Auf der Südterrasse vor dem ehemaligen Rinderstall Nichtstun üben. Das ist gar nicht so einfach, wenn man neben dem Nichtstun auch noch nichts denken will. Wind rauscht durch zwanzig Meter hohe Pappeln. Der Gemüsegarten liegt gepflegt wie eine zeitgemäße Homepage, dreispaltig mit Zwiebeln und Mohrrüben und im Contentbereich eine Phalanx Kartoffeln. Der Header besteht aus zehn Zucchinipflanzen und als Seitenuntertitel dienen Stangenbohnen. Versteckt das Impressum, die AGB und eine Sitemap aus Petersilie und Schnittlauch am östlichen Ende des Gartens.
Nichtstun durchwirkt von etlichen Du-solltest-endlich-mals. Zum Beispiel den Blogartikel „Wie ein Dackel vor spaltweitoffener Tür“ schreiben. Der handelt auch vom Nichtstun und wie das Leben sequentiell an einem vorüberzieht. Ein Höhlengleichnis mit Hund sozusagen. Und du solltest endlich mal das Seminar „HTML im Garten“ formulieren. Homepagebauen und Garten anlegen sind nämlich frappierend artverwandt. Das weiß ich seit über zehn Jahren und so alt ist auch die Idee mit dem Seminar. Nur eben: das Leben walzt einen immer so platt und es gibt ja so vieles anderes zu tun. Und HTML im Garten kann warten und überhaupt: wer braucht denn heute noch HTML?
Derjenige, der unabhängig sein will braucht HTML. Derjenige, der sich nicht von irgendwelchen Webdesignfuzzies auf den Füßen rumtrampeln lassen will braucht es. Und derjenige, der frei sein will. Und das ist noch so eine Gemeinsamkeit, die die Auszeichnungssprache des Internet mit dem Garten hat, Freiheit. Das wurde mir klar, als ich im Lebensmittelladen vor dem Tomatenmarktubenregal stand und überlegte, in welcher Tube am wenigsten Gift ist, welche die am wenigsten qualvolle Wanderarbeiterschinderei enthält. Du weißt es nicht, du weißt es nicht. Kurzerhand kaufe ich eine abgewrackte Tomatenpflanze, die den Kopf schon ziemlich hängen lässt und pflanze sie sofort in den eigentlich unsichtbaren Headbereich des Gartens, quasi das Metatag des Gemüseanbaus mit Expireattribut Herbst 2014. (Das Letzte, das muss man nicht verstehen und es ist auch weit hergeholt, aber in dem Seminar HTML im Garten kommt das bestimmt zur Sprache).
ich sage nur: wer sagt, muss auch Slash sagen. auf und zu. tag auf, tag zu … säen. ernten.
wie im garten. wie im leben.
huch, da habe ich doch nur a href= gesagt mit < davor und nun das … ;-)
Das gefällt mir. Ein Unterschied, am Komputer muss man sich nicht bücken. Und wie ist die Parallele, wenn das gekochte Essen wegen Komputerarbeit anbrennt? Lieb Grüß und einige Grad Sommerwärme, damit das Nachdenken auf der Terasse nicht zu einem Fehlstart beim Schreiben führt.