Der Exvorsitzende hatte mich auserkoren, sein Nachfolger zu werden, was neben viel Arbeit sicher auch den einen oder anderen Profit gebracht hätte – nicht zuletzt macht es sich gut in der Künstlervita, Vorsitzender eines Kunstclubs zu sein.
Wohl wissend, dass mir dieser Posten etliche schlaflose Nächte bereiten würde, war ich froh, dass mich Kunsthistoriker E. am Vorabend der Wahl angerufen hatte, um mit viel Pomp und Gerede kundzutun, er würde es auch gerne machen. Pomp und Gerede sind im Bereich Kunst das A und O bzw. das P und G – also habe ich die Chance genutzt, ihn bei seinen Bemühungen zu unterstützen – puh, das ging gerade nochmal gut. Der ehemalige Vorsitzende ist mir nun zwar böse, aber die Konservativen im Verein, welche Wert auf Kunstbildung und Doktorentitel und qualvoll lange Laudatien legen, haben mir für meinen weisen Entschluss herzlich gedankt.
Und ich? Kann nun wieder ruhig schlafen und im nächsten Jahr ruhigen Gewissens zwei Monate durch Italien radeln.