Gar eigenartige Bilder von der informierten Webwelt im Kopf. zunächst überlegte ich, das Internet aufzuräumen, indem ich alle Avatarbilder auf die eine Seite räume, das könnten ein paar Milliarden sein, alle Zeitangaben untereinander liste, dann alle Worte Worte Worte feinsortiert feinsortiert feinsortiert nebeneinander nebeneinander nebeneinander notiere notiere notiere und alle Schmuckgrafiken und Links und überhaupt alles, was sich im Internet befindet, bis ich zu dem Schluss komme, dass es ja reicht, die Einsen und Nullen zu sortieren, aus denen das alles besteht. Die Ein-Ausschalter menschlichen Kommunizierens.
Als der Komet angesteuert wurde vor ein paar Tagen, erkannte ich Twitter. Und wie wir ticken, wie sich die Themen durch unser Miteinander schieben. Ein Twitterbot listete im Minutentakt die Hashtags, die am meisten notiert wurden. Der Hashtag #cometlanding marschierte von Platz zehn auf Platz eins auf der Popularitätsliste und wieder zurück. Heute ist #cometlanding kaum noch Thema.
Ich komme zu dem Schluss, dass wir Menschen Themen durchkauen und dabei die Mittel unserer Zeit einsetzen. Früher nannte man es Tratsch, tauschte sich am Waschhaus und auf den Marktplätzen aus, hast du schon gehört, dieunddie ist eine Hexe. Heute sind die Waschhäuser zu sozialen Medien geworden, die Mundwerke sind loser, der Kreis ist größer, schneller und im weltweiten Kommentarstranggemetzel tobt ein verheerender Wortkrieg. Um was? Um Nichts. Ums Rechthaben. Um des Tratschens willen oft. Und um das aneinander Vorbeireden auch.
Wir sind wie eine Schlange, die Themen verdaut. Sie durch ihren Körper schiebt. Von außen gut sichtbar immer kleiner werdend, bis am Ende nur noch Mist rauskommt.
Überhaupt dieses Schlangenbild des Themenverdauens lässt sich ja prima auch zeitübergreifend, gar generationenübergreifend anwenden. Zum Beispiel im Hinblick auf Kunst und die Popularität des Künstlers und ob er in seiner Zeit von seiner Kunst, sprich von seinem geistigen Produkt leben kann, oder ob es ein paar Jahrzehnte dauert, bis der Künstler und sein Thema und sein geistiges Eigentum verwertbar werden. Es gibt ja viele Künstler, die erst zeitversetzt mit ihren Kunstwerken Gewinne erzielen (und somit nichts davon haben). Vincent van Gogh ist da ein gutes Beispiel. Warum gründen wir nicht eine Art generationenübergreifende Künstlergenossenschaft, die für einen finanziellen Ausgleich zu Lebzeiten des Künstlers sorgt, die unvoreingenommen sagt, das was der Typ macht, ist seiner Zeit voraus, es passt jetzt nicht in unsere Verwertungskette, wird aber irgendwann seinen Preis einspielen. Weil die Dinge, die ihrer Zeit voraus sind in der Zeit, die der vorausen Zeit hinterherhinkt, unsichtbar sind und somit auch wertlos. Das ist ein klasse Kunstmalerparadoxon. Die gleichzeitige Wertlosigkeit und „Wertvolligkeit“ von Kunst. Schrödingers millionenschweres Ölgemälde in einer hölzernen Kiste aus Zeitabläufen – leider nur quantenphysisch erklärbar?
Apropo geistiges Eigentum – auch dies ein spannendes Thema. Immer mehr Menschen produzieren Dinge, die man nicht essen kann und werden von immer weniger Menschen, die Lebensmittel produzieren, ernährt. Im Tausch Geistiges gegen Essbares, wobei die Methoden der Zauberei und der Magie angewendet werden müssen, um den geistigen Produkten den Anschein eines Wertes zu geben. Warum gelingt es nicht, einfach alles, was von Menschenhand produziert wird, auf einen Haufen zu werfen und jeder darf sich herausnehmen, was er gerne möchte? Es wäre doch immer noch genug für alle da.
Ich werf‘ denn man dieses Blog auf den Haufen und hätte auch noch’n paar Kartoffeln abzugeben, ich Schrödingers millionenschweres Ölgemälde der modernen Webkunst, ich :-)
Ich glaube, die virtuelle und die magische Welt haben vieles gemeinsam. Es geht bei beiden um Nicht-materielles, das in die reale Welt geholt werden kann.
Mir gefällt das Bild am Schluss – mit dem großen Haufen. Ich muss dabei an dieses Experiment denken, dass ich mal auf fb gelesen und danach verbloggt habe (http://sofasophia.wordpress.com/2014/10/16/mein-neues-leben/).
Was wäre wenn. Mag ich den Konjunktiv eigentlich deshalb, weil er so viele Möglichkeiten offen lässt? ;-)