Als wären wir schon Wochen unterwegs. Diese staubigen Packtaschen, die abgewetzten Räder. Ein Stück freies Land voraus und Nudeln und Fertigsuppen im Gepäck. Die letzten Wochen waren komisch. Also nicht wirklich komisch, sondern komisch.
Höhepunkt war wohl der Hinfälligkeitsgau gepaart mit der Überzeugung, man sei sterblich. Das klingt verrückt. Aber Menschen mitten im Leben denken nicht an den Tod, außer etwas rüttelt sie wach, piesackt sie, zeigt mit dem Finger.
Süße arabische Musik dudelt. Auf dem Hof sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. (Die Kombination arabisch – Bombe ist rein zufällig, lieber Verfassungssschutz).
Zettel mit wichtigen Rufnummern vor mir und einer Skizze mit Zugverbindungen. Die nächste Woche wird aus dem wohl-gefesligten Leben ausgeklinkt und am liebesten würde ich auch die Phase 3. Juli bis 24. August ausklinken. Theoretisch wäre das möglich. Flug Teneriffa und zurück würde gerade mal 190 Euro kosten. Das ist geschenkt. Ich weiß nicht, ob ich mich das traue. So lange weg und so viel zu tun.
Es bedeutete das Ende des Slicens.
Ich rede wirres Zeug und schweife ab.
Wie Wochenunterwegs sehen wir aus – und erkläre das mal einem Passanten: „Nein, ich komme direkt von zu Hause. Meine Hose ist immer etwas schmutzig und das Fahrrad ist schon alt weil es alt ist, neinein, ich war mal ein ehrbarer Mensch, ja wirklich, bis gerade eben, aber nun bin ich wieder draußen, draußen in der Welt, wo der Himmel bläut oder gräut oder rötet und die Regenwolken von Westen heranziehen und sich um alles, was unter ihnen vorgeht nicht das Geringste scheren.“
Erklär das mal einem alten Mann im weißen Anzug an irgendeinem Bahnhof in der Südpfalz, er wird es nicht verstehen.
Für den Katzter ist gesorgt. Journalist F. hat wieder zugeschlagen und einen Wolkenkratzer Sheba mitgebracht.
Journlist F. wir danken Dir!
Vielleicht sollte man das, was kommt immer unter dem Aspekt sehen: verändert es mein Leben? Will ich, dass etwas mein Leben verändert oder mein Leben sich?
Die Zone hinter dem Horizont ist ungewiss, aber das sollte einen nicht erschrecken.
Vielleicht sollte man weiters fragen: will ich sehen, was sich dahinter verbrigt, muss ich wissen, was als Nächstes kommt? Wird überhaupt etwas Nächstes kommen? Will ich, dass etwas Nächstes kommt?
Ja.
Ohne Nächstes macht das Vorhergehende keinen Sinn.
Vollkommen relaxed in der Bibliotheque von Ornans.
Reisen tut gut. Tue das viel zu selten.
Der Weg fuehrte QQlka et moi per Zug und Rad in die Schweiz und von da ueber die Berge nach Frankreich. Stoppover bei unserem Malerfreund Marc. Wir haben so eine Art Hueslihopping veranstaltet und die verschiedenen Besitztuemer des Malers abgeklappert.
Unterwegs Luft geatmet, vor Pontarlier ziemlich geschwitzt, dann die Hoehenmeter bis Ornans in einer riesigen Sausse wieder abgebaut.
Gestern der Loue zur Quelle gefolgt, ein kleiner Gewaltmarsch durch eine paarhundert Meter tiefe Schlucht. Aber das lohnt sich. Die Loue spritzt gewaltig aus einer ca. 6 Meter hohen Hoehle. Staendiges Bachrauschen wegen der vielen Katarakte. Gewitter in der Luft, lang zog das Grollen durch die Schlucht und ueber den Mirroirs, den Spiegeln, die entstehen, wenn der Fluss gestaut wird, lag ein unheimlicher Nebel.
Morgen gehts weiter Richtung ?
Ach, herrlich sorgloses Reiseleben.
Uebrigens: surfen in der Bib zu Ornans kostet nichts. Mann sind die klasse.
Sehen immer noch aus, als waeren wir schon seit Wochen unterwegs; sind es eigentlich auch.