Die Jeans ist falsch. Eigentlich müsste da eine labbrige, samtweiche Wanderhose an den Beinen schlabbern. Hochgekrempelt bis zu den Knien. Dazu Barfüße mit Dreck zwischen den Zehen, nach karierter Picknickdecke kraulend. Wackelige Angelegenheit auf dreibeinigem Campingstuhl, Zelt im Rücken, ein kleiner See vorne. Das Summen eines Kühlaggregats vorm Verwaltungsgebäude des Campings übertönt das Malmen der A7. Noch wenige zig Minuten zuvor erwachte Gregor Irgend aus unruhigen Träumen, weil direkt neben dem Zelt zwei Krähen einen akustischen Kampf fochten. Da waren es die Singvögel, die den Klangteppich untermalten. Ab und an das Gurren einer Taube, ach und die Autobahn, die natürlich. Der Ewigmalmer unter den Geräuschen.Laatzen. Man kennt es von den Staumeldungen rings um Hannover. Der See heißt Birkensee. Der Campingplatz dito. Lass uns da raus fahren, sagte Frau Soso gestern gegen 19 Uhr. Seit sieben Stunden unterwegs. Ausfahrt soundsoviel. Vier Minuten bis zum Platz, sagt das Navi, sagt Frau Soso.
Der Tag war lang und abenteuerlich und der Tag davor, als Frau SoSo zu mir gefahren kam, war noch abenteuerlicher: was mussten wir nicht alles für Hürden nehmen und wie sehr wollten wir eigentlich ans Meer.
Doch zunächst: plötzlich war da dieser Staubsauger und gemeinsam rücken wir dem uralten Auto, genannt #Autolie zu Leibe, klappen die Sitze um. Seit dem Notkauf der Schrottschüssel vor gut einem halben Jahr wurde es nicht geputzt und davor jahrelang auch nicht, wie wir feststellen konnten. Uralte Coffetogo-Becher und Bonbons unter den Sitzen, die Haare mehrerer Generationen Hunde. Mein Gott, Autolie, was musst Du durchlitten haben in deinem bisherigen Leben. Immerhin haben wir Dir nach fast zwanzig Jahren und über 130.000 km endlich einen neuen Zahnriemen spendiert und die Ventideckeldichtung scheint auch wieder okay. Darfs auch eine Haarwurzelmassage sein (feat. Staubsaugen, die Haarwurzelmassage des KFZs). Okay, geputzt, gepackt, sogar ein ausgewachsener Mann kann in dem Kombi schlafen, falls nötig, morgen gehts los, sagten wir. Aber erst noch iPhone Akku wechseln an Frau SoSos altem 5s. Was soll ich sagen, ein Graus. Mit Kleber wie er scheinbar auch für die Hitzekacheln des Spaceshuttles verwendet wurde, ist der labbrige Lithiumakku eingeklebt, so dass man ihn mit Brachialgewalt entfernen muss. Ein Wunder, dass nichts schief ging – das alles vorgestern. Inklusive des eigentlichen, vagen Plans: nach Antwerpen, das ist der kürzeste Weg zum Meer ab Zweibrücken und wie wähnten wir uns mal hier, mal da, mal in Luxemburg, mal in Belgien oder gar in Hoek van Holland auf einem feinen Zeltplatz und plötzlich, zack, Gegenwart, hopp komm, lass uns direkt nach Norden fahren. Die Brücke ruft. DIE Brücke! Wir waren so lange nicht in Schweden. Wir haben ein Auto, das fährt, vielleicht, und ein paarhundert Euro. Fahren bis zum Ende des Tanks, wieder tanken, hoffen, dass es reicht mit der Kohle und am Point of no Return, wenn der Geldspeicher halbleer ist – nein nein, denke positiv, nur noch halb voll – da überlegen wir erstmal wie weiter. Wenn das uralte Autolie durchhält. Aber das ist eine andere, etwas peinliche Geschichte, die Frau SoSo erzählt.
Schrecklich gerne gelesen!
Was Ihr so macht, und wie Ihr es macht…bewunder, bewunder und mich über solche Berichte freun, einfach so!
Dankeee. Freu.
Gerne gelesen, lieber Juergen! Schoen, dass es Euch auf Eurer Tour so gut geht. Hochinteressant, die Vorbereitungen. Bei uns sieht das etwas anders aus. Gestern habe ich den Escape in die Werkstatt gebracht, zum Check-up [Alles ok war das Ergebnis] und zum Oelwechsel. So sind wir nun also geruestet fuer unseren „RailTrailsRoadTrip“ ab dem kommenden Mittwoch. Wie auch fuer unsere bisherigen Roadtrips sind wir allerdings keine Spontanreisenden, sondern haben die Tour genau geplant [ok, nicht die ganz exakte Route – das macht Mary immer unterwegs, damit wir schoene Szenerien sehen koennen], insbesondere die Uebernachtungen schon gebucht. Jetzt muessen noch die Fahrraeder inspiziert werden. Das kommt am Wochenende. Und dann kann’s am Mittwochmorgen losgehen. Am ersten Tag werden wir „Strecke machen“ muessen. Da geht’s von hier nach Jackson in Mississippi, etwas ueber 600 Meilen. Da ich einen Schnitt von 60 Meilen pro Stunde rechne, waeren wir also 10 Stunden unterwegs. Hoffentlich keine Staus.
So, das war’s mal fuer den Augenblick. Gleich lese ich SoSos Artikel.
Alles Gute fuer Eure weitere Reise: erholt Euch gut und kommt heil und gesund zureuck,
Pit
Ui lieber Pit. Das wird bestimmt toll. Ich wünsche Euch Staufrei und Regenfrei.
Gerade lese ich mich bei dir ein, nachdem ich gerade Frau Sosos Versionen von eurem Nordkurs gefolgt bin, und freue mich nun auf mehr …
Das Ganze wird dann meine Gute-Nachtlektüre für heute sein.
Habts guat ihr Zwei,
herzlichst, Ulli
Danke liebe Ulli. Habs fein heute.