Wie ein weiser Mann, der einem reichen Mann einen Dienst erwies …

Einst erwies ein weiser Mann einem reichen Mann einen Dienst, worüber der reiche Mann so froh war, dass er dem weisen Mann einen Wunsch erfüllen wollte. Da stellte der weise Mann sein Schachbrett oberhalb des einsamen Gehöfts, auf dem er wohnte auf die Straße. An der Stelle, an der sich in lauen Sommernächten die Liebenden trafen, um zu lieben und die Verzweifelten in den Sonnenuntergang starrten und die tollkühnen Jungs mit ihren tiefergelegten Kisten ihren Mac Donalds Müll achtlos wegwarfen. „Lege eine Kartoffel auf das erste Feld, zwei auf das zweite, vier auf das dritte und so weiter, bis alle Felder belegt sind. Dies ist mein Wunsch.“ Da rieb sich der reiche Mann nichtsleichteralsdas-esque die Hände und fuhr nach Hause, um einen Sack Kartoffeln aus seinem Kartoffelkeller zu holen. In der Zwischenzeit wurde es dunkel und die Katzenbesitzer der Stadt, die sich an dieser Stelle, wo sonst nur die Liebenden liebten, gerne trafen, um ihre Katzen auszusetzen, setzten ihre Katzen auf das Schachbrett intuitiv ganz nach dem Wunsch des weisen Mannes …

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Links Phil, genannt Heinz, ausgesetzt im September 2014, rechts Racker I, ausgesetzt im November 2014. Nicht im Bild Racker II, Racker III und Racker IV, zusammen ausgesetzt im November 2014, sowie Mietz, ausgesetzt 2005 und Schrödinger, ausgesetzt 2007 (t) und Arani (2008 (t)) und und und.

Inmitten der Endlichkeit allen Seins

Mal wieder eine kleine novembrische Bestandsaufnahme im Künstleralltag. Wegen des Nanowrimo-Experiments (in einem Monat, dem November, ein Buchprojekt aufzugleisen), geht es drunter und drüber im Hause Irgendlink. Supplement einiger anderer Querelen wie neue Ausstellung vorbereiten, Rückzug aus der realen Welt, marodes Künstlerauto reparieren lassen wollen und weiteren Banalitäten. Das schwierigste ist in der Tat das Schreibexperiment. Es boxt mich so verflixt in die eigene Vergangenheit. Macht mich mich erinnern an Dinge … Und dabei habe ich meine Seele doch so sehr der Gegenwart verschrieben, dass es neben ihr eigentlich gar keine andere Lebenszeit gibt. Fast möchte ich behaupten, es ist mir gelungen, inmitten der Endlichkeit allen Seins ein ewiges Leben zu beginnen. Denn wo kein Vorher ist und man sich nicht um das Nachher kümmert, da ist auch keine Endlichkeit, n’est ce pas? Das Nanowrimo-Projekt reitet mich nun ganz schön rein in den Mist. Dadurch, dass ich versuche, ein fiktives Buch zu schreiben, muss ich mich unweigerlich an uraltem Selbsterlebtem gütlich tun. Ich bin nicht der Typ, der die Dinge frei erfindet, ich brauche Treppengeländer, Ballustraden, Hinweise, echte, gefühlte Erlebnisse … Erschreckenderweise ist das eine Heidenarbeit, an Vergangenes zu denken und sich in Situationen zurückzuversetzen, die man einmal emotional durchlebt hat. Nur, um sie zu abstrahieren, neu anzumalen und als Fiktion auszugeben. Fakt ist, ich hab alles was vor mehr als sieben Jahren passiert ist sowieso vergessen. Manchmal fällt mir ein bisschen was ein, eine kleine Liebesszene hier, ein Friedhofsbesuch da, ein Missgeschick jenerorts … aber verwertbar? Das Schreibexperiment sieht vor, 50.000 Worte im Monat November zu schreiben. Ich liege ganz gut im Rennen. Habe drei meiner lang gehegten Schreibprojekte ins Auge gefasst und arbeite ihnen Szenen zu. Das Buch der Szenen heißt deshalb auch das Masterprojekt. Es gibt diverse Rubriken, in die ich die einzelnen Szenen einsortiere in einem geheimen Blog, das täglich gebackupt wird. Jedes mögliche Buchprojekt, in das die Sznenen passen, hat eine Kategorie. Es gibt ein Tatort-Drehbuch, einen literarischen Tunnelbauroman, eine Kurzgeschichtensektion für das Kleinvieh. Überraschender Weise – das glaubt mir niemand – wird wohl als fertige Geschichte am ehesten ein Büroroman das Rennen machen (haha, ein Künstler, der einen Büroroman schreibt, das glaubt mir niemand :-)). Es wird ein bauesoterischer Büroroman, der von verschrobenen Typen handelt, die meist vertikal handeln, von denen manche aber auch nur cirkulativ oder horizontär agieren können. Ich finde, eine Rathausatmosphäre mit ein- zweihundert miteinander rangelnden Menschen, die im Grunde ihres Herzens eigentlich nur in Frieden leben wollen, aber sich insgeheim immer bekriegen, lässt sich nur als bauesoterische Geschichte sinnvoll realisieren.
Wie gesagt, die Schreibarbeit geht hart ran. Ich hätte nicht gedacht, dass es soooo eine Arbeit ist. Eine Sondierung alter Liveblogberichte ergab, dass ich pro Monat live bloggend auf dem Smartphone knapp 40.000 Worte verfasse. Also zum Beispiel damals, auf der Radtour ums Meer neben siebzig Kilomtern pro Tag radelnd, Lagerplatz suchend, Zelt aufbauend, mir selbst etwas kochend und auch noch Spaß an all dem habend ganz nebenbei ein Schreibpensum in der Größenordnung des jetzigen Nanowrimo Experiments geschafft habe. Rein schreiberisch. Wieso fällt es mir denn nun so schwer? Es ist wohl doch eines der magnifikanten Geheimnisse des Liveschreibens, dass der bewegte Körper über geheime Mechanismen das Gehirn antreibt und dass einem – offenen Auges, Ohres und der Nase unterwegs durch die Welt – die Geschichten nur so zufliegen und man sie nur noch aus dem Fischernetz des gelebten Lebens nehmen muss.

Die Ein-Ausschalter menschlichen Kommunizierens

Gar eigenartige Bilder von der informierten Webwelt im Kopf. zunächst überlegte ich, das Internet aufzuräumen, indem ich alle Avatarbilder auf die eine Seite räume, das könnten ein paar Milliarden sein, alle Zeitangaben untereinander liste, dann alle Worte Worte Worte feinsortiert feinsortiert feinsortiert nebeneinander nebeneinander nebeneinander notiere notiere notiere und alle Schmuckgrafiken und Links und überhaupt alles, was sich im Internet befindet, bis ich zu dem Schluss komme, dass es ja reicht, die Einsen und Nullen zu sortieren, aus denen das alles besteht. Die Ein-Ausschalter menschlichen Kommunizierens.

Als der Komet angesteuert wurde vor ein paar Tagen, erkannte ich Twitter. Und wie wir ticken, wie sich die Themen durch unser Miteinander schieben. Ein Twitterbot listete im Minutentakt die Hashtags, die am meisten notiert wurden. Der Hashtag #cometlanding marschierte von Platz zehn auf Platz eins auf der Popularitätsliste und wieder zurück. Heute ist #cometlanding kaum noch Thema.

Ich komme zu dem Schluss, dass wir Menschen Themen durchkauen und dabei die Mittel unserer Zeit einsetzen. Früher nannte man es Tratsch, tauschte sich am Waschhaus und auf den Marktplätzen aus, hast du schon gehört, dieunddie ist eine Hexe. Heute sind die Waschhäuser zu sozialen Medien geworden, die Mundwerke sind loser, der Kreis ist größer, schneller und im weltweiten Kommentarstranggemetzel tobt ein verheerender Wortkrieg. Um was? Um Nichts. Ums Rechthaben. Um des Tratschens willen oft. Und um das aneinander Vorbeireden auch.

Wir sind wie eine Schlange, die Themen verdaut. Sie durch ihren Körper schiebt. Von außen gut sichtbar immer kleiner werdend, bis am Ende nur noch Mist rauskommt.

Überhaupt dieses Schlangenbild des Themenverdauens lässt sich ja prima auch zeitübergreifend, gar generationenübergreifend  anwenden. Zum Beispiel im Hinblick auf Kunst und die Popularität des Künstlers und ob er in seiner Zeit von seiner Kunst, sprich von seinem geistigen Produkt leben kann, oder ob es ein paar Jahrzehnte dauert, bis der Künstler und sein Thema und sein geistiges Eigentum verwertbar werden. Es gibt ja viele Künstler, die erst zeitversetzt mit ihren Kunstwerken Gewinne erzielen (und somit nichts davon haben). Vincent van Gogh ist da ein gutes Beispiel. Warum gründen wir nicht eine Art generationenübergreifende Künstlergenossenschaft, die für einen finanziellen Ausgleich zu Lebzeiten des Künstlers sorgt, die unvoreingenommen sagt, das was der Typ macht, ist seiner Zeit voraus, es passt jetzt nicht in unsere Verwertungskette, wird aber irgendwann seinen Preis einspielen. Weil die Dinge, die ihrer Zeit voraus sind in der Zeit, die der vorausen Zeit hinterherhinkt, unsichtbar sind und somit auch wertlos. Das ist ein klasse Kunstmalerparadoxon. Die gleichzeitige Wertlosigkeit und „Wertvolligkeit“ von Kunst. Schrödingers millionenschweres Ölgemälde in einer hölzernen Kiste aus Zeitabläufen – leider nur quantenphysisch erklärbar?

Apropo geistiges Eigentum – auch dies ein spannendes Thema. Immer mehr Menschen produzieren Dinge, die man nicht essen kann und werden von immer weniger Menschen, die Lebensmittel produzieren, ernährt. Im Tausch Geistiges gegen Essbares, wobei die Methoden der Zauberei und der Magie angewendet werden müssen, um den geistigen Produkten den Anschein eines Wertes zu geben. Warum gelingt es nicht, einfach alles, was von Menschenhand produziert wird, auf einen Haufen zu werfen und jeder darf sich herausnehmen, was er gerne möchte? Es wäre doch immer noch genug für alle da.

Ich werf‘ denn man dieses Blog auf den Haufen und hätte auch noch’n paar Kartoffeln abzugeben, ich Schrödingers millionenschweres Ölgemälde der modernen Webkunst, ich :-)

Tausend Tode schreiben

(Nachträglich veröffentlichter Artikel zum E-Book Tausend Tode schreiben.)

Im nachmittäglichen Geschäftstrubel erreiche ich Egersund.

Ich stelle das vollbeladene Reiserad vor einem Café ab, kaufe Softeis, gehe hinein, um das iPhone zu laden. Am Tisch vor der einzigen Steckdose arbeitet ein Mann an seinem Notebook. Er trägt ein schwarzes T-Shirt. Auf dem Tisch liegt eine Baseballmütze mit der Aufschrift Jesus loves you. Er lächelt mich an und bedankt sich überschwänglich, als ich ihm mein iPhone reiche zum Einstöpseln. „Das wäre doch nicht nötig”, grinst er. Aus der Tasche kramt er vier alte Handys, legt sie auf den Tisch, erzählt seine Lebensgeschichte. An meinem Akzent identifiziert er mich als Deutschen. Er spreche Französisch, Englisch, Deutsch, Mandarin und Japanisch. Trotzdem redet er ohne Punkt und Komma englisch auf mich ein.

Ein fünftes Handy klingelt in seiner Brusttasche, er liest die SMS. Da stehe der Preis drin für die Gitarre, die er kaufen wolle. Trotz all dem Speed seiner Rede, werde ich müde, sinke mit dem Kopf auf den Tisch. Ehe ich ganz einschlafe, kaufe ich am Tresen einen Kaffee. Das iPhone und der Zusatzakku hängen sicher hinterm Sitzplatz meines neuen Freunds. Wir schweigen.

Später erzählt er mir, dass er schon zwei Mal tot war. Zuerst Herzinfarkt. Als Folge auf die unweigerliche Blutverdünnungsbehandlung hatte er kurz darauf einen Schlaganfall. Ich muss an einen amerikanischen GI denken, den ich ein paar Wochen zuvor in Wheems auf den Orkneyinseln getroffen hatte. Auch er war mal tot. Die Medizin kann einen heutzutage manchmal wieder aufwecken. So auch meinen norwegischen Freund hier.

Auf dem Klo sei es passiert, plötzlich spürte er seine linke Körperseite nicht mehr. Seine Beine waren taub, der Arm hing schlaff. Er war alleine im Haus. Das Handy lag wenige Meter entfernt im Flur. Mit der rechten Hand habe er sich festgehalten und erst einmal überlegt, wie er ans Handy komme. Er hatte nur eine Chance, musste sich den Weg zurechtdenken. Ein geplanter Sturz die wenigen Meter Richtung Rettung. Wie ein Trapezkünstler. Der Dreifachsalto rückwärts des nackten Überlebens. Nach fünf Minuten war die Ambulanz da, nach 39 Minuten war er in der Stroke-Unit des örtlichen Krankenhauses. Die Polizei sei mit Blaulicht vor dem Krankenwagen hergejagt. Seither glaube er an Gott. Seither hinke er, genau wie Jakob, der Vater Israels.

Nach einer Stunde verlasse ich das Café. Egersund ist ruhig geworden. Flaggen hängen vor den Häusern. Die Läden schließen gleich. In einem Supermarkt kaufe ich das Nötigste. An der Kasse liegt eine Zeitung, deren Titelblatt mit Herzkammerflimmern aufmacht. Diese seltsamen Fingerzeige wie aus dem Nichts machen mir Angst.

Auf den nächsten Kilometern über die alte Küstenstraße radele ich sehr bedacht. Bloß nicht anstrengen. Hier fahren kaum Autos. Das nächste Dorf ist kilometerweit weg. Der Handel mit Unwahrscheinlichkeiten bestimmt plötzlich mein Denken: was wäre, wenn plötzlich mein Herz flimmern würde? Mutterseelenallein. Niemand würde mich wiederbeleben. Ich weiß nicht wann und wie es passiert. Irgendwann wird es geschehen. Zack und weg.

 

Jürgen Rinck (Irgendlink), geboren 1966 in Zweibrücken, entwickelt seit 1995 konzeptuelle Kunstprojekte, in denen er Fotografie mit Literatur und Software kombiniert.

https://irgendlink.de

 

Liveschreiben #15 – die richtige Dosis Ich oder wie ich den Mirfel mit dem Ichzlebub austrieb

Seit wievielen Jahren blogge ich jetzt? Zehn? Fünfzehn? Man könnte sagen, ich habe mir das Bloggen von der Pike auf selbst beigebracht. Mit selbst geschriebenen HTML-Dokumenten hatte es ungefähr 2001 angefangen. Liebevoll mit Vor- und Zurück-Buttons versehene Seiten, die allesamt den Titel trugen „Alltag, der soundsovielte soundsovielte Zweitausendsoundsoviel“ usw. Ich glaube, ich war, najaaa, ziemlich leutselig. Obschon manche sagen, den irgendlink’schen Texten hafte seit jeher ein Hauch Eleganz an (Mag sein, dass dies nur mitleidige Freunde so finden :-) ).

Es war aber auch nicht einfach, damals, im Äon der Bloggosphäre eine klare Linie zu finden, wie man elegant bloggt. Es gab ja keine Vorlagen. Wir waren Pioniere. Auf HTML 4.01 Mayflowers zogen wir hinaus in digitale Brachländer und steckten unsere Claims ab.

Spätestens mit den Livereiseexperimenten ab 2010 rückte die eigene Person in den Fokus des Webexistierens, wenn ich das mal so grob ausdrücken darf. Das Ich.

Die Figur „Ich“ im inhabergeführten Webprojekt

Das Ich ist traditionell ein Problem beim Webpublishing in inhabergeführten Webprojekten. Zum einen ist das Ich notwendig, um einen Protagonisten für die, meist selbst erlebten, autobiografisch hart an der Grenze der Leutseligkeit erzählenden Geschichten zu haben. Zum anderen muss man das Ich auch stets im Zaume halten, um nicht gar zu selbstverliebt, gar zu leutselig, gar zu plump herüber zu kommen in den Texten. Während der Livereise um die Nordsee radelnd und zu Fuß auf dem Jakobsweg habe ich mir intensiv Gedanken gemacht um die Bedeutung  der Figur Ich im Blog. Ich war ja schließlich der Hauptdarsteller, der die erzählte Geschichte erlebt und sie nachts unter der Decke in zugigen Pilgerherbergen auf dem Smartphone tippt, damit die lieben Lesenden morgens zum Frühstück etwas zu gucken haben. Ohne Ich keine Geschichte. Später auf der Radreise um die Nordsee habe ich dem Ich sogar einige fiktive Figuren zur Seite gestellt. Lind Kernig, einen Zeitreisenden aus der Zukunft. Und einen clownfangenden, aufblasbaren Butler namens James. Andere fiktive Figuren habe ich von Grabsteinen abgeschrieben oder von Infotafeln bei Denkmälern. Willkommene Statisten im Tagesgeschäft des Livebloggens. Ich war höchst erstaunt, wie gut diese irgendlink’schen Kunstfiguren bei den Lesenden ankamen. Noch erstaunter war ich, welch mächtige Werkzeuge ich da geschaffen hatte. Die richtige Dosis Fiktion und Abstraktion, sowie ein Schuss Verrücktheit garniert mit einem starken, menschlichen Icherzähler bereichert den Blogalltag und verblüfft die Lesenden. Ist das die Zauberformel? Realität und Fiktion gut gemischt als abstrakt reale Fiktion zurückführen in den Erzählstrom? Nun, es taugt jedenfalls.

Die Lust am Liveschreiben und das ungeheuere Potential, das dahinter steckt, wurden mir spätestens auf der Livereise Ums Meer 2012 klar. Im Grunde kann man in einem Blog alles anstellen, was man möchte. Man muss nur die richtige Dosis Ich finden. Ein Blog ist wie kochen. Eine sehr feinfühlige Sache, die man nur bedingt nach Rezept kredenzen kann.  Das Würzen mit der richtigen Dosis ich ist die Kunst, die  den Meister ausmacht. Es gibt keine Regel, wie man das Ich dosieren kann. Man muss ein Gefühl entwickeln, wie weit man gehen darf, wie weit man als bloggende Hauptfigur seiner eigenen Geschichte in den Vordergrund treten darf, und wann es besser ist, sich zurück zu nehmen. Hier ist es die langjährige Blogerfahrung, die einem in engem Kontakt mit den Kommentierenden hilft, das richtige Maß zu finden.

Ich will es nun gegen Ende des Artikels auf die Spitze treiben mit dem Ich

Eigentlich ist dieser Text ein  gutes Beispiel dafür. Er sagt aus. Er persifliert. Der Autor tritt zurück und kommt im nächsten Moment wieder ganz nach vorne, ohne dabei plump oder gar selbstverliebt zu wirken. Ich könnte – nur so zum Spaß – versuchen, einen Absatz zu schreiben, in dem ich so viele Ichs und Mirs, wie nur irgend möglich benutze, nur um mir selbst zu zeigen, wie es aussieht, wenn ich ganz viele Ichs verwende. Wenn ich quasi mit Ichs und Mirs jongliere, sie in die Luft werfe, versuche, sie oben zu halten auf dass ich auch ja keins fallen lasse. Elegant soll es aussehen, fünf Ichs und drei Mirs in ständiger Rotation. Vielleicht zünde ich noch eine Fackel an, die ich mir in den Mund stecke und auf der groß Ich Ich Ich geschrieben steht, ich selbstgebastelter Clown der modernen Blogliteratur, ich Parodiebeispiel der Überstrapazierung des eigenen Ichs in ichbezogenem Beitrag über das ich, ich.

Ta ta ta. Es ist gut jetzt, Monsieur Irgendlink. Hyperventilierend vor so vielen Ichs, schnappe ich nach Luft, rede mit mir selbst, du langweilst, du nervst, lass die da draußen doch, versuchst du etwa, den Mirfel mit dem Ichzlebub auszutreiben?

PS: Ich glaube, das ist der Artikel mit den meisten Ichs, den ich je geschrieben habe. Mann, bin ick stolz auf mir :-)