Edekakanon – Irgendlinks Vollendete

Neulich beim Einkaufen ticken zwei drei Kassen nebeneinander nahezu synchron – nur um Bruchteile versetzt piepsen die frisch gescannten Waren und am Ende trällern die Kassiererinnen den Preis: Neuneuroneunundvierzig hier bei mir. Einen Takt später höre ich an der Nachbarkasse Neuneurodreiundfünfzig. Wickiunddiestarkenmänneresque reibe ich mir die Nase und jubiliere innerlich. Ich haaabs! Eine zeitgemäße Synfonie des Konsums, ein Konzert für drei Supermarktkassen und neun Kundinnen wurde soeben komponiert. In C-Dur. Ich bin der Wolfgang Amadeus Mozart der feinen Künste, ein moderner Beethoven, der Mendelsohn Bartholdy der Scannerkasse, der – na wie hieß noch dieser Gluck mit Vornamen – des Massenkonsumzeitalters. Bach wurde von seinen Mitschülern gehändelt …

Der Kanon ist eingeteilt in drei mal drei Kunden, mit drei verschiedenen Warenkörben. Die ersten Drei kaufen für exakt Neun Euro Neunundvierzig ein, und sie müssen alle ihre Waren in der gleichen Reihenfolge aufs Band legen, ein bisschen zeitversetzt für den Kanoneffekt. Neuneuroneunundvierzig, werden die Kassiererinnen im Kanon singen und die Kunden bezahlen alle mit einem zehn Euroschein, so dass auch das Wechselgeld im Kanon gesungen werden kann: Und einundfünfzig Cent zurück. Einen schönen Abend noch. Dann kommt das nächste Tripel für Zwölf Euro Dreiundachtzig jeweils und die dritte Strophe – ich nenne sie die Wochenendsingleeinkaufsetüde – kauft Waren für je Sechsundsiebzig Euro Siebzehn.

Ich kann es kaum erwarten, dieses bahnbrechende musikalische Meisterwerk endlich aufzuführen. Könnte mir wohl jemand einen Dirigentenstab verkaufen? Wir müssen natürlich proben.

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