Ich krame mein Notizbuch heraus. Es ist mit Leder bezogen und hat viele Euro gekostet. Ich habe es in Mainz in einem Laden gekauft, an dem ich noch etwas gut zu machen hatte. Die Geschichte ist lange her. Ich werde sie nicht erzählen. Fakt ist, dass die Dame, die mich damals bediente noch immer in dem Geschäft arbeitet. Eine nette alte Dame. Neben dem Notizbuch habe ich noch ein Acryl-Skizzen-Buch gekauft und Etiketten, insgesamt über 50 Euro Umsatz an einem verkaufsoffenen Sonntag.
Mit dem Notizbuch hatte ich von Anfang an meine Probleme. Kein Wort schien mir wertvoll genug, dass es das erste sein dürfte, das in dem Notizbuch steht. Mit dem Acryl-Mal-Buch war es genauso. Dennoch habe ich auf die erste Seite des Malbuchs schon vor ein paar Wochen eine ziemlich schlechte Zeichnung gemalt, die mein Notebook auf unaufgeräumtem Schreibtisch zeigt.
Das Notizbuch habe ich deshalb hervorgekramt, weil mir partout nichts einfällt, was ich in diesem Blogbeitrag schreiben könnte. „Schreibste eben einen Artikel darüber, wie du dein Notizbuch hervorkramst, um darin etwas zu finden, was du aufschreiben könntest“. Nun haben aber Notizbücher die Eigenschaft, dass sie meist unverständliches Zeug, zudem in scheußlicher, kaum lesbarer Schrift geschrieben, enthalten. Das wird ein harter Brocken, dem Notizbuch etwas zu entlocken, das man in einem Blogartikel schreiben könnte. Immerhin kann ich eines verraten: als erster Satz steht nicht geschrieben, es regnet. Da habe ich mächtig Glück gehabt, denn es kursiert ja seit einigen Jahren das Gerücht, kein vernünftiger Verlag nimmt ein Buch an, das mit den Worten, es regnet, beginnt.
Seltsamer Weise denke ich während der täglichen Lohntackerei oft über Bücher nach. Warum? Weil ich Bücher mag. Weil ich es toll finde, dass manche Menschen so lebendig schreiben können, dass sie andere damit unterhalten können. Ich lese normalerweise Krimis. Kollege T. hat zur akustischen Untermalung der Arbeit jedoch Charlotte Roches Feuchtgebiete als Hörbuch mitgebracht. Als wir die erste CD hörten, fragte ich mich, wie es sein kann, dass das Buch über eine Million mal verkauft wurde. Ich Teile die Meinung von Reich Ranicki über das Buch. Bzw. ich würde es so kritisieren: reißerischer Schrott.
Dennoch genieße ich es, während der beinahe meditativen Tätigkeit des Loungemöbelbaues, dieses Buch zu hören. Stelle dabei fest, es ist eigentlich ganz einfach, Geschichten zu schreiben. Sie zu verkaufen, das ist schwer.
Ein Fazit: um unterhaltsam zu sein, muss ein Buch nicht auch gleichzeitig gut sein.
Aber was red ich. Mein Notizbuch ist nicht annähernd in der Lage, unterhaltsam zu sein. Es ist wegen der asynchronen, sprunghaften Schreibweise, die den Notizcharakter nur unterstreichen sogar kaum verstehbar. Selbst ich rätsele, was ich mir mit dieser oder jener Kritzelei einmal sagen wollte. Dabei sind die ersten Einträge kaum zwei Wochen alt.
Der allererste lautet: Ein Wesen ohne Antwort sein.
meinst aber nicht den büchergilden-laden – oder doch?
diese arge ehrfurcht oder angst oder sonstwas vor dem weißen blatt…massenweise hab ich hier so leere moleskines oder ähnliche dinger stehen, die auf irgendwelche bedeutenden worte oder bilder warten- tja, und irgendwann schmeißt so ein pc-kind die bestimmt weg…das war`s dann.
vielleicht heißt das rezept: einfach loslegen oder blümchen reinpressen oder?