Sonntag, Zeichenkurs bei Unart. Knapp zehn Kursteilnehmer. Mein Hintergedanke: wenn du zeichnen können willst, musst du es lernen. Das ist zeitaufwändig, aber es führt kein Weg am Handwerk vorbei.. Erstmals wurde ich mit den verschiedenen Zeichentechniken konfrontiert, wobei sich zwei Dinge herauskristallisierten: man kann sich dem zu zeichnenden Objekt über die Kontur nähern oder über die Form. Natürlich habe ich als Anfänger die Konturvariante gewählt, weil sie weniger dimensional scheint. Hierbei erwies sich die Suchende Linie als besonders einfach: betrachte das Modell, und folge den Konturen, wobei der Bleistift ständig hin und her geht und auf der Suche nach der „wirklichen“ Kontur ein Chaos an Alternativkonturen erzeugt.
So weit so gut. Das funktioniert mit Bleistift auf Papier. Aber wie ist es mit dem GPS-Drawing. Hierbei läuft der Zeichner eine bestimmte Strecke, sieht schemenhaft die Kontur, die das GPS, gespeist mit der Information aus milliardendollar teuren Satelliten, aufzeichnet.
Auf dem Acker südlich des Gehöfts versuchte ich einen Mann zu zeichnen, indem ich die Kontur llief, aber schon beim Auge geriet ich ins Schleudern und als ich zum Hals gelangte, wurde das Gelände so unwegsam, dass ich weder Körper noch Arme und Beine laufen konnte. Ich hatte mich verirrt, stand unter riesigen Pappeln und mir wurde klar, dass die Suchende Linie sich auf alles im Leben übertragen lässt.
Mit viel Fleiß und Mühe irrt man, manchmal nur wenig entfernt von der idealen „wirklichen“ Linie, umher. Sei es bei der Jobsuche, in der Liebe, im Umgang mit Anderen oder eben ganz anschaulich per Bleistift auf einem Blatt Papier.
Was dabei herauskommt? Allemal sehenswert: ein prima Leben, zwar stets suchend, aber immer verdammt nah dran.
Man darf sich nicht entmutigen lassen, wenn man manchmal daneben liegt.
Eine meiner ersten Zeichnungen: der wohl bekannteste Mann der Stadt (Barfußläufer, umrundet die Stadt oft zu Fuß und das sind gut und gerne 40 km – sicherlich auch einer, der der Suchenden Linie folgt).