Eine Lichtung im Wald. Genauer: MEINE Lichtung im Wald. Seit über zwei Stunden auf dem Weg zur Arbeit. Zunächst im Netz surfend nach iPhoneart Galerien, nun radelnd. In meinem Tal der guten Ideen überschlagen sich die Ereignisse. Ständig muss ich zudem stoppen, gute Lichtverhtnisse. Obwohl ich die Strecke beinahe täglich radele, biezet sich hinter jeder Biegung Neues. Wenn man einmal den Blick fürs Detail ges härft hat, wird einem nie mehr langweilig. Kettensäge im Wald auf ca. 8 Uhr. Zwölfuhrglocke noch eine gute Stunde entfernt. Dieses Mal gelingen mir ein paar Zeilen. Obschon ich unruhig bin, weil man mich in der Tackerwerkstatt vermutlich seit spätestens 9 Uhr erwartet. „Entwickele den Mut, zu versagen. Dich zu versagen“, fabuliere ich, als ich den steilen Weg aus dem Tal der guten Ideen hinauf ackere. Speichel vorm Mund. Zwei Joggerinnen kommen mir entgegen. Wennich ein normaler Mensch wäre, wäre das Gefühl, zu spät zur Arbeit zu kommen, unerträglich. Alles würde ich daran setzen, die durch Verschlafen und Trödeln und Unlust und Frust und Langeweile verlorene Zeit aufzuholen. Mit 100 Sachen würde ich mein altes, müde gewordenes Auto antreiben, über die Höhenstraße, parallel zum Tal der guten Ideen und schließlich in dem Dorf namens Käshofen runter in ebendieses Tal – es würde auf horroreske Weise zur Schlucht des Vergessens und auf der anderen Seite, hier oben bei der Lichtung würde ich gegenüber meines Sitzplatzes vorbei rasen, in der Hoffnung, dass nicht ein anderer eiliger Mensch, der das Versagen nicht erträgt, die Kurven schneidet und wir uns frontal vernichten. Zwei Massen aus Stahl und Blut und Knochensplittern.
Wenn ich es rechtzeitig zur Arbeit geschafft hätte, würde ich jetzt nicht hier sitzen und diese Zeilen in die iPhone Tasten hacken. Ungehörte Kettensäge im Duett mit multiple bird tweets.
gut, sozusagen, dass wir verschlafen haben. sonst hättest du diese zeilen nie geschrieben …
Oder ich hätte Anderes geschrieben. Abr hast scho Recht.
Wenn man die Chance hat, pünktlich zu sein, dann rennt man auch. Wenn man keine Chance hat, ist das die Lizenz zum Bummeln.
Gebummelt habe ich trotzdem nicht. Auf der Lichtung ist mir klar geworden, dass meine eigentliche Arbeit im Leben die Kunst ist, das Liveschreiben. Das ist es, was Bestand hat. Von der Lohntackerei bleibt nichts. Nur ein bisschen Geld.
beste grüße…und du bist auch so ein „sehmann“ wie der im gedicht von hans arp…
sonja, die langsamleberin
Dankeee für das Kompliment. Dein Langsamlebentun imponiert mir ebenso wie Deine bizarren Wortkonstruktionen, von denen ich mich gerne inspirieren lasse.