Tag 7 – die Strecke

Auch heute war nichts mit offenen Campingplätzen oder Chambres d’hôtes auf der von Irgendlink gewählten Strecke. Er hat sich – nach einem Telefonkabinenanruf vor einer Stunde – auf den Sportplatz von Tincques verzogen und da, inmitten von Kötergebell und Nationalstraßenlärm, sein Zelt aufgebaut.

Selbst nach Tagen ohne zivilisatorischen Akkuladens hat er noch immer selbsterradelten Strom auf seinem iPhone, das er heute – umständehalber – allerdings weniger beansprucht hat.

>>> Tag 7: Cambrai – Tincques: hier klicken!

Komprimierung des Europennerlagers

Wie lange dauert Europennerlager-Zusammenpacken? Sieh auf die Stoppuhr! Exakt 34 Minuten including „The horrible Geschirrspül ohne Wasser Bonustrack“.
Nun an der Kreuzung D132/D47 auf nach Fressain. Noch immer läuft mir die Melodie „Swing low sweet chariot“ nach, weil das Zehnuhr-Glockenspiel in Bouchain so ähnlich klingt. Melodien sind wie akustische Viren, die man sich einfängt am Rande der Straße aus offenen Fenstern oder gepfiffen von „heureusen“ Landwirten, die mit der Digitalkamera den Wuchs ihrer Testsaat dokumentieren.
Nossa!

Kumulierte Geldautomatenschlitztiefe

Geschrieben am Abend von Tag 6, montags.
Hundemüde unter einem Wasserturm in der Nähe von Cambrai. Aus Ermangelung an touristischer Infrastruktur zelte ich wieder wild. Topfebenes Agrarland. Jedes Dorf hat seinen eigenen Wasserspeicher in Turmform. Getreidespeicher stehen monströs außerorts. Heute hatte ich den Eindruck, ständig bergab zu fahren. Trotz Sonne war es sehr kühl, so dass ich wenig zum Ausruhen gekommen bin. Sobald man anhält, verschwitzt, friert man.

Emil hat mich mit seinen Kommentaren aufmerksam gemacht, dass nicht hinlänglich klar ist, wie die alltäglichen Abläufe auf so einer Reise sind. Wie lange dauert es, Das Zeltlager auf und abzubauen? Vorhin wollte ich es stoppen. Um Punkt 19:27 schaue ich auf die Uhr, lege die Schutzplane für unters Zelt aus, stecke die Zeltstangen zusammen und gerade, als ich dabei bin, das Zelt zu stellen, verbellt mich ein Hund hinter einer Hecke. Ich bin zu nah an einem Wohngebäude, der Wind weht genau Richtung Hund und er wittert mich, den Fremden, die Gefahr. Da ich mir das nicht antun will, die ganze Nacht vom Hund verbellt zu werden, womöglich noch den Zorn des Besitzers auf mich zu ziehen, packe ich die Sachen wieder ein, ziehe ein Stück weiter, raus aus der Schusslinie. Die Gegend ist weit einsehbar, aber das macht nichts. Ich bin nur ein harmloser Radler und die da draußen sind nur harmlose Bürger. Ich vergesse, die Zeit zu stoppen. Aber ich denke ein bis zwei Stunden muss ich mit Lager Auf- und Abbau schon rechnen. Da wir schon bei Statistiken sind: Meine Brille hat nur noch einen Bügel, weshalb ich sie immer auf und absetzen muss, wenn ich in die Karte schauen möchte. Fronttasche auf, Brillenetui rausholen, öffnen, Brille rausnehmen, aufsetzen, Etui in die Tasche legen, Karte rausholen, gucken und umgekehrt alles wieder an seinen Platz legen. Es gibt noch viel mehr statistitisches: wie tief würde der Zeltnhering in die Erde reichen, wenn ich alle Heringe, immerhin fünf bis sieben pro Zeltaufbau, aneinander schweißen würde. Wie lange müsste der Reißverschluss sein, wenn ich alle Reißverschlüsse, die ich täglich auf und zu mache, aneinander binden würde. Oder allgemeiner gedacht: wie tief muss der Bankautomatenschlitz sein, wenn man alle Karteneinschiebungen an Geldautomaten eines Durchschnittsmenschen in seiner Lebenszeit zusammen zählt?

Danke

Ein ganz herzliches Dankeschön an dieser Stelle an alle, die das Projekt „Ums Meer“ unterstützen mit Spenden, Verlinkung, Berichten in ihren eigenen Blogs und mit Kommentaren.

Tag 6 – die Strecke

Nachdem Irgendlink heute wieder um die siebzig Kilometer zurückgelegt hat, ist er auf seinem Weg nach Nordwesten in St. Aubert gelandet. Auf einem Sportplatz werde er zelten, da kein Zeltplatz auszumachen sei. Also wieder wild. Genug Wasser habe er diesmal vorsorglich gebunkert. Es werde wohl wieder eine kalte Nacht.

>>> Zur heutigen Strecke: Hirson – St. Aubert: hier klicken!

Die Sponsors & Donors-Seite wird übrigens laufend ergänzt. Klaus, Engelbert, Emil und Sonja-Wildgans haben bereits tolle Artikel über das Ums Meer-Projekt veröffentlicht. Danke!

Werben ist erlaubt! :-)