Von der Kastration

Das Segment ist die Kastratur des Kreises.

Ein Großwort, sicher wert, in den Zettelkasten aufgenommen zu werden.

Das Thema dieses Aufsatzes ist Kastration:

„Morgen gibt es Ohrenmaulsalat“, konstatierte Vater Irgendlink im wilden Ohrenzwickspiel mit Neffe Irgendlink. „Und morgen gibt es auch Ohrenschwanzsuppe“, fügte Monsieur Irgendlink hinzu.

Nun würde eine Abhandlung folgen über den Ochsen, jenes Tier, das dem Menschen über Jahrhunderte die Karren aus dem Dreck gezogen hat und geduldig ohne Hoden seinem Herren diente.  Herr Irgendlink möchte der Leserschaft diese Abhandlung, die von Fachkauderwelsch nur so strotzt, ersparen.

Fachliterarische Kastration nennt sich das.

Betonpranger – Maria vs. Moni

Was sind Autobahnbrücken anderes, als moderne Pranger, Betonpranger? Die Maria-Diffamierung wurde vor Kurzem mit olivgrüner Farbe überpinselt. In den Nebenrollen übrigens: Gabi und Micha.

Herr Irgendlink arbeitet an einer Fotoserie, Arbeitstitel „Böse Buben, böse Mädchen“, die den diffamierenden Klagespruch in verschmutzten Bahnhofsunterführungen thematisiert. Knallhart enthüllt der Künstler, wer mit wem fickt, und gibt schamlos die Namen all derer preis, die im Knast gesessen haben.

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Irgendlink wird Fotosurrealist

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Weitwinkelaufnahme von Journalist F.s Auto vor einer der neun Kirchen im Nachbarstädtchen N. – das Foto sollte eigentlich 1 zu 1 hier gedruckt werden. Beim Webvorbereiten ist Herrn Irgendlink jedoch ein Missgeschick passiert. Er hat die Saatgans ins Bild kopiert. Leider ist das Kunstwerk nur 500 Pixel breit.

Moni, bist du wirklich glücklich? Denk nach!

Was bleibt von diesem Tag? Herr Irgendlink wagt nicht, diese Frage zu beantworten. Nachmittags errechnete er die Stunden bis zum Jahresende. Wenn er und Kollege T. sich ranhalten, schaffen sie es, das Jahr in diesem Jahr zu beenden. Rein arbeitstechnisch. Allemal ist es knapp. Vorsorglich hat Herr Irgendlink alle künstlerischen Ambitionen zurückgestellt. Zeit ist ein knappes Gut. Frei nach Pollesch: „Herr Irgendlink ist kein Künstler mehr – Ficksau!“

Am Abend entdeckte Herr Irgendlink Moni. Krude gekritzelt an eine Brücke der A6 war sie  „Moni, bist Du wirklich glücklich? Denk nach!“ stand da gesprayt. Großes Kino. Nicht zu vergessen, dass eine A6-Brücke zuvor gesprayt steht: „Maria Sch. ist eine Schlampe, lügt und betrügt jeden.“ Wie sehr unterscheidet sich doch der Moni-Sprayer vom Maria-Sch.-Kreativen! Er ist so defensiv, sorgsam, liebevoll.

Wer ist diese Moni? Eine Heilige? Oh ja, blümisiert Monsieur Irgendlink und wendet sich augenweidend der Schlampe Maria Sch. zu. Wie sehr wir Menschen durch Begriffe, Schlagworte, leichtfertige Bemerkungen gelenkt werden. Man braucht nur zu mutmaßen, jemand sei schwul, pleite, spendabel, Schlampe, und schon ist er es. Über zwei drei Ecken der Spekulation wird einjeder zu dem, was man ihm nachsagt.

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Schmerz, ja, Schmerz spricht aus den Moni-Worten und Hass, ja Hass, steht bunt in den Maria-Suren.

Wo ist die Wahrheit?

Wir haben die Wahl zu hassen oder zu lieben. Beides sind starke Kräfte. Sie sind jedoch auf die Gegenseiten einer Münze geprägt.

So, wohin wendest du dich, Mensch? Moni oder Maria?