K. 29,5

Eine Bar direkt am Weg. Vorhin hat es geregnet. Weshalb alle Peregrinos und Peregrinas in ihre Regenkleider gekrochen sind. Ein umgewohntes Bild. Man erkennt sich an den Farben schon von Weitem. Die Regenkluft hat in der Regel andere Farben. Wieviele Tage haben wir sie nocht gebraucht? Roser, die sonst rot trägt, erkenne ich im blauen Poncho erst, als sie direkt vor mir steht.
Eine Weile laufe ich mit der Deutschspanierin Frauke, die ich in O Cebreiro erstmals traf. Ihr Vater hat sich zu ihr gesellt. Mit Vätern den Camino zu laufen ist eine ähnliche Herausforderung, wie mit Hund.
Die Bar ist kühl. In drr Ecke heizt ein Kanonenofen nasses Holz. Es riecht nach Qualm. Im Zuge meiner Resozialisierumg und wegen des gestrigen Pulpo-Erlebnisses ordere ich ein vegetarisches Bogadillo, ein halbes belegtes Baguette mit Zwiebeln, Karotten, Tomaten, Salat und Paprika.
An der Wand hängt ein 6000teiliges Puzzle, das Spielkarten zeigt. Unheimlich kompliziert wegen der vielen Details. Der Patron sagt, er und seine Frau haben es innerhalb von drei Monaten Rato für Rato an den Abenden zusammengepuzzlet.
Im Flachfernseher läuft eine Dokumentation über den kleinen Problemhund Nacho, fieß kläffender Chihuahua, 4,5 Jahre alt. Das vierbeinige Familienoberhaupt terrorisiert die ganze Familie. Die Mutter ist den Tränen nah. Papa ist lethargisch resigniert und der fümfzehnjährige Sohn riskiert seine Finger, das kläffende Alphatier unter dem Bett hervor zu holen.
Auch in Spanien scheinen Hundesendungen von Interesse zu sein.
Der Camino neigt sich erschreckend dem Ende. Wie ein leckeres Abendessen versuche ich mir die Reste aufzusparen so lange es geht.

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