Sagen wir mal, das 20 qm große Loch im Kuhstall klafft nun schon seit 20 Jahren. Davor war es kreuz und quer mit Brettern verschlagen und mit alten Düngemitteltüten vertackert. Die Kühe im Stall scherten sich nicht um diese unkonventionelle Art des Fensterbaus.
Als ich vor sechs Jahren aufs einsame Gehöft gezogen bin, stellte ich mir vor, wie das Loch wohl aussieht mit echtem Glas. Wie der Kuhstall, welcher zweckmäßig einen schrägen Boden hat, damit die Kuhscheiße abfließt, mit geradem Boden und schönen weißen Wänden aussieht. Vor ein paar Jahren habe ich auf einer Baustelle Glas gefunden, bunkerte es, dachte permanent darüber nach, daraus Fenster zu bauen für den alten Kuhstall. Eine Fläche von vier mal fünf Metern zu verglasen, obendrein nur mit Müll, schien mir gewagt. Ich hatte Angst vor der Glasfront. Glastrophobie nennt das der Psychoanalytiker. Wie dick müssen die Balken sein, schließlich drückt eisig der Westwind? Wie verankere ich die Balken? Und vor allem: wie schaffe ich das möglichst billig?
Heute wars dann so weit. Sechser Balken müssen genügen. Die sind billig. Dazu Dachlatten, Schrauben und das Glas, welches vollkommen verstaubt in einer Abstellkammer fristete. Kreuz und quer die Balken aus fünf Metern Höhe auf einer Leiter balancierend verschraubt. Waghalsiges Unterfangen. Dann die ersten Scheiben ins Fachwerk gefummelt. Ein Traum. Noch ist es nicht fertig. Aber man sieht endlich, was ich seit sechs Jahren sehe.
Eines jener Phänomene, die den Künstler ausmachen. Er hat eine ungeheure Vorstellungskraft. In seinem Kopf existiert das Unsichtbare. Sein Geist ahnt Wege.
Auch wenn es sich in dieser Parabel nur um ein simples Fenster dreht, so ist dieses Fenster und die Sorge darum doch Beispiel für die Angst vorm unbeschrittenen Weg, die wohl jeder kennt. Das Ungewisse, was in Gedanken schon längst existiert wahr zu machen, kostet Kraft.
Was noch? Liege im Zeitplan einen Tag vor. Heute mit dem Cleansweep im Atelier begonnen und eine gute Methode entwickelt, den Vogelmist, der sich im Laufe der Zeit angesammelt hat zu entfernen.
Alltägliches eben.
Natürlich klar, dass man bei all dem Bau- und Putztrubel nicht mehr zum Schreiben kommt. Die Straße nach Gibraltar läuft mir ja nicht weg. Der andere Roman lässt mich nicht los. Beim Bauen und Putzen ist viel Zeit, sich Geschichten auszudenken. Ich skizziere derzeit nur. Somit liegen etliche unveröffentlichte Rohtexte auf dem Server. Hoffe, dass ich die beiden Schriftwerke dieses Jahr beenden kann.
Noch so eine Angst.
:) a.