Vielleicht muss die Zeit rennen

Wie fremd sich der Rechner anfühlt. eine knappe Woche hat er im Rucksack gelegen. Ich bin gar nicht dazu gekommen, die Reisesachen auszupacken. Das Jahr fürs Feine hat es verdammt noch eins in sich. Gestern dachte ich: Der März ist eigentlich schon rum. So viele Termine gibt es. In Tateinheit mit darüber-nachdenken, ob man mit jedem Mal, das man versucht, das Leben zu entschleunigen, es nur noch schneller macht. Den Camino zu wandern muss somit der Supergau gewesen sein. Nie hat sich ein Jahr schneller herein geschoben, als 2011. Wie ich so im Bett liege und ein Buch lese in der gemütlichen, vom Wind umzausten Künstlerbude, muss ich immer wieder darüber nachdenken, ob der Monat in Nordspanien schuld daran ist, dass 2011 sich so schnell dreht.

Vielleicht liegt es aber auch an der Feinarbeit. An den Relationen. Mir kommt dieser Berg im Süden Islands in den Sinn, auf welchen man von Osten kommend als Radler einen knappen Tag zufährt und das Ding zum Greifen nah wähnt, aber es kommt und kommt nicht näher; ein schlechtes invertiertes Bild vielleicht, wenn man das Radfahren versus das Autofahren als Arbeit am Feinen versus Grobarbeit betrachtet und einen Tag lang in der Westwindzone des Südens als eine Art ewige Gegenwart empfindet, wenn nicht sogar als auf der Stelle stehen. Mit dem Auto hat man die Geröllhalde südlich der Gletscher vielleicht in drei Stunden durchquert und der riesige Berg steht plötzlich vor einem. Wenn Du am Feinen arbeitest, bist du wie der Radler – bewegst dich, ohne sichtlich voran zu kommen.

Letztes Wochenende habe ich begonnen, Bern aufzuräumen. Mein Stadtportrait ist in geschätzten vier vollen Arbeitstagen fertig. Die Innenstadt und alle Quartiere links der Aare habe ich fast vollständig gescannt. Als Basis meines Portraits dienen mir die Straßennamen. Da es sich bei Bern um eine europäische Hauptstadt handelt, bin ich so akribisch. 2004 habe ich das viel größere Mainz derart portraitiert – aber ich hatte nicht den Anspruch, die gesamte Stadt zu scannen. Die Feinarbeit war mir einfach zu viel. In Mainz klaffen einige Lücken, was den Straßenindex betrifft. Die Konzeptausstellung war trotzdem gelungen. Bern soll ein Meisterstück werden. Zwei volle Arbeitstage habe ich letzte Woche damit verbracht, mit Stadtplan und Textmarkern und Computer die vergessenen Straßen heraus zu finden, immer wenn ich eine im Index des Stadtplans entdeckte, die noch nicht im Bilderordner war, markierte ich sie mit einem Punkt. Zuvor hatte ich alle Dateien in ein Verzeichnis kopiert und ihnen die Namen der jeweiligen Straßen verpasst. Auch Arbeit. Man verzeihe mir die Nähkästchenplauderei. Dann markierte ich die Straßen im Stadtplan – hinaus zu fahren und sie zu fotografieren war ein Kinderspiel. Grobarbeit.

Auf allen Ebenen geht es ans Feine. Sogar außerhalb meiner kleinen Künstlerwelt. So habe ich den Eindruck, dass auch die Tackerwerkstatt derzeit auf Feinarbeit geschaltet ist – sieht man mal von dem Mega-Einsatz am Viehmarkt in Trier, neulich, ab – den lieben langen Tag repariere ich Möbel, eine sehr langsame Arbeit, da all die Tackernadeln, die beim Bau gesetzt werden, wieder herausgezogen werden müssen, um schadhaftes Leder zu erneuern.

Vielleicht muss 2011 das Jahr fürs Feine sein. Vielleicht muss die Zeit rennen.

Das Kaihu – Gedichte im Spiegel der Bauesoterik

„Kaihu zeigt das perplexe Du in stetig wandelnder Gegenwart
Welten schieben sich ineinander
Im Kaihu ist immer eine Richtung, nein zwei zu erkennen“.
(Konzeptkünstler R , Vordenker der Bauesoterik)

Presstest du nicht Wurst
aus schmutziger Kunststoffhülle
Aus allen Straßen quillt der Stoßverkehr

:-)

Kaihu

Durchquertest du nicht
eben noch unbebautes Land
Joggerinnen überquerten die Straße

Viehmarkttherme

Viehmarkttherme Trier. iDogma mit Autostitch, ProCamera, PS Express auf iPhone 3GS. Gebloggt mit Blogger+

Auf zum Viehmarkt

Bis halb eins nachts in den Eingeweiden der Blogsoftware gewühlt. Den User (mich) als Wurzel des Problems ausgemacht und zwei Fehler behoben. Nun sollte Blogger+ halbwegs stabil laufen. Sitze vorm Ofen in der Künstlerbude und werde wach – versuche es wenigstens. Mit den Kolleginnen A. und S. bin ich an einem unheimlichen Mitfahrerparkplatz verabredet. Auf geht’s zum Viehmarkt. Wir sind die Nachhut, die Frauen und der Mann fürs Feine. Mit Zahnbürsten müssen wir die alte Römertherme reinigen, in der auf einem knappen Hektar unsere Loungemöbel platziert waren für eine Orgie.