Zerrt Wind wie wilde Hunde am Selbstwertkostüm. Ruckzuck hängt es in Fetzen, darunter lugt ein nackter Ursprünglicher. Stimmen suchen einen Weg zum Ohr. Viele Stimmen. „Lass dich nicht irre machen“, sagt die Eine – „Sieh zu, dass!“, krakeelt eine Andere. „Mach doch so und so wie der und der,“ mahnt eine weitere Stimme. Zusammen singen sie im Kanon das Lied vom Wie. Im Einklang mit seltsamer Aprilwetterstimmung. Mal lacht die Sonne, mal prasselt Regen. Im Garten hat sich das Wasser zu einem Teich von 10 Metern Durchmesser gesammelt. Beim gestrigen Fastnachtsumzug hat der hießige Hairkiller Gutscheine unters Volk gestreut, die den Haarschnitt im schicken Salon mit den großen Schaufenstern von 13 auf 8 Euro reduzieren. Irgendein Scherzbold hat mir zehn Stück davon in den Briefkasten getan. „Lass dir die Haare schneiden“, unkt ein weiterer Chor.
Ich höre Stimmen, tausche das Selbswertkostüm gegen Cowboy, „que pasa con tigo Hombre,“ stehe ich breitbeinig in der Westernstadt. Stille. Rollende Büsche. Nichts. Von fern blitzt ein Colt.
Ich gebe zu, seit ich der assoziativen Lesung von Dichterin E. gelauscht habe, nehme ich mir in diesem Weblog so Einiges raus. Scheißdrauf, ob dich jemand versteht. Assoziativ ist gut. Es ist so genetisch, assoziativ zu sein. Die Veränderung von Erbinformation bei der Teilung von Zellen dürfte analog sein zu der Verschiebung von Information bei deren Übermittlung. Will sagen: da sowieso kein Wort so beim Nächsten ankommt, wie es dich verlässt, kannst du eigentlich tun und lassen, was du willst, der Nächste schustert sich seinen eigenen Sinn zurecht.
Schnitt.
Noch am Morgen fabulierte ich über die seltsame Analogie zwischen meiner Wohnung und einem Zelt. Das hab ich mir aber fein eingerichtet: das Bett im höchsten Giebel untergebracht wie ein Adlernest. Die Decke zum Greifen nah. Regen auf dem Dach klingt wie Regen auf dem Zelt südlich von Barcelona zum Beispiel, die Ebro-Ebene vor Augen.
Darüber wollte ich morgens schreiben, denn es gab sonst nichts zu tun. Stattdessen bastelte ich an der 1,5 Gigabyte großen Bilddatei, dem ersten Kunstwerk 2008. Es wäre sicher eine gute Idee, zu sehen, ob man das Bildformat mit Linux-Programmen auch in ein allgemein lesbares Format wie etwa .jpg transformieren kann, dachte ich. Gimp scheiterte kläglich. Sehnsucht nach Windows und Photoshop keimte auf. Da erinnerte ich mich des Konsolenprogramms convert. Also: convert grossesbild.xcf kleinesbild.jpg et voila, ein 30 MB großer Abklatsch der Riesendatei entsteht.
So vergeht der Morgen mit Rechenarbeit.