Morgen schneiden wir uns Glatzen

Spätabends brach QQlka das Schweigen, während wir vollen Haupthaars am Tresen vor der Galerie saßen und unser Feierabendbier schlürften: „Da war doch was,“ sagte er zögerlich. „Ich dachte wir reden nicht mehr darüber,“erwiderte ich. „Oh doch,“ fuhr er sich zögerlich durchs Haar.

Mir fiel eine Geschichte von Charles Bukowski ein, die etwa so geht: der Held Hank Chinaski landet abends stockbesoffen mit einer Frau im Bett, versucht des Nächtens mit ihr zu schlafen und erwacht am nächsten Morgen verkatert neben einem Kerl. Wie echte Kerle nunmal sind, reden sie nicht über den Vorfall, Genau wie QQlka und ich nicht über unsere Glatzenphantasie.

Um viertel nach Zwölf sagte QQlka: „Morgen schneiden wir uns Glatzen.“

„Puuh, da ham wir ja noch fast 24 Stunden Zeit.“

Die Uhr tickt. Es ist 13 Uhr 29. Ich verstecke Klingen, Rasierapparate, Scheren.

Heute sitzen bei strahlendem Sonnenschein einige Leute im Garten und malen an den Col-Bildern.

Der ehemalige Kuhstall mit dem halb fertigen Fenster ist zur Galerie umfunktioniert. Wände voller Bilder. Das älteste ist 38 Jahre alt. An ihm hat ein irakischer General mit gemalt, der vor Jahrzehnten – mutmaßlich von Saddam-Schergen – in Brüssel oder Amsterdam ermordet wurde. So genau weiß Marc, der Initiator von Col es nicht. Die meisten Mitgestalter an dem Bild sind tot.

Die Luft vibriert von spannenden Geschichten. Es gibt unvorstellbare Biografien.

Last but not least: wer meinen Vater kennt, wird mir nicht glauben, wenn ich sage, er hat in den letzten drei Tagen mindestens sechs Stunden malend im Garten verbracht. Er will gar nicht mehr aufhören.

2 Antworten auf „Morgen schneiden wir uns Glatzen“

  1. die zeit läuft glatzköpfen entgegen :))
    mit wünschen für weiterhin gute tage
    a.
    p.s. wer A sagt muss nicht ungedingt B sagen. man kann auch erkennen, dass A falsch war.

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