Mit den Kollegen W. und T. nach der Arbeit noch durch einen Restpostenmarkt geschlendert. Es erhelle das Gemüt, sagt man, denn das Glück sei greifbar nahe in solchen Märkten.
Es gab Deutschland-Tassen, Fähnchen, Schuhe, billige Kunststoffdinger, bei denen man lange nachdenken muss, wofür sie gut sind.
Draußen vor der Kasse stapelte eine Palette, an der ein Zettel klebte: „Abgelaufene Artikel zum Mitnehmen.“ Auf der Palette lagen Kinderspielzeuge mit integriertem Bonbonbehälter, schön bunt, ein paar Tafeln Schokolade und etliche Apfelsaftpacks.
„Das kann man wohl einfach so mitnehmen?“ rätselte T. und langte nach einem Tetrapack Apfelsaft.
Just, als sich eine Kinderhand aus dem Off zwischen uns hindurchreckte, scherzte ich: „Und wenn man daran stirbt?“
Die Kinderhand erstarrte, ich schaute mich um, blickte in erschrockene Mädchenaugen.
Was will uns dieses Gleichnis sagen?
Ist es nicht jenes erschrockene Mädchen in uns allen, das hysterisiert und hypochondrisiert seinen Weg durch den Djungel aus Information finden muss? Information, die oft aus Profitgier, oder – wie im Gleichnisfall – aus Flapsigkeit unbedacht gestreut wird?
Ich bin das kleine erschrockene Mädchen der Informationsgesellschaft.
Ich habe Angst vor Zecken, BSE, Ausländern, Amerikanern, Kohlendioxid, schmelzenden Polareiskappen, Atomkraftwerken, Finanzämtern, amerikanischen Präsidenten, Selbstmordattentätern, Kurzhaarigen, Stiefelträgern und vor diesem kleinen Wurm, der einem durch die Fußsohle unter die Haut kriecht und sich in der Leber einnistet, wenn man in Afrika barfuß durch eine Pfütze stapft.