Sonntagfrüh habe ich im Hof vor der Galerie die Schlammlöcher zugeschüttet. Es hat ja so viel geregnet. Wie so oft bei körperlicher Arbeit kam mir eine Idee, nämlich ein digitales Gästebuch einzurichten. Sprich: einen Computer in der Ausstellung aufzustellen und auf dem www.rinckenhof.de Portal einen minimalen Gastaccount einzurichten ala Weblog, mit dem die Gäste, ähnlich wie im ausliegenden Gästebuch aus Papier, ihren Besuch eintragen können. Nur geht der virtuelle Eintrag direkt auf die Startseite der Homepage. Ich war so besessen von der Idee, dass ich gar nicht darüber nachgedacht habe, dass meine Gäste fast allesamt gesetzten Alters sind und eine Heidenangst vor Computern haben.
Aber das heißt ja nicht, dass es keine gute Idee ist. Ich finde sie, stinkend vor Eigenlob, sogar sehr prächtig. Nun verbringe ich die Zeit von drei bis sechs alltäglich unten am Zweitcomputer, umgeben von feiner Kunst. Es ist nicht besonders kalt. Die Galerie wird mit kapitalen Heizöfen erwärmt. Außerdem halte ich Kaffee und Glühwein bereit. Eine erste Besucherzählung ergab, dass der Zuspruch ungewöhnlich hoch ist. Ich habe Ausstellungen erlebt, drunten in der Stadt, in fein beheizten Räumen voller Glanz, die weit weniger Zuspruch erfahren haben.
Alles in Allem war die Aktion ein voller Erfolg. Ich rechne nicht nur in Geld. Erfolg heißt auch, Adressen von Kunstinteressierten zu sammeln, Erfahrung im Umgang mit Kaufwilligen. Vielleicht bin ich ein bisschen blauäugig, Kontakte direkt zu den Ateliers der Künstler zu vermitteln, so wie heute, als ein sehr interessierter Herr ein Gemälde für seine kahle, 3,50 Meter lange Wohnzimmerwand suchte. Nachdem ich ihn nicht überzeugen konnte, zusammen mit dem Künstler die gewünschten Werke einmal zur Probe bei ihm aufzuhängen, habe ich ihm kurzerhand die Adresse des Künstlers gegeben, aufdass er ihn in seinem Atelier besuchen möcht. Man ist ja Mensch – nuja und der Künstler, den ich vermittelte wird mir sicher dankbar sein, wenn das Geschäft zu Stande kommt.
Die Grenze zwischen virtueller und realer Welt ist beinahe durchbrochen. Das ist so ein Gefühl. Die virtuelle Welt beginnt am Ende der DSL-Leitung und die führt direkt in mein Atelier (bzw. die Galerie), in die reale Welt also.
Neben mir liegt eine Flugbuchung nach Bari. Habe ich letzte Woche in einer Splitsecond getätigt. Es war so billig, dass ich einfach nicht widerstehen konnte. So weiß ich, was ich nächsten Frühling tun werde: Nach Basel radeln, nach Bari fliegen, und in Italien meinem Beruf Kunststraßenbauen nachgehen. Auch das wird eine Verschneidung von virtueller und realer Welt. Ich freue mich, der Heimat friedlich pedalierend 100 km um 100 km näher zu rücken und dann, wenn alles blüht, zurückzukehren aufs einsame Gehöft, um neue Projekte auszuhecken. BaBa, ouhyeah, BaBa … was so viel bedeutet wie Basel-Bari :-)