Schuhe putzen sollte ich. Der Schlamm der letzten Tage. Dann ein Hauch Frost des nächtens. Stiefel auf der Treppe stehen lassen. Nun sind sie nass. Zum Trocknen kann ich sie in dem Zustand nicht ins Haus holen. Das wäre ja schlimmer als die Herbergsszene in Asterix bei den Schweizern. Die Regenfässer im Garten sollten wieder genug Wasser enthalten, dass ich den Pilgerschuhen mit einer Bürste zu Leibe rücken kann.
Ich sollte öfter über’s Schuhputzen schreiben. Es gibt auf dem Markt kaum Weblogs, die sich in diese Richtung spezialisiert haben. Selten wurde detailreich berichtet, wie mit spitzen Gegenständen zäher, pfälzischer Lehm aus dem rauhen Profil spanischer Wanderschuhe – „Bestados“ heißt die Marke oder so ähnlich, ich hab sie immer nur „Bestie“ genannt – gekratzt wird.
Das Perverse an der Sache ist, dass es für Blogberichte übers Schuhputzen einen ähnlich schwach besuchten Markt gibt, wie für iPhone-Kunst.
Das muss sich ändern.
Seit einer Woche quäle ich mich mit der neuen iPhone-Generation, sprich dem 4S, welches vom großen Werbeagenten als die eierlegende Wollmilchsau unter den Smartphones gepriesen wird. Muss er ja tun, der große Werbeagent. Für’s Schönlügen wird er bezahlt. Was hab ich mir Vorstellungen gemacht, was man mit dem 4S alles machen kann und so naiv war ich, zu glauben, dass die über alle Töne gelobte Spracherkennung namens Siri Texte, die man spricht einfach abtippt und im Notizbuch speichert. Meinen größten Erfolg mit Siri als Privatsekretärin habe ich erzielt mit einem Werbetext, den ich von einer Kekspackung abgelesen habe. Erfolg bedeutet in dem Fall, dass der Text tatsächlich im Notizbuch als Text gespeichert wurde, auch wenn er einige, naja, Verständigungspatzer beinhaltete. Die meisten Textdiktate bricht die Spracherkennung nach dem ersten Wort schon ab. Mein Glaube an die Zukunft dieser Technik ist dennoch ungebrochen. Vorgestern hab ich Siri und etliche andere unnütze Apple-Dienste in den iSchrott-Ordner auf dem Minicomputer verbannt. Spart Strom und Ärger. Die 8 Megapixel-Kamera ist leidlich okay. Zu spät ist mir klar geworden, dass ich sie fürs Livebloggen eigentlich gar nicht brauche. Viel zu groß die Bilder.
Die Nordsee-Umrundung steht auf der Kippe. Ich werde das Projekt vielleicht nicht finanzieren können, nachdem einige größere Posten rund ums Auto fällig sind. Mit 3000 Euro für 3 Monate war die Reise sowieso schwach budgetiert. Ich bin nicht mehr der Europenner, der ich einst war. Wenn ich überlege, dass ich fast 2 Monate durch Frankreich geradelt bin und dabei nur 3000 Franc verbraucht habe, gut gelebt in irgendeinem Frühling irgendeines Jahres, lang lang ist’s her. 3000 Franc, das sind gerade mal 500 Euro.
Wo war ich stehen geblieben? Ahja, Schuhe putzen. Willkommen in meinem neuen Schuhputz-Blog. Hier findest Du alles rund ums Schuhe putzen. Wie man schwarze Schuhe putzt, wie man weiße Schuhe putzt, grüne und rote … ich fürchte, meinem Blog bleibt nur noch dieser Ausweg aus der Inhaltslosigkeit der letzten Wochen … wie man mit „Bestien“ durch den Genfer See wandert , Orgien, Peitsche, Stock. Schuhputzen lässt quasi alle nur erdenklichen Assoziationen zu. Ein weites Feld. Schuster, bleib beim Leisten. Blogger bleib beim Tasten.
ich hätte da auch noch ein paar schuhe, falls du noch ähm material brauchst. schuhcrème würde ich gratis mitliefern – deal?!
Apropos Verbesserungen: mit wie viel Begeisterung habe ich mir früher Objektive gekauft, die jetzt in der Schublade liegen. Selten wird etwas durch einen besseren Apparat besser, meist durch besseren Umgang mit ihm. Bei den modernen Geräten braucht man dazu ziemlich viel Nerven, bis man kapiert, wie es geht. Diese Siris habe selbst ich loben gehört.
Hinterm Gelterswoog den Berg hoch, da hab ich mal gewohnt. Aus dem hinteren Fenster sah ich in einem winzigen Betongeplättelten Hof einen zarten, alten Mann stundenlang im Quadrat laufen und dabei Schuhe putzen, die er dann fein säuberlich auf das Siedlungshäuschentreppchen stellte….
Hallo,
gibt’s denn bei der Nordsee-Umrundung nur die beiden Optionen „komplett“ und „gar nicht“? Ich meine, du könntest dieses Großprojekt doch vielleicht auch in 2 oder 3 Teilprojekte unterteilen… und dich dann je nach Lust, Laune, Geld und Zeit auf den Weg machen. Nur so als kleiner Gedankenanstoß. ;)
(Und ja, ich geb’s zu: auch deshalb, weil ich mich schon so sehr auf’s virtuelle Mitfahren rund um die Nordsee gefreut habe.)
Liebe Grüße an euch beide und ein schönes Wochenende,
Andrea