Reiselustwetter – wie einstmals auf der North Sea Cycle Route

Wenn man bedenkt, dass dieser Tage das Wetter in der Westpfalz ungefähr so freundlich, bzw. unfreundlich ist, wie bei der Nordseeumrundung (North Sea Cycle Route) 2012, kann es fast ein bisschen die Reiselust wecken. Das Bild zeigt das Artist in Motion Gefährt im April 2012, ca. 2000 Kilometer nach dem Start zur Radreise auf dem Nordseeküstenradweg. Die Humberbridge wird bei starkem Wind für Radler gesperrt, wie man an dem roten Eisentor erkennt. Wenn man mitten auf der Brücke absteigt, spürt man, wie der Koloss aus Beton und Stahl unter dem Lastverkehr wankt. Der Blick über die Humbermündung ist atemberaubend, beängstigend die Tiefe. Jenseits in Kingston upon Hull setzte Regen ein, der bis zum Abend nicht mehr endete – aus Kingston führt ein Bahntrassenradweg hinaus Richtung Nordsee, den ich jedoch nicht finden konnte. Stattdessen ging es irrend im Zickzack über Countryroads. Der gute alte Spruch, was nass wird, wird auch wieder trocken, gilt in England nicht (zumindest nicht in jenem April). Was nass wird, bleibt nass.

Bepacktes Reisefahrrad auf dem Radweg der Humberbridge, LKW im Gegenverkehr, stark bewölkt
Humberbridge – Südseite Barton upon Humber

Hipstapano

Manche Apps entfalten ein erstaunliches Potential, wenn man sie mit anderen Apps kombiniert. Hier eine Hipstamtic Retroserie der Ruine Schenkenberg im Aargau, nachträglich mit Autostitch zu einem Panorama vereint. Die urigen RetroRänder, die die Hipstamatic erzeugt, werden an den Nahtstellen unterdrückt, bleiben aber als Rand des Panos erhalten.

Hipstamatic-Autostitch Panorama der Ruine Schenkenberg im Aargau

Retroblogging

Auf der ersten live gebloggten Reise vor fast vier Jahren gab es einige handgeschriebene, abfotografierte Einträge. Dies ist ein Versuch, zu den Ursprüngen zurück zu kehren und ein einzigartiges reisekünstlerisches Produkt zu schaffen. Im handgeschriebenen Text wurde eine Lücke gelassen, um ein Foto nachträglich einzufügen. Der abfotografierte Text wurde mit Photowizzard unter das Birnbaumbild gelegt. Und: nein, man muss ihn nicht lesen. Interessanter Weise ist der letzte handgeschriebene Eintrag in der Kladde fast ein Jahr alt. Er formuliert grob schon die Faksimile Idee. So lange liegen die Dinge unsichtbar in unseren Köpfen.

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QQlka baut das Glück

Baldachinspinnen weiben im späten Herbstlicht. Die Luft funkelt von Fäden. Im Hintergrund das Murmeln der Freunde, die hin und her weben, aufräumen nach dem Konzert, Dinge packen. QQlka hat das Glas mit den hölzernen Kaffeeumrührstäbchen neben sich gestellt, daneben ein Wollknäuel. Mantrisch und ohne sich ablenken zu lassen umwickelt er die Stäbchen, konstruiert ein wollhölzernes Fachwerk, zudem schrillbunt wie die neumodisch vielfarbige Wolle es vorgibt. Nichts kann ihn ablenken. Wir halten ein abgehackt harmonisch ruhiges Schwätzchen. Es gibt nichts zu tun. Eine von Taten befreite Situation. Freihändig gerauchte Zigarette. Aber volle Konzentration auf Wolle und Holz. Ein Rhombus wächst oder ein Gebilde, das mathematisch nicht erklärt werden kann. Was wird das fragt einer im Vorbeigehen. Das wird das Glück, sagt QQlka. Das macht doch keinen Sinn, lacht der andere. Stimmt. QQlka webt weiter, die regenbogenfarbenen Innenstreben des Glücks, unsauber herausragende Außenkanten, ein unberechenbares kleines fragiles Fachwerk. Ist das da ein Nullstab, blökt jemand anderes im Vorbeigehen und piekst mit dem Finger gefährlich drohend mitten in die Konstruktion. Das Glück hat keine Nullstäbe. Wir trinken Kaffee draußen vor dem Haus weitestgehend schweigend bis QQlka schließlich das Glück für fertig erachtet, es am letzten Wollfadenstück aufhängt, damit sich die Baldachinspinnen daran machen können. Hier hängt es nicht gut, hier ziehen die Winterstürme herein. Was wenn das Glück runterfällt und kaputt geht?

Dann bauen wir ein neues, sagt QQlka.

+++ so geschehen nach dem Kunstzwergfestival 2013 auf dem Rinckenhof +++

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