Im Zug zwischen Angoulème und Bordeaux. Zum ersten Mal seit Tagen sehe ich wieder einen Streifen Sonne. Wie gut es tut, der novembertristen Saqrpfalz den Rücken zu kehren.
Die fünfstündige Fahrt von Paris bis Bayonne zieht sich ungemein. Ich bin seltsam aufgekratzt, ein bisschen hungrig, aber auch müde und gelangweilt. Entweder fährt der TGV nicht so schnell wie gehofft – über 300 Sachen – oder ich schätze die Geschwindigkeit falsch ein, habe mich schon daran gewöhnt? Es ist sehr still im Zug. Die Leute wollen eben nur von A nach B. Ich ja auch. Aber ich will auch den Weg erleben. Darüber schreiben, ihn fotografisch setzieren.
Gerade denke ich – weil sich gestern Abend beim Irgendlink-Blog-Statistik lesen andeutete, dass einige neue LeserInnen herein schalten, ich sollte das Projekt und mich mal grob vorstellen.
Die Idee: mache eine Reise und berichte live darüber im Blog. Nutze dafür nur das iPhone, indem du die Methode iDogma anwendest. iDogma ist jedes geschriebene oder fotografierte / gefilmte oder aufs Diktiergerät gesprochene künstlerisch digitale Produkt, das alleine mit dem iPhone und seinen Software-Erweiterungen (Apps) erzeugt und auch publiziert wurde.
Die Ausgangssituation, ich: 44, körperlich recht fit, aber noch nie mehrtägig mit Gepäck gewandert. Meine einzige Tageswanderung, die länger als 20 km war hatte ich im Mai 2008 – ohne Gepäck, auf dem Pfälzer Jakobsweg.
Ich bin also ein absolutes Greenhorn, was das Wandern betrifft.
Ausgangssituation Technik: Der Rucksack wiegt mit 1 Liter Wasser und ein bisschen Essen 15 kg. Schwerster Gegenstand dürfte die Nikon D 300 samt Ersatzakku und Ladegerät und Objektiv sein. Ich hatte überlegt, sie daheim zu lassen. Aber ohne Foto keine Fotos. Weiters trage ich zwei Ladeakkus für das iPhone mit und eine Solarzelle, um den kleinen Stromfresser möglichst niemals hungern zu lassen. Was noch? Notizbuch, Bleistift und den recht schweren Pilgerführer, in den ich noch immer nicht reingeschaut habe. Vielleicht lasse ich ihn in Roncesvalles, dem Ziel der ersten Etappe zurück? Der Winterschlafsack ist vielleicht auch überflüssig. Warme Kleider, und, StammleserInnen werden es nicht glauben, Unterhosen und T-Shirts und sogar Geld. :-)
Nun ist der Zug schon in Bordeaux. Ein Mann mit zwei großen schwarzen Hunden steigt zu und eine geduckte Gestalt mit Buckel und rotem Cape, die aussieht wie der Gnome in diesem uralten Gruselfilm, der in Venedig spielt. Wie heißt der Film noch? Wenn die Gondeln trauer tragen?
Die Typen fahren bestimmt nach Bayonne. Kollege T., der letztes Jahr den Jakobsweg geradelt ist, hat mich vor Bayonne gewarnt: seltsame Typen hängen dort vorm Bahnhof rum. Mit Hunden und roten Capes und Ringen in den Nasen. Ich werde langsam nervös. Der Zug rollt wieder. Unaufhörlich.
Bahnhof Dax. Noch eine halbe Stunde bis Bayonne, dem letzten Umsteigebahmhof vor dem Ziel. Regen in Sturzbächen. Mist. Hier herrschen vielleicht andere Wettergesetze, als bei uns? Die Kumstbübchenrechnung geht womöglich nicht auf.
andrea hat voll recht. es ist toll, dich lesend begleiten zu dürfen! danke für texte und bilder. bin froh haste die nikon dabei!
read you soon? :-)
15 KG sind zuviel. Vor allem untrainiert.
Lass den Pilgerführer weg, den brauchst du nicht, das spart schon mal ein Kilo.
Und versuch auch sonst dich zu erleichtern