Werde Dein eigener Gott

Ende 2011 gab es noch eine Notiz in diesem Blog: Wenn das Blog ein Feuer wäre, dann wäre es längst aus. Heute Morgen sagt die SoSo: „Erinnerst Du dich an den letzten Eintrag?“
„Ja.“
„Und Du weißt, dass man Erloschenes wieder entfachen kann?“
„Ja.“
Wie ich den Holzofen in der KünstlerInnenbude jeden Tag frisch einschüre.
Später auf dem 130 km langen Weg nach Mainz finde ich in einem Dorf an der Strecke einen gefleckten Pinscher faszinierend wie er vor dem Haus Nr. 54 das Bein hebt. Unbeteiligt steht das Herrchen am Ende der Leine, hat eine neongelbe Warnweste an. „Das solltste mal aufschreiben,“ denke ich. Nicht etwa, weil es die Leute lesen wollen, sondern, weil es Spaß machen könnte, es aufzuschreiben. Bemerkenswert war der krüppelige Buchsabaum, an den das Hundchen gepinkelt hat.
Zwischen Landstuhl und Kaiserslautern bricht Sonne durch die Regenwolken. Ich muss an die vielen Buchsbäume im Juragebirge denken. An das Moos, das dort an den Bäumen wächst, an die verlassene Bahnstrecke, auf der wir gewandert sind, an die gigantische Kathedrale von Saint Claude. Denkend auf der A63 durch Rheinhessen, wintertriste Weinberge, Windräder, ein Männlein rast mit 200 Sachen an mir vobei, Audi, dicht gefolgt von einem weiteren Männlein im BMW, lichthupend. Ich nenne diese Leute grundsätzlich Männlein.
In der Walpodenakademie in Mainz will ich nicht verkaufte Kunstwerke abholen. Mit den alten Freunden und einigen neuen nebenbei spontane Aktionskunst und Quatsch gemacht. Über dem Pissoir der Akademie hängt ein Spiegel, auf den jemand geschrieben hat: „Wenn Du länger dein Antlitz betrachtest, wirst Du dein eigener Gott. Willst Du das?“
Ich lache, ziehe den Reißverschluss zu, packe die nicht verkauften Kunstwerke ins Auto und fahre nach Hause.

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2 Antworten auf „Werde Dein eigener Gott“

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