbeiten. Alle Welt ist digitalisiert.

Das Labyrinth besteht aus 500 Bildern. Die nächsten Nächte werde ich versuchen, es in die Google-Map einzupassen.

Nach vollbrachter Tat kurbelte ich um die Mittagszeit den Berg hinauf zum weißen Driesch. Lauer Wind aus Nordost. Bis zu einer Parkbank. Ich setzte mich. Blickte nach Westen hinüber zu den saarländischen Kraftwerken. Stellte mir vor, ich radele quer durch Spanien und knipse jeden Kilometer ein Foto. Man müsste eine Firma für Kunststraßenbau gründen oder einen Mobilblog-Konzern.

Paprika, auf “Töten” gestellt.

Vorhin Tomaten gepflanzt und eine Paprikapflanze, von der behauptet wird, der Genuss einer Frucht dieser Sorte könne einen ausgewachsenen Mann innerhalb weniger Sekunden töten. Gebückt über den Schößlingen, noch ein paar Passagen des Lebenslaufes im Kopf, den ich vor ein paar Tagen verfasst habe, kam mir in den Sinn, wie brüchig und unkalkulierbar das Leben ist. Es gab eine Zeit, lange lange her, in der die Wahrscheinlichkeit fast 100 Prozent gewesen ist, dass ich einmal Bauer werde. Dies ist wohl auch die Ursache dafür, dass ich nett zu Tomaten bin.

Es gab andere Zeiten, in denen das Leben andere Läufe genommen hätte. Erstaunlich finde ich dass es  immer wieder Momente gibt, in denen Unwahrscheinliches eintritt. Ich rieb mir das Kinn, düngte die Dinger und gab ihnen Wasser und war plötzlich vollkommen perplex, dass ich der bin, der ich bin.

Begegnungen im Labyrinth

Ein gut Stück an der Autobahn entlang geradelt, jenem spektakulären Abschnitt der A 8, auf dem Tempo 80 herrscht. Der Radweg ist fein geteert. Stoppte an jeder Ecke und knipste ein Bild. Da die Kontraste recht hoch waren, schaltete sich der Blitz automatisch ein. Es muss der Horror sein für die Autofahrer, im Augenwinkel den Blitz zu vernehmen. Ein Mercedes bremste scharf und zog nach rechts. Aus einem Waldweg rollten lässig zwei glatzköpfige Luden in ihrem superteuren Auto, kurbelten die Scheibe herunter und fragten: „Haben sie einen braunen Hund gesehen?“ Ich sagte nein.

Er sei weggelaufen, gastiere bei einem Bauern. Aber nur abends. Ich empfahl: „Kommen sie abends wieder.“  Dann wurde mir klar, dass die Luden abends arbeiten müssen.

Abschnitt Vier und Sechs

Heute im Bliestallabyrinth auf Abschnitt 4 und 6 unterwegs. 4 führt von Bierbach bis nach Einöds Raiffeisenstraße. 6 knüpft, dank schlangenliniger Streckenführung ungefähr 400 Meter südlich an. Dazwischen liegt logischer Weise Abschnitt 5. Die Fotografie gestaltet sich knifflig. Ich fotografiere am liebsten bei Rückenlicht. Dann ist es am einfachsten und man braucht nicht so viel über die Belichtung nachzudenken. Deshalb habe ich das Labyrinth in Abend- und Morgenstrecken zerlegt.

Es handelt sich bei dem Konzeptkunstwerk um einen räumlich gegliederten Film. Wie jeder weiß, kann man beim Filmen ziemlich viele Fehler machen. So muss man im herkömmlichen (zeitlich gegliederten) Film zum Beispiel darauf achten, dass bei einem Schnitt nicht eine Szene mit Regen auf eine Sonnenszene folgt. Und die Schattenwürfe bei Dialogen müssen stimmen. Beim Kunststraßenfilm ist das auch kompliziert. Auf dem Radweg zwischen Bierbach und Ingweiler begegneten mir viele Menschen, so dass sie z. B. von Bild zu Bild größer wurden, weil wir aufeinander zu liefen, oder es überholte mich jemand, und verewigte seinen Rücken in einer Serie von vier Streckenfotos. Das sind natürlich keine Schnittfehler, sondern nur Hinweise daruf, wie beweglich diese Welt doch ist. Es gibt nur bei den Übergängen der Teilabschnitte Fehler, weil – wie gesagt, der Sonnenstand wechselt.

Der Tag war anstrengend. Mittags versucht, beim Einspritzpumpenbauer vorbei zu schauen, doch die Pförtner in der kosmodämonischen Megafabrik sagten, es herrsche Einstellungsstop und das Bewerberbüro sei bis auf Weiteres geschlossen. Ob sie die Bewerbungssachbearbeitungsfachkräfte entlassen haben?