Monument des Danks – North Sea Cycle Route „Ums Meer“ 2012

Man sagt, in der Sekunde, in der man vor seinem Schöpfer steht, läuft das gesamte Leben noch einmal vor einem ab. [Denise alias Sofasophia] Wie ein Film rückwärtsgespult. Jedes Bild, jedes Geräusch, jeder Gedanke und jedes Gefühl, das man im Laufe der Jahrzehnte auf dieser Erde hatte, werden noch einmal kurz eingeblendet, bevor der letzte Vorhang fällt. [Norbert und Ute] Ich habe das Fon auf Diaschau gestellt, Zufallsmodus, Bildabstand eine Sekunde. [Anette und Brian] Wahllos blitzt es durch mein Leben, nicht nur die siebentausend Bilder der Nordseerunde sind darauf, auch weitere sechzehntausend Bilder aus den vergangenen Jahren. [Violetta] Die Jakobsweg-Wanderung, Zweibrücken Andorra, Privates mischt sich mit Beruflichem. [Emil und Hannelore] Dokumentarisches ist darauf, die Abfotografie von Informationen, Visitenkarten schnell fürs merken geknipst. [Norbert U.] Hochgradig im Fon bearbeitete Kunstwerke sind neben Banalitäten. Eine konfuse Schau am letzten Reiseabend. [Du und Sie] Vom Wildzeltplatz bei Voudencourt radele ich zunächst über ruhige Landsträßchen. [Michelle und Henriette] Die weißen Sträßchen in den französischen Karten kann man gut als Radwege benutzen. Außer in den Stoßzeiten ist dort nichts los.

Die Karte zeigt Übles: ein verstädtertes Gebiet an der Mosel, das sich von Metz bis Thionville gut fünfundzwanzig Kilometer weit zieht. Auf der Karte ein gut fünf Zentimeter breiter Moloch, eine unnatürliche Barriere aus Industrie und Gewerbe und Wohngebieten. Kaum eine wenig befahrene Strecke verzeichnet. Nur Hauptstraßen. Ich weiß, dass es den Moselradweg auch in Frankreich gibt. [Susanne L.] Er soll gar nicht übel sein. Aber ich will ja quer rüber, nicht der Mosel folgen. Bei Moyeuvre-Grande beginnt der Spaß. Mit Mühe und Not kann ich die steil steigende Straße auf einem Weg am Bach umschiffen, lande verloren in Briey, wo mich vor dem Ortsplan auf einem Schild ein Barbesitzer anspricht und mir den Weg erklärt: Stoppschild, Lidl, Feuerwehr, dann rechts ab den Hinweisschildern folgen. [Klaus K.] Schufterei aus dem steilen Bachtal heraus. Mäßige befahrene Strecke über Moutiers nach Romecourt. [Madame Hingrez] Vor einer Pizzeria frage ich einen Mann, den Besitzer, nach dem besten Weg zur Mosel, möglichst ohne Steigung und tranquille. Er malt es mir auf: Erster Kreisel rechts, zweiter links, Ampel und Brücke geradeaus, Stoppschild rechts, Kreisel, Kreisel, Kreisel und so weiter, Rombas. [Monsieur Quehen] Dort fragen. Gut so. Warte noch, sagt er und verschwindet in der Pizzeria, bringt mir eine Dose Cola zur Wegzehrung. Schon fast an der Mosel? Mäßiger Verkehr. Laut. Stickige Luft. [Gitte] Mosel noch immer nicht in Sicht. Ab Rombas nimmt das Gemetzel zu. Über die D8 Richtung Fluss. [Robin] Autos zählen, zwei, zehn, zwölf, achtzehn und so weiter, knapp hundert Karossen bis kurz vor der Autobahn. [Engelbert] Zwei gefährliche Kreisverkehre, in denen ich ein Loblied auf die englischen RadwegeplanerInnen singe, weil sie es geschafft haben, auf der bald zweitausend Kilometer langen Strecke des Radwegs Nummer Eins selbst den größten, undurchquerbarsten Kreisel so für Radler zu beschildern, dass man irgendwie durchkommt. [Peter und die 14 Schotten] Hinter der Autobahnauffahrt sind die Hinweisschilder zur Moselbrücke plötzlich mit Folie verklebt. Ist die Straße gesperrt? [Gaarder Sykkelsport] Ich versuche bei zwei Polizisten, die einen LKW-Fahrer kontrollieren, herauszufinden, ob man durchradeln kann. Arroganz pur. Der jüngere dreht mir demonstrativ den Rücken zu, als er mich anrollen sieht. [Ray] Ob man das auf der Polizeischule so lernt? Bürgerferne. M.

[Susanne alias Frau Freihändig] Da sonst niemand auf dem autobahnähnlichen Straßenstück zwischen den Kreiseln zu finden ist, muss ich selbst heraus finden, warum man die Schilder zur Moselbrücke nach Bousse zugeklebt hat. Einen Kreisel weiter wird klar: die renovieren die Brücke. [Karen und Carsten] Sie wäre zwar passierbar, ist aber mit Absperrungen so stark verbarrikadiert, dass man selbst zu Fuß kaum durchkommt. [Ingrid alias Waldviertelleben] Drei Kreisel retour, weitere fünf Kilometer Gemetzel. Rüber nach Guénange. [Herr Steffen] Ein anderer verlorener Radler mit viel Gepäck vor mir. [Sarcom] Kurz vor der Brücke habe ich ihn fast erreicht, aber er fährt geradeaus weiter gen Thionville. [Schlager] Andere Moselseite. Blog seis getrommelt und gepfiffen. [Steph] Der Moselradweg führt dort auf idyllischen Teerpfaden, in Flussnähe, meine ich zu erkennen. [Friedrich und Giesela] Noch bis Metzervisse bin ich im Feierabendstrom gut hundert Autos lang über die normalerweise ruhige D60. [Arne und Sylvie] Wenn ich erst europäischer Verkehrsminister bin, phantasiere ich, sorge ich dafür, dass Autos nur dann fahren dürfen, wenn mindestens drei Menschen darin sitzen und dass man Radler nur mit einer Maximalgeschwindigkeit von fünfzig km/h passieren darf. Jawohl. [Patrick alias Kieselsteine].

Nur noch acht Dörfer bis Deutschland. [Tone, Jostein und Jon Olaf] Ab Kédange wunderbare idyllische Strecke durch Wiesen und Hügel. [Neil aus Newtonmore] Verschlafene Dörfer, in denen ich jeweils für ein paar Minuten anhalte, um Frankreich ausklingen zu lassen. [Stefan alias Fliegerhorst] Die letzten Ideen im Kopf zusammenkratzen, als würde man einen Teller Nudeln leeressen oder ein Nutellaglas bis zum letzten Rest ausschaben: was fehlt? [Ulli und Horst] Eine Dankesliste und eine Gesamtrevue der Nordseerunde. [Emil M.] Na, ob das so eine gute Idee ist, die beiden Elemente des live geschriebenen Berichts auch tatsächlich am offenen Herzen der Literatur operierend einzuflicken? [Emil und Hannelore] Der Review der gesamten Strecke, mal ehrlich, lieber Irgendlink, kannst du doch in diesem unkonzentrierten, hippeligen Endstadium der Reise gar nicht gerecht werden. [Hanne alias Dina] Zu wild sind deine Gedanken und Gefühle, zu verwirbelt ist alles. Das ist ein Glas Wasser, in das du gerade einen Tropfen Sirup geschüttet hast. [Klausbernd und die Buchfeen Siri und Selma] Chaotisch mischt sich das Süß mit dem Trägerstoff und in dem Anfangsstadium dessen, was du bald trinken wirst, ist kaum etwas Klares auszumachen. [Georges] Hey, das wird der Reise nicht gerecht, wenn du jetzt noch einen zusammenfassenden Artikel schreibst und mit den Dankesreden, nuja, du wirst sicher den einen oder anderen vergessen. Lass es! [Brian, Lil und Frieda] Eine Idee kommt mir in den Sinn, die ich schon vor Boulogne hatte: ich flicke einfach alle Namen derjenigen, denen ich danken will, in einen ganz normalen Artikel ein. [Jachi und Christel] Dann werden sie auch gelesen. [Jo und Dani] Nichts ist dröger, als eine Seite voller Namen, auf denen diejenigen, die vermuten, genannt zu werden, nach ihrem Namen suchen müssen. [alle, die ich vergessen habe].

(sanft redigiert und gepostet von Sofasophia)

Tage 125 und 126 – die Strecken

Wie es aussieht, ist das der letzte Streckenlink-Artikel dieser Live-Reise, den ich publiziere. *snieff*

Ein bisschen wehmütig ist mir schon zumute. Immer wenn etwas aufhört und das Leben für Neues, Anderes Platz schafft, schlägt das Herz Synkopen, macht Sprünge und findet schließlich einen neuen Rhytmus. Wohlan den Herz, nimm Abschied und gesunde, sagt Hesse.

Irgendlink wird, wie es aussieht, morgen Abend bereits das vertraute, einsame Gehöft erreichen. Nur noch ein paar wenige Kilometer trennen ihn nun von der deutschen Grenze, die er schon heute hätte überrollen können. Doch die Wieschen, die wilden, schönen, weiten, hätten ihm Lust auf eine letzte wilde Nacht gemacht, meinte er am Telefon. Die Françitude will bis zum letzten Tropfen ausgekostet sein.

>>> Wildzeltplatz zwischen Billy und Vaudoncourt – Wildzeltplatz bei Waldweistroff: zum Kartenausschnitt der heutigen Tagesetappe: bitte hier klicken!

>>> Waldweistroff – Zweibrücken: mutmaßlicher Kartenausschnitt der letzten Etappe: bitte hier klicken!

Tag 125 – Noch mehr Bilder

Weil der Daypass, den Irgendlink gebucht hat, noch über ein wenig Restvolumen verfügt, aber in einer knappen Stunde ausläuft, hat er mir noch mehr Bilder geschickt.

Ein Hohn von Radweg. Etwa zwei Kilometer lang, wechselt mittendrin die Straßenseite und endet abrupt im Nichts hinter Guénange (zum Vergrößern bitte draufklicken).

Oh Herr, lass Radwege wachsen. Kurz vor Kédange an der D 918. :-)

Ich bin grad auf einer relativ stark befahrenen Feierabendstraße. Wer solche Radwege baut, baut auch Sofas ohne Polster, Klos ohne Abfluss. Das muss ins Bauesoterikbuch.
Jetzt ist ruhiger. Auf der D 60a nach Klang, notiert Irgendlink in einer Mail.

Später: Liebgrüß an Alle. Ich hab die Grenze fast erreicht. Kurz vor Saarlouis gehe ich um acht offline. Das Auslandspaket läuft ab. Nur noch zwei Dörfer bis ins deutsche Netz
Bis Morgen. Gute Nacht Ihr Johnboys und -girls da draußen.

Cascading Dog Bells – Oper der bellenden Hunde

Muster. Wo du nur hinschaust in der Welt, gibt es Muster. Sie zu erkennen ist die Aufgabe des aufmerksam durchs Leben Gehenden. Denn sie bilden eine Art Rückgrat, an dem sich Nerven, Sehnen und Muskelstränge winden. Was wird bleiben von der schnell durchradelten Gegend zwischen Arras und Saarbrücken? Dass die Champagne nicht nur Wein ist, hatte ich erwähnt, dass sie im Gegenteil sogar viel eher Getreidefelder ist, flach, staubig, überhitzt im Sommer. Braun, klebrig und fast menschenfeindlich im Herbst hatte ich auch erwähnt. All das stimmt nicht. Es kommt immer auf den Zeitpunkt an, zu dem man eine Gegend durchradelt. Den Jahreszeitpunkt wie auch den Tageszeitpunkt. Das günstige oder ungünstige Licht, die eigene innere Verfassung. Die Richtung ist auch wichtig. Das wusste schon Flann O´Brien in Der dritte Polizist. Gehst du in die falsche Richtung, zieht sich der Weg ohne Ende, gehst du in die richtige, dann fliegt er dir entgegen. Die erweiterte Richtungsbetrachtung nach Irgendlink setzt einen drauf: es gibt nur richtige Richtungen und verfälschte richtige Richtungen. Bei einer verfälschten richtigen Richtung hast du ein Problem mit deiner Einstellung. Du selbst bist ein Teil des Wegs. Das Ziel ist weder der Weg, noch das Ziel, sondern du.

So oder so ähnlich vor mich hindenkend in den Endphasen von „Ums Meer 2012“ kurbele ich das obere Ainse-Tal hinauf nach Grandpré, wo ich einen holländischen Radler aus Vlissingen treffe. Kaum kann ich mich erinnern, wo die Stadt liegt. Eine Eigenart des zurückgelegten Wegs ist, dass man die Dinge durcheinander bringt, sobald sie nur ein paar Tage zurückliegen. Es gibt tatsächlich nur die Gegenwart, in der die Dinge wahr sind. In der Zukunft sind die Möglichkeiten wahr und in der Vergangenheit wird das Echte mit dem Möglichen zu einer phantastischen Masse verquirlt, in dem wiederum alle Möglichkeiten der Welt liegen, aber nur für den, der durch die Zeit reisen kann.

Der Holländer und ich hatten den gleichen Weg. Von Vlissingen via Breskens und Belgien nach Boulogne, hilft er mir auf die Sprünge. Grandpré sonntags Flohmarktstimmung. Autos parken in allen Gassen am Straßenrand und Menschen laufen kreuz und quer. Auf dem Markt vor der Kirche (in der Bildcollage zu sehen) trudeln sie durcheinander, kaufend, feilschend, quatschend. Ein Händler beschallt den ganzen Platz. Dudelsackmusik, so dass ich sentimental werde, mich für den Moment zurückversetzt fühle nach Edinburgh, das ich durch den Tunnel einer umgewidmeten Bahnstrecke an einem ähnlich sonnigen, aber kühlen Tag erreichte. Menschen im Park, Sonnenanbeter vor reflektierenden Mauern, Congas und ein echter Dudelsack. Das Gemurmel, kollektiv, unverständlich, einlullend. Ich hab wahrlich viel gesehen auf meiner Runde um die Nordsee.

Ein winziger Hund zofft sich mit einem trägen Bernhardiner, der aus dem Seitenfenster auf der Rückbank eines Peugeot 205 schaut. Welch absurdes Bild. Als säße eine Kuh auf dem Rücksitz. Der Fahrer wirkt fast unsichtbar, steuert die schief hängende uralte Karre durch die Stadt. Eines der Muster der letzten Tage ist das Hundegebell. In jedem Dorf, vor jedem Hof, in jedem Vorgarten, den ich passiere, verbellen mich die Hunde. In größeren Ortschaften löse ich eine wahre Kaskade des Bellens aus. Vom Ortsanfang bis Ortsende könnte ein Blinder exakt meinen Standort bestimmen, nur anhand einer imaginären Skizze der jeweiligen Hundestandorte und wann sie zu bellen beginnen. Der Fremdkörper im ländlich französischen Idyll. Wenn man alles Hundegebell der letzten Tage mitschneiden würde und es als Soundfile abspeichern würde, könnte man eine wahre Oper des Hundebellens daraus basteln. Schon arbeite ich an einer Arie für Trompete und Hund, an einer Sinfonie für zehn Pinscher und einen Berner Sennenhund, an einer Kakophonie der sturzbachähnlich über mich herein brechenden Hundewarnrufe. Cascading Style Sheets – ein Ausdruck aus dem Webdesign, Cascading Dog Bells, die kaskadierend hierarchisch arrangierten Glocken des Hunds, fabuliere ich tollpatschig. Ein bisschen Quatschassoziation darf sein, oder?

Ein weiteres Muster sind die Soldatenfriedhöfe aus dem Ersten Weltkrieg. Alle paar Kilometer findet man einen: Amerikaner, Engländer, Deutsche, Franzosen – mit Hinweisschildern in der jeweiligen Landessprache und darunter, auf Französisch, sind die Mahnmale europäischer Zwistigkeiten ausgeschildert. Hunderte, Tausende, Millionen Gräber. Steinkreuze, Eisenkreuze, Holzkreuze, Namen, Nummern, frisch gemähter Rasen, zigjährige Bäume. Dichte Hecken oder Zäune oder Mauern umranken die Felder. Es obliegt den jeweiligen Ländern, ihre Gräberdenkmäler zu pflegen. Beim deutschen Friedhof in Romagne mache ich Halt. An der schweren Eisentür am Eingang gibt es eine Art Briefkasten mit Gästebuch und einem Buch, in dem die Namen der armen Teufel, die hier liegen, verzeichnet sind. Mit der Grabnummer. Die Kriegsgräberfürsorge hat im Gästebuch auf jeder Seite ein Muster gedruckt, wie man es zu benutzen hat: Name, Adresse, Nation, Email und wahlweise einen Kommentar kann man eintragen. Oben auf jeder Seite steht Frau Mustermann. Internationale Einträge. Echt traurig, was unser Land mit den Überbleibseln der tollen Soldaten gemacht hat, schreibt ein Jan Wolf. Unsere guten Soldatengräber sollten besser gepflegt werden. Und wie zum Trotz schreibt ein anderer: Wir gedenken unserer gefallenen deutschen Soldaten weltweit (im Muster steht: wir gedenken der gefallen Soldaten aller Nationen weltweit). Die filigrane Kommunikation auf den toten Seiten toter Gästebücher an den Pforten toter Orte.

Über die angebliche Schäbigkeit des sehr gut gepflegten Friedhofs beklagt man sich, was ich erst verstehen kann, als ich ein paar Kilometer weiter durch einen amerikanisches Gräberfeld radele. Die D123 führt auf der Ostseite von Romagne auf einer prächtigen Doppelallee mitten durch das großzügige Areal. An den Einfahrten markieren schneeweiße Türme das Monument des Massentods. Was für eine elende Vergeudung von Menschenleben! Ich stelle mir all die jämmerlichen Einzelschicksale vor von träumenden, liebenden, hoffenden Männern, die sich allesamt überlegt haben, irgendwie davon zu kommen, baff, Granate, die übernächtigt, verschmutzt, durchnässt in den Schützengräben gelegen haben, zisch, Schrapnell, bei Kälte und Regen jahrelang unter Dauerfeuer, Kopfschuss, nie durchschlafen, Lungenriss, niemals waschen, raus da raus da raus da, Offensive, Bajonett im Bauch, einen Idioten womöglich zum Vorgesetzten, im Rücken die eigenen Leute, Maschinengewehrsalve, damit man auch ja angreift, wenn das Kommando kommt, sonst metzeln einen die eigenen Kumpels. War es so? Hundert Jahre her. Himmelnocheins, wenn man das Universum in all seiner zig milliardenlangen Existenz auf einen einzigen Tag projiziert, dann haben die armen Schweine, deren Überreste in den Gräbern verrotten zu exakt dem selben Zeitpunkt gekämpft, wie ich diese Zeilen schreibe. Wie lange sind hundert Jahre, wenn 13 Milliarden Jahre ein Tag ist?

Was habe ich es doch so gut, in einem befriedeten Kontinent zu leben. Vielleicht sollte ich mich bei den Kerlen, die meine Großväter waren, bedanken? Dennoch bleibt das schale Gefühl, ob das alles überhaupt nötig war.

In der Nacht, schon jenseits der Meuse, schlafe ich sehr unruhig am Rand eines Feldwegs irgendwo in den flachen Ländern Richtung Mosel. Ich kann vier rote Blinklichter sehen im Nordosten. Ob das die Kühltürme von Cattenom sind?

(sanft redigiert und gepostet von Sofasophia)