Ein konfuser Eintrag, halbtot an einem Freitagabend, aber immer lächelnd

Die Wohnung ist ein Spiegel der äußeren Umstände. Das ließ auch Journalist F. am letzten Tag des Jazzfestivals durchblicken. „Ich werde erst mal aufräumen,“ antwortete er, als sein Chef fragte, was er denn nun mit seiner neuen Freiheit tun würde. Das Jazzfestival zu überstehen ist ein wahrer Prüfstein. Vor allem als Organisator ist es ein Knochenjob, der nur allzu oft mit Undank und Schmähung belohnt wird.

In meinem Künstlerleben geht es derzeit auch drunter und drüber. Erst jenes besagte Megaevent in der Nachbarstadt, dann dauernd unterwegs in Sachen Kunst (wobei Dienstag Mittwoch echt klasse Tage waren – die einzigen Tage diese Woche, an denen ich tatsächlich künstlerisch gearbeitet habe.

Eine Lehre aus dem Klüngelseminar besagt, der Erfolg hängt zu 60 % von Beziehungen, zu 30 % vom Ruf und nur zu zehn % von der Kompetenz ab.

Das heißt, dass man sich tunlichst 60 % seiner Arbeitszeit der Beziehungspflege widmen sollte, 30 % sollte man shoppen gehen, Körper pflegen, den Ruf polieren. Und zehn % ist dann die eigentliche Arbeit.

So weit die Theorie. Die Praxis gestaltet sich chaotisch. Der Künstlerberuf ist leider nicht mein einziger (von Irgendwas muss man schließlich auch leben ahahaha).

Die letzten Tage gehörten dem Pixellandwirt – aber halt halt halt, ich habe gar keine Lust darüber zu reden, fällt mir gerade auf.

Viel lieber würde ich über den Wohnzimmertisch reden, auf dem sich ein Sediment der letzten zwei Wochen abgelagert hat, Fischdosen, Orangenschalen, Wursthaut, Brotkrümel, Kronkorken, Unterhosen, Käserinden, Marmeladenkleckse, Kaffeeflecken, Kritzelzettel mit Skizzen von Homepages, skurrile Sprüche, die ich wohl im Dunkeln geschrieben haben muss, so krakelig ist die Schrift.

Der Tisch ist randvoll mit Müll, hie und da gespickt mit einem Kleinod von konfuser Schönheit.

Deshalb kann ich nicht einfach den Besen nehmen, wie ich dies hin und wieder tue und ihn abkehren und dann den Fußboden, die Treppe, bis hinuter auf die Südterrasse.

Ihr seht, das Leben ist desolat.

Ich sollte öfter Frauen einladen.

Oder Bürgermeister … besser Bürgermeisterinnen.

Hoher Damenbesuch spornt nämlich an.

So. Nun habe ich genug am guten Ruf gearbeitet (mein Besen hat einen silbernen Stiel!)

Ich werde noch vom Balkon pinkeln und mich dann schlafen legen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert